Neueste Umwelttechnik für neues Bad

Konz · Ein hochmodernes Blockheizkraftwerk versorgt seit einigen Wochen das neue Konzer Schwimmbad mit Strom und Wärme. Eine erwünschte Nebenwirkung: Die Anlage heizt auch das Schulzentrum und die benachbarten Sporthallen.

 Der große Schornstein ist das einzig charakteristische Merkmal des Zweckbaus in der Hermann-Reinholz-Straße. Hinter der unauffälligen Fassade verbirgt sich modernste Heiztechnik. TV-Foto: Jürgen Boje

Der große Schornstein ist das einzig charakteristische Merkmal des Zweckbaus in der Hermann-Reinholz-Straße. Hinter der unauffälligen Fassade verbirgt sich modernste Heiztechnik. TV-Foto: Jürgen Boje

Foto: Jürgen Boie (jbo) ("TV-Upload Boie"

Konz. Rein äußerlich eine funktionale Halle - am auffälligsten ist der grüne Schornstein - doch der Zweckbau beherbergt modernste Heiztechnik für umweltschonende Strom- und Wärmegewinnung. Die Verbandsgemeindewerke Konz haben ihre neue Nahwärmezentrale interessierten Bürgern an einem Tag der offenen Tür vorgestellt.
Sie besteht aus einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk (BHKW), zwei zusätzlichen Gaskesseln für kurzfristige Leistungsreserven und einem Biomassekessel, der mit Holzhackschnitzeln befeuert wird. Der Komplex versorgt nicht nur das Saar-Mosel-Bad mit Strom und Wärme. Auch das Schulzentrum und die Sporthallen beziehen von der Anlage ihre Heizungsenergie.Wärmeenergie als Abfallprodukt


Blitzblank ist es in der Halle, leise grummelnd arbeitet ein Gasbrenner und erzeugt permanent Strom und Wärme. Der Kasten, der kaum größer als ein Kleiderschrank ist, arbeitet auf vollen Touren. "Das soll auch so sein", erläutert Stefan Oberbillig, Leiter der Verbandsgemeindewerke Konz. Wenn das BHKW ausgelastet ist, erreicht es einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent. Das ist möglich, weil die Abwärme, die bei der Stromerzeugung anfällt, als Wärmeenergie zum Heizen genutzt wird, anstatt sie einfach über Kühltürme in die Luft abzulassen. Die Leistungsstärke des Kraftwerks sei so berechnet worden, dass die Wassertemperatur im Lehr- und Schwimmbecken konstant auf 28,5 bis 29 Grad und im Kinderbecken auf 31 Grad gehalten wird. Der produzierte Strom reicht aus, um das gesamte Schwimmbad mit seinen Pumpen, Lüftungen, der Beleuchtung und die sonstige Technik zu versorgen.
Für zusätzlichen Heizbedarf - insbesondere in den kälteren Monaten - steht dann ein hochmoderner Biomassekessel zur Verfügung. "Da werden Hackholzschnitzel aus der unmittelbaren Umgebung verbrannt", erklärt Diplom-Ingenieur Ewald Emmerich, der zusammen mit den Verbandsgemeindewerken die Anlage geplant hat. Der Vorteil dieser Technik sei, dass das Holz aus der Region komme. Die VG-Werke konnten langfristige Lieferverträge abschließen. So profitiere die heimische Wirtschaft.
Auch für den Biomassekessel gilt, dass er möglichst gut ausgelastet sein soll. "Dann ist der Wirkungsgrad am höchsten, und es fällt nur wenig Asche an", sagt Emmerich. Er rechnet mit gerade mal 150 bis 200 Liter Asche pro Woche. Das entspricht in etwa dem Inhalt einer normalen Mülltonne.
Joachim Weber, erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde und für die Schulen zuständig, ist mit dem Nahwärmekonzept sehr zufrieden. "Wir steigern so den Wirkungsgrad der Anlage. Der Kreis als Schulträger braucht keine Investitionen mehr in die Wärmeversorgung der Schulen zu tätigen, da dies von den VG-Werken übernommen wurde. Unter dem Strich ist es einfach wirtschaftlicher, wenn so eine hochmoderne Anlage optimal ausgenutzt werden kann."
Hochmodern ist die Anlage auch in Bezug auf das Personal, arbeitet sie doch im Regelbetrieb voll automatisch. "Wir haben daher zunächst auch keine zusätzlichen Mitarbeiter eingestellt", sagt VG-Werke-Chef Oberbillig. Natürlich müsse die Anlage auch gewartet und kontrolliert werden. "Aber zunächst wollen wir Erfahrungen sammeln, bevor wir über neue Mitarbeiter nachdenken."Extra

Baukosten: 1,8 Millionen Euro Bauzeit: August 2014 bis Juni 2015 Technik: - BHKW mit 82 Kilowatt (kW) thermischer und 50 kW elektrischer Leistung, Gaskessel mit 500 kW - Gaskessel mit 1250 kW - Biomassekessel mit 750 kW - Biomasse (Holzhackschnitzel)-Bunker mit 130 Kubikmeter Volumen - Pufferspeicher mit 16 000 Liter Wasserfüllung - 940 Meter Rohrleitung mit 9000 Liter Wasserfüllung - automatische Steuerung, die die Wassertemperatur im System konstant auf 70 Grad hält (Vermeidung von Legionellen-Bildung) Angeschlossene Gebäude: Saar-Mosel-Bad, Schulzentrum, Saar-Mosel-Halle und Halle der TG Konz. Weiteres Nahwärmenetz: Die Stadt Konz hat schon vor fünf Jahren 1,5 Millionen Euro in ein Nahwärmenetz in Konz-Karthaus investiert. Die dortige riesige Holzhackschnitzelheizung versorgt das Kloster, die Grundschule St. Johann samt Mensa, das Seniorenheim und die Kita nebenan. jbo

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