Jedi in der Eifel - Junge Filmemacher landen mit Star-Wars-Fanfilm einen Internethit

Trier/Luxemburg/Aachen/Ernzen · In einer weit, weit entfernten Galaxie… wenn Fans der Star-Wars-Saga diese Worte über die Leinwand flackern sehen, schlagen ihre Herzen höher. Die Leidenschaft für George Lucas’ Epos hat schon viele zu eigenen kreativen Werken inspiriert. Wie den Aachener Filmemacher Shawn Bu, der mit seinem Fanfilm zur Figur des Darth Maul einen Internethit gelandet hat. Teile des Films wurden in der Teufelsschlucht an der luxemburgischen Grenze gedreht.

Jedi in der Eifel - Junge Filmemacher landen mit Star-Wars-Fanfilm einen Internethit
Foto: (g_wissen

Schwarz-rote Tätowierungen, grimmiger Ausdruck, schweigsamer Bösewicht-Typ. Und dann die große Überraschung für alle Fans: ein doppeltes Lichtschwert. Vorbei waren 1999 die Zeiten, in denen die dunkle Seite der Macht ein runzliges Gesicht unter einer Kapuze und ein entstelltes unter einem Helm, der starke Atemgeräusche verursacht, waren. Darth Maul war eine Figur, die in Episode I -

Die dunkle Bedrohung - alle Jedis und Skywalkers in den Schatten stellte. Zumindest für die Fans. Zu denen sich auch der junge Filmemacher Shawn Bu zählt: "Die Figur des Darth Maul ist nicht nur beliebt, sondern sie hat bei den Fans einen Wunsch nach mehr hinterlassen, weil er eben nur ein einziges Mal auftaucht und dann direkt stirbt." Der 29-Jährige hätte auch gerne mehr gesehen von dem mürrischen Bösewicht.

Vor nicht allzu langer Zeit an einem nicht allzu weit entfernten Ort will Bu dem Sith-Schurken eine Bühne bieten: Es ist September im Jahr 2014, Teufelsschlucht in der Nähe der Luxemburger Grenze. Ein Mann in schwarzer Gewandung steht an einer der charakteristischen Felswände mitten im Wald, in der Hand ein Lichtschwert, im Gesicht schwarz-rote Bemalungen. Er wartet auf die Jedi, die ihn zur Strecke bringen wollen. Aber es ist nicht Darth Maul, sondern Ben Schamma, kein Sith, sondern Cos-Player. Fünf Stunden hat er vor dem Dreh für das Make-up gebraucht, jeder Schweißtropfen kann es ruinieren, das Kostüm ist Jahre alt, seine Mutter hat es genäht. Es war der erste Schritt auf seiner Karriereleiter.Cos-Player und Stuntman


Cos-Player beschäftigen sich Stunden mit der Anfertigung eines Kostüms, einer Figur aus Kino- und Spielewelt, sie geben teils mehrere Hundert, wenn nicht Tausend Euro aus, um einem fiktiven Idol möglichst nahezukommen. "Viele sagen, sie machen Cos-Play, um mal in eine andere Welt einzutauchen, mal jemand anderes zu sein. Mir geht es in erster Linie um die Kostüme", sagt der 36-Jährige aus Aachen. Nachdem er sein erstes Kostüm gefertigt hatte, packte ihn der Ehrgeiz, er wollte die Kostüme immer perfekter machen, sich immer besser in den Charakter einfügen, den Fans auf sogenannten Conventions, Zusammentreffen von Film-, Spiel- oder Serienbegeisterten, eine große Show bieten.

"Sobald man das fertige Kostüm trägt, mit Perücke, Make-up und Requisiten, möchte man natürlich auch diesen Charakter darstellen. Das ist ja auch der Kick an der Sache, und es macht den Erfolg in der Gemeinschaft von Cos-Playern aus." Auf einer dieser Conventions traf er Ray Park, den Darsteller von Darth Maul, ein Schlüsselmoment in Schammas Leben. Sie standen gemeinsam auf einer Bühne, machten spontan ein paar Faxen mit dem Lichtschwert, einen kleinen Showkampf. Später erzählte Park, dass er eigentlich nur Stuntman sei. Schamma war tief beeindruckt, am nächsten Tag bewarb sich der damalige Fitnesstrainer bei einer Stuntschule. Es folgten Aufträge als Stuntman fürs Fernsehen, später auch als Darsteller.

