Hüttenbrennen, Burgbrennen, Radschieben: Wenn die Eifel Feuer und Flamme ist

Bitburg/Prüm/Daun. · Ein richtiger Winter war das bislang zwar noch nicht, doch das tut nichts zur Sache: Am Sonntag ist Schluss damit. Dann brennen wieder in vielen Orten in der Eifel die Kreuze, Haufen und Räder, um den Winter zu vertreiben. Im Bitburger Stadtteil Mötsch steht ein Baum in Flammen.

Hüttenbrennen, Burgbrennen, Radschieben: Wenn die Eifel Feuer und Flamme ist
Foto: Liesel Bast
Hüttenbrennen, Burgbrennen, Radschieben: Wenn die Eifel Feuer und Flamme ist
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Hüttenbrennen, Burgbrennen, Radschieben: Wenn die Eifel Feuer und Flamme ist
Foto: Helmut Gassen

Keinen Hund jagt man bei so einem Wetter vor die Tür. Und auch keinen Strohbären. "Ich habe ihn heute nicht gesehen", sagt Helmut Peter Mohr am Abend jenes verregneten Tags. Mohr wohnt in Mötsch. Genau wie der Strohbär. Wobei dieser sich immer nur einmal im Jahr blicken lässt. Nämlich am Rosenmontag oder am Fastnachtsdienstag. Dann zieht der Bär, der ein wenig aussieht wie ein Michelin-Männchen vom Lande, mit Jugendlichen durch Mötsch und sammelt Geld.

Diesmal aber hat sich der Strohbär nicht blicken lassen. Zumindest nicht bei Mohr. Und auch nicht bei Ortsvorsteher Heiko Jakobs. Der aber forscht nach und findet heraus, dass der Bär am Rosenmontag zwar unterwegs war, aber nicht so lange. Das Wetter war einfach nicht strohbärentauglich.
Woher die Sache mit dem Strohbär kommt, dafür haben weder Jakobs noch Mohr eine Erklärung. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht ist diese Figur verbreitet. Aber in der Eifel? Im Eifelkreis ist Mötsch der einzige Ort, wo es einen Strohbären gibt - und, wie es scheint, der einzige Ort mit Strohbaum.

Wer zuletzt geheiratet hat, backt

Der Strohbaum ist das, was am kommenden Sonntag angezündet wird. Ein mit Stroh umwickelter Baumstamm mit einem Tannenbaum als Spitze. Das Ganze erinnert an eine Kerze. Und mit dieser Kerze vertreiben die Mötscher den Winter. Danach gibt es Nautzen für alle - der TV hat erst kürzlich auf dieser Seite Rezepte für diese fettgebackene Leckerei vorgestellt. Die Zutaten dafür werden von den Mötscher Jugendlichen gesammelt. Und das Backen, ganz klassisch, übernehmen dann die Mädchen und Mütter.

Dass in Mötsch ein Strohbaum brennt, während es in den Nachbargemeinden Strohkreuze oder aber auch nur Strohhaufen sind, auch dafür gibt es keine Erklärung. Offensichtlich wird der alte Brauch des Hütten- oder Burgfeuers in jedem Ort anders begangen. In Wiersdorf im Bitburger Land zum Beispiel sammeln die Kinder und Jugendlichen bereits ab den Herbstferien Zweige, um daraus Reisigbündel zu machen. Zusammen mit Stroh werden diese Bündel dann um das Kreuz gewickelt. Auch dort gibt es im Anschluss Nautzen - gebacken von dem Ehepaar, das zuletzt im Ort geheiratet hat.

Das läuft in vielen Orten ähnlich. Beispielsweise auch in Walsdorf (Verbandsgemeinde Hillesheim). Allerdings werden dort keine Nautzen verzehrt, sondern Rühreier mit Speck. Genau wie in Hosten (VG Speicher). Nur mit dem Unterschied, dass in Hosten genau wie in Waxweiler (VG Arzfeld) ein Kreuz errichtet wird, während in Walsdorf ein Feuerrad den Berg hinuntergerollt wird. So wie auch in Steffeln (VG Obere Kyll) und in Neroth (VG Gerolstein). Und was den Lauf dieses Rads betrifft, so wird er von Gemeinde zu Gemeinde anders gedeutet.
Während für die einen die Geschwindigkeit ausschlaggebend ist, weil sich davon ableiten lässt, wie schnell der Winter vertrieben wird, sagt man anderenorts: Je gleichmäßiger sich das Rad bewegt, desto harmonischer wird das Jahr. Müsste man das von den Bewegungen des Mötscher Strohbären ableiten, steht uns ein träges Jahr mit einem langen Winter bevor.

Wenn auch in Ihrem Ort der Brauch des Hütten- und Burgbrennens beziehungsweise Radschiebens noch lebendig ist, mailen Sie uns, wann und wo es bei Ihnen losgeht und wo sich die Helfer treffen. Gerne können Sie uns auch Bilder von Ihrem Hüttenbrennen an unsere E-Mail-Adresse eifel@volksfreund.de mailen (bitte in möglichst hoher Auflösung und im JPG-Format). Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!

EXTRA
Alter Brauch: Bereits 1687 wurde das Hütten- beziehungsweise Burgbrennen explizit erwähnt. Gesichert ist diese Angabe, weil damals der Bischof den Brauch wegen "abergläubischer Segnungen", die dabei abgehalten wurden, untersagte. Eine kirchliche Verurteilung des Hüttenbrennens ist jedoch längst kein Thema mehr. Volkskundler erklären den Namen Burg oder Burech für den brennenden Holzstoß als Ableitung von dem lateinischen Wort burere, das brennen bedeutet. In der Südeifel wird der brennende Haufen meist Hütte oder Hett genannt.
Der Sonntag des Hüttenbrennens wird auch als Scheef-, Scheif-, Schöf- oder Schoof-Sonntag bezeichnet. Der Ausdruck mit seinen verschiedenen Variationen leitet sich als Dialektwort vom althochdeutschen Wort Schaub in der Bedeutung von Stroh ab.
Heute noch aktuell: Auf den 14. Februar fällt dieses Jahr der erste Sonntag der Fastenzeit - und damit das Hüttenbrennen, das beispielsweise in folgenden Orten abgehalten wird: so in Bitburg-Stahl ab 18.30 Uhr Auf Koppen; Aufbau ab 13 Uhr, ebenfalls am Sonntag ist das Spektakel in Mötsch und in Hosten (VG Speicher). Das Radschieben in Neroth ist bereits am Samstag, 13. Februar. Ab 15 Uhr wird die Feuerwalze im Feuerwehrgerätehaus gebunden; auch in Gees rollt das Rad am Samstag; die Vorbereitungen beginnen um 16 Uhr am Gemeindehaus.

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