Wenn der Bär mit dem Kobold um den Titel kämpft

Trier · Eine pfiffige Idee ist in die neue Saison gestartet: Am Mittwoch war in der Tufa der Anpfiff für die siebte Auflage der Comedy-Bundesliga. Neuzugang Faisal Kawusi forderte Routinier Johannes Flöck heraus. Gewinner war auch das Publikum, das dank zweier gut aufgelegter Künstler einen höchst vergnüglichen Abend erlebte.

 Moderator Stephan Vanecek verkündet den Comedians das Abstimmungsergebnis: Sieger ist Johannes Flöck (rechts). TV-Foto: Rolf Lorig

Moderator Stephan Vanecek verkündet den Comedians das Abstimmungsergebnis: Sieger ist Johannes Flöck (rechts). TV-Foto: Rolf Lorig

Foto: Rolf Lorig (flo), ROLF LORIG ("TV-Upload Lorig"

Trier. Als Veranstalter Theo Vagedes kurz nach 20 Uhr im großen Saal auf die Bühne klettert, kann er im Publikum zahlreiche Bekannte begrüßen. Denn auf seine Frage, wer denn schon frühere Veranstaltungen besucht habe, meldet sich etwa die Hälfte der Anwesenden. Denen, die an diesem Abend erstmals dabei sind, erläutert Vagedes kurz das Spiel. Eine Jury hat aus 100 bereits im Vorfeld ausgewählten Kabarettistinnen und Kabarettisten der deutschsprachigen Kleinkunstszene 14 Künstler nominiert, die an 13 renommierten deutschen Spielstätten über eine komplette Saison von September bis Juni des folgendes Jahren mit 182 Auftritten in 91 Begegnungen um den Titel Deutscher Kabarettmeister kämpfen. Das erste von sieben verschiedenen Aufeinandertreffen in Trier könnte nicht spannender sein. Da ist der Herausforderer Faisal Kawusi, ein in Deutschland geborener Bär von Mann mit afghanischen Wurzeln.Bauch statt Bombengürtel


Er startet mit einer Entwarnung: Nein, seine beträchtliche Körpermitte sei kein Bombengürtel, sondern ein ehrlich erworbener Bauch. Erste, teils etwas nervöse Lacher vom Publikum, das in der Folge aber mehr und mehr seine Scheu vor Kawusi ablegt. Das war alles, nur kein Mitleidseffekt. Denn der Comedian stellt rasch unter Beweis, dass er in der Szene zu Recht als unterhaltsames Schwergewicht gehandelt wird. Kawusi ist nichts heilig. Er spottet über seine eigenen Unzulänglichkeiten, verspottet die Taliban und spielt raffiniert mit den Vorurteilen der Menschen. Man ist durchaus versucht ihm zu glauben, als er sich selbst charakterisiert: "Ich spiele auf der Bühne nicht, ich bin privat genauso bescheuert." Das Publikum hat jedenfalls seinen Spaß, und auch er selbst musste zuweilen aufpassen, dass er sich nicht im Lachen über die eigenen Witze verlor.
Und dann kündigt Moderator Stephan Vanecek, der ebenfalls mit viel Witz und Charme durch den Abend führt, Johannes Flöck an. Schon vom Äußeren her könnte es keinen größeren Gegensatz zu dem schwergewichtigen gelernten Bankkaufmann aus Frankfurt geben. Drahtig und ständig in Bewegung wuselt und lispelt der in Koblenz geborene und in Köln lebende Unterhaltungskünstler wie ein Kobold über die Bühne. Auch er nimmt sich fortwährend auf den Arm, setzt sich zur Begeisterung des Publikums humorvoll mit dem eigenen Älterwerden auseinander. Er habe sich vorgenommen, die Welt künftig mit anderen Augen zu sehen, berichtet er. Und das klappe mit ständig nachlassender Sehkraft von Jahr zu Jahr besser ...
Flöck, der unter anderem bei ZDF neo in der Comedysendung "NightWash" häufig zu sehen ist, kann sich sein Publikum strategisch geschickt erobern. Seine Witze prasseln ohne Unterbrechung auf die Menschen im Saal, passend untermalt von einer zuweilen fast schon grotesken Mimik. Als dann Stephan Vanecek das Publikum nach der Spielzeit von zwei Mal 45 Minuten um die Wertung bittet, kommt Krimi-Spannung auf. Mit 57 Prozent der Stimmen entscheidet Johannes Flöck das Duell zwar für sich. Herausforderer Faisal Kawusi kann mit seinem Ergebnis jedoch eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass er ein aufgehender Stern am Comedyhimmel ist, von dem man sicherlich noch viel hören wird. Am 4. Dezember treffen an gleicher Stelle Martin Fromme und Sarah Bosetti aufeinander.

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