Versteckte Kamera im Rauchmelder: Prozess um ausgespähte Kontodaten von Kunden - Erdrückende Beweise

Trier · Vermutlich zwischen 31 und 42 Monate Strafe erwarten einen 33-jährigen Mann, der in mehreren Banken Geräte installiert hat, mit denen Geheimzahlen von EC-Karten ausspioniert worden sind. Er hat Taten in Schweich und Osburg zugegeben. Vorfälle in Trier-Tarforst oder Kell bestreitet er.

Trier. Das hatte sich Verteidiger Christian Lange anders vorgestellt. Ursprünglich sollte sein Mandant nur zugeben, in der Sparkassengeschäftsstelle Osburg eine als Rauchmelder getarnte Kamera ausgebaut zu haben. Deren Bilder und die Daten eines am Eingang zur Bank angebrachten Lesegeräts sollten dazu benutzt werden, mit gefälschten EC-Karten in der Karibik unrechtmäßig Geld von Kunden aus der Region zu stehlen.

Beim Abmontieren des Geräts am 24. November vergangenen Jahres war er von der Polizei verhaftet worden. Die von Staatsanwalt Wolfgang Spies dem 33-jährigen Andrei Z. vorgeworfenen Manipulationen in St. Wendel, Kell, Schweich, Tholey-Hasborn, Trier-Tarforst sowie ein weiterer Fall von Datenklau in Osburg wiesen Verteidiger und sein Mandant von sich.Verräterischer Schmuck


Doch diese Taktik hat am ersten von ursprünglich sechs geplanten Verhandlungstagen nur so lange Bestand, bis der Vorsitzende Richter Armin Hardt auf die Ermittlungsunterlagen hinweist. Denn darin sind Fotos von Überwachungskameras vorhanden, die für ein Umdenken sorgen. Zu sehen ist ein Mann, der Ring, Kette und Armbanduhr trägt. Diese gleichen dem Schmuck, den der Angeklagte bei seiner Verhaftung getragen hat.
Für Rechtsanwalt Lange ist klar, dass er eine neue Strategie braucht. Seinem Mandanten wird vermutlich in diesem Augenblick klar, dass es wohl noch einige Zeit dauern wird, ehe er seine Frau und seinen siebenjährigen Sohn wiedersehen kann.

Was folgt ist ein Gespräch zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht. An dessen Ende steht dann eine Einigung, die vermutlich dazu führen wird, dass auf die inzwischen rund elfmonatige Untersuchungshaft noch viele weitere Monate in einer Justizvollzugsanstalt folgen werden. Zwischen 31 und 42 Monaten Haft wird es am Ende geben. Dafür gibt Andrei Z. zu, zweimal in Osburg und einmal in Schweich beim Datenklau geholfen zu haben.
In einem Coffeeshop in Amsterdam sei er angesprochen worden, ob er nicht schnell viel Geld verdienen will, sagt der wegen bandenmäßiger Fälschung von Geldkarten Angeklagte. Hintermänner kenne er nicht. Ebenso wisse er nicht den vollständigen Namen des Mannes, dem er die Kamera gegeben hat.

Diese Aussagen sind nicht außergewöhnlich in Fällen, bei denen es um das sogenannte Skimming geht. Dabei werden Kontodaten gestohlen, Geldkarten mit diesen Informationen bestückt und Geld in außereuropäischen Ländern an Bankautomaten abgehoben.

Im Fall der vor Gericht verhandelten Fälle geht es um rund 850 Abhebungen in Jamaika und auf den Bahamas. Dabei flossen wohl rund 60 000 Euro in dunkle Kanäle. Den Kunden - allein im Fall Schweich waren 300 Kontoinhaber betroffen - ist kein Schaden entstanden. Sie erhielten ihr Geld zurück.

Mit welcher Strafe der Angeklagte rechnen muss, wird sich vermutlich am Montag zeigen. Dann will die Große Strafkammer ihr Urteil fällen.

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