Thema, bei dem viele in die Luft gehen

Daun · Keine weiteren Genehmigungen bis zum Abschluss des Moderationsprozesses, Drosselung des Abbautempos sowie keine neuen Gruben. Dies sind die Hauptforderungen der Bürger zum Gesteinsabbau in der Vulkaneifel. Damit liegen sie auf einer Linie mit dem Kreistag - der aber darüber nicht entscheidet. Den Wunsch, bereits genehmigte Abbauflächen zu reduzieren, sehen die meisten Fraktionen als unrealistisch an.

 Der aktuelle und künftige Gesteinsabbau in der Vulkaneifel (wie hier bei Kirchweiler) bewegt die Menschen in der Region. Ab Frühjahr 2016 soll der Moderationsprozess zwischen Unternehmern, Bürgern, Naturschützern und der Kommunalpolitik starten. TV-Fotos (2): Mario Hübner

Der aktuelle und künftige Gesteinsabbau in der Vulkaneifel (wie hier bei Kirchweiler) bewegt die Menschen in der Region. Ab Frühjahr 2016 soll der Moderationsprozess zwischen Unternehmern, Bürgern, Naturschützern und der Kommunalpolitik starten. TV-Fotos (2): Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Daun. Es ist ruhig geworden um den Gesteinsabbau in der Vulkaneifel, nachdem im Spätherbst 2014 beschlossen wurde, das sensible Thema aus der Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplans herauszulösen. Zu ruhig für viele Bürger und die Interessengemeinschaft (IG) Eifelvulkane. "Denn der Abbau geht weiter - und wie", sagte Gisela Kannenberg aus Daun. Davon hatten sich Mitglieder der IG im Sommer bei einem Rundflug, an dem auch Landes-Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) teilgenommen habe, ein Bild gemacht - genauer gesagt Dutzende Bilder.
Die wurden gezeigt bei der Informations- und Diskussionsrunde der IG, zu der die Vertreter aller sieben Kreistagsfraktionen und rund 50 Bürger gekommen waren, jedoch keine Abbauunternehmer. Und sie sorgten reihum für Erstaunen. Denn aus der Luft bekommt man einen exakten Eindruck über den Fortgang des Abbaus, den man beim Vorbeifahren nicht erkennt.Neuigkeit bringt Aha-Effekt


Für einen Aha-Effekt sorgte auch eine weitere Neuigkeit: Der Runde Tisch, bei dem Abbauunternehmer, Bürger, Politiker, Naturschützer und Gemeindevertreter mithilfe eines externen Moderators einen Kompromiss zum Gesteinsabbau finden sollen, wird nicht mehr dieses Jahr starten, wie zunächst geplant, sondern erst im Frühjahr 2016. Den Auftrag zur Moderation hat die Vollversammlung der Planungsgemeinschaft Region Trier an ein Büro aus dem Saarland vergeben - nach TV-Informationen für 50 000 Euro. Es soll das gleiche Büro sein, das auch beim Modell-Moderationsprozess in Rheinhessen-Nahe tätig war.
Drei Fragen standen für die IG beim Diskussionsabend im Vordergrund: Wo stehen wir? Wie geht es weiter? Was sagt die Politik vor Ort? Während bei Punkt zwei auf den Runden Tisch verwiesen wurde, bezogen zu Punkt drei die Vertreter aller sieben Kreistagsfraktionen Stellung (siehe Extra).
Und zum aktuellen Stand der Dinge äußerte sich Hartmut Schmidt von der IG. Er sagte: "Derzeit gibt es im Kreis 1240 Hektar genehmigte Abbauflächen für Lava und Basalt sowie 500 Hektar für Kalkgestein, die bisherige Planung, die aber gestoppt wurde, sah weitere 1600 Hektar vor. Das entspricht einer Größe von insgesamt weit über 4000 Fußballfeldern." Dagegen wehren sich Bürger und Kommunalpolitiker seit Jahren. Das taten sie auch bei der Veranstaltung. So sagte Helmut Bell aus Pelm: "Ich habe kein Vertrauen mehr in die Planungsgemeinschaft, nachdem sie solch einen Plan vorgelegt hat."
Eine Bürgerin fragte, wie sich der zunehmende Abbau mit der Idee des Gesundlands Vulkaneifel vertrage - und bekam die vielfache Antwort: "Überhaupt nicht." Und für Hans-Peter Slabik aus Daun sind schon heute "die Grenzen des Wachstums in der Vulkaneifel deutlich sichtbar". Er mahnte: "Wenn der Abbau in diesem Tempo fortschreitet, dann verliert die Vulkaneifel ihre charakteristischen Punkte, die Vulkankegel. Dann können wir das mit dem Tourismus vergessen."Meinung

Abbau geht weiter
Die Forderung, bis zum Abschluss des Moderationsprozesses kein weiteren Abbau zu genehmigen, ist blauäugig. Denn der Runde Tisch hat rechtlich hat keine aufschiebende Wirkung - und noch nicht einmal begonnen. Daher wird sich auch kein Abbauunternehmner moralisch verpflichtet fühlen, eine Pause einzulegen. Weder jetzt noch in Zukunft. Die Chance, die der Moderationsprozess bietet: Der Rohstoffabbau könnte erstmals transparent werden. m.huebner@volksfreund.deExtra

Gordon Schnieder (CDU): "Lava und Basalt werden zu billig verkauft. Beim Kalk, der veredelt wir, ist das anders. Dort hängen auch mehr Jobs dran." Er appelliert an die Unternehmer: "Nennen Sie Ihren Bedarf und legen Sie Zahlen vor." Georg Linnerth (SPD): "Die SPD steht voll und ganz hinter der Resolution des Kreistages, die besagt: keine neuen Gruben in der Vulkaneifel. Denn so kann es nicht weitergehen." Karin Pinn (FWG) differenziert ebenfalls zwischen Lava und Basalt sowie der Veredelungsindustrie beim Kalkabbau. Sie sagt: "Wir werden Geduld brauchen und beharrlich unser Ziel verfolgen müssen, das da heißt: keine neuen Gruben." Marco Weber (FDP): "Es dauert mir alles zu lange, in das Thema muss mehr Feuer!" Dietmar Johnen (Grüne): "Beim Moderationsprozess sind uns Transparenz und die Beantwortung folgender Fragen wichtig: Wie viel wird abgebaut? Wo wird abgebaut? Wo geht das Material hin?" Hans Ludwig (BUV): "Wir sind für einen vernünftigen Kompromiss. Der Abbau in der jetzigen Form tut keinem weh." Hildegard Slabik-Münter (Linke) protestiert: "Schon heute haben wir Raubbau an der Eifel. Wir werden hart dafür kämpfen müssen, das zu ändern. Die Menge und das Tempo des Abbaus müssen deutlich reduziert werden." mh

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