Meist als Bösewicht, gerade dreht er für "Alarm für Cobra 11". Schamma gilt als einer der erfolgreichsten Männer seiner Zunft, er wird speziell für Conventions angefragt, soll dort als lebende Figur aus den beliebtesten Spielen, Serien und Filmen auftreten. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin hat er eine eigene Firma gegründet, die Kostüme und Props anfertigt, möglichst realistisch aussehende Waffenrequisiten. Schamma bringt ein ganzes Paket mit: Er hat das Kostüm, macht das Make-up selbst und beherrscht zudem verschiedene Kampftechniken sowie Schwertkampf. Ein Glücksgriff für den Film von Bu und seinen Studienkollegen Vi-Dan Tran, der Regisseur für die Actionsequenzen war und teils die Kameraführung gemacht hat. Die Filmcrew-Mitglieder kennen sich privat, haben schon verschiedene andere Projekte miteinander gemacht. Einen Kurzfilm mit Darth Maul beispielsweise, wieder mit Schamma in der Hauptrolle. "Mr.& Mrs. Sith" war eine Hommage an den Film "Mr. & Mrs. Smith”, den weiblichen Gegenpart spielte Schammas Lebensgefährtin.Fan seit der Grundschule

 Drahtseilakt und Scherz zwischen den Felsen.

Drahtseilakt und Scherz zwischen den Felsen.

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 Am Set mit den „Jedi“ Svenja Jung und Mathis Landwehr.

Am Set mit den „Jedi“ Svenja Jung und Mathis Landwehr.

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 Mit Maske kann man nur vorsichtig essen.Fotos (3): Patrick Suite/Ben Schamma

Mit Maske kann man nur vorsichtig essen.Fotos (3): Patrick Suite/Ben Schamma

Foto: René Eschke (g_wissen



Seitdem er seinen ersten Star-Wars-Film im Grundschulalter gesehen hat, ist Bu Fan - und seitdem wusste er auch, dass er Filme drehen wollte. Er studierte Kommunikationsdesign in Aachen, probierte sich in Kamera und Regie aus, machte verschiedene Projekte. Mit Tran saß er eines Abends zusammen, schaute wieder mal einen Star-Wars-Film und beschloss, dass die Zeit nun reif für ein Projekt war. Erst sollte es nur ein filmisches Lichtschwertduell sein, dann wuchs die Idee weiter, zwischendurch lag sie immer wieder brach. "Ich wollte diese Idee unbedingt noch bis zum Ende meiner Studienzeit umsetzen", sagt Bu und machte daraus seine Bachelorarbeit. Wie viel Geld genau in das Projekt geflossen ist, kann er noch nicht sagen, es wird aber ein niedriger fünfstelliger Betrag gewesen sein.

Profit darf er mit dem Film nicht machen, auch keine Werbeeinnahmen über Youtube, die Rechte für die Figuren liegen bei Disney, Schöpfer George Lucas hat vor Jahren an den Filmkonzern verkauft. "Nonprofit-Fanfilme waren bei Lucas immer erlaubt. Natürlich hatten wir Bedenken, dass Disney das nun anders sieht, aber bisher gehen wir davon aus, dass sie den Film tolerieren." Wie viele Fanfilme es gibt, kann man nicht genau sagen, es sind zu viele, um sie zu zählen. J.J. Abrams, der Regisseur des neuen Star-Wars-Films, motiviert junge Filmemacher in Interviews sogar, sich in dem fiktiven Universum auszutoben, nur Übung mache den Meister.

Natürlich solle in der Filmindustrie ein Film Gewinn machen, weil man vorher ja auch Geld investiert habe, aber für Bu zählte nur die Leidenschaft für den Film in seinem Kopf. "Es ist einfach die Leidenschaft, die dahintersteckt. Das Ziel eines Filmemachers ist erst mal immer, einen Film zu machen. Es ist ein Film von Fans für Fans. Wir haben das gemacht, um die Zuschauer zu begeistern und einen Film zu zeigen, den ich persönlich gerne gesehen hätte", erklärt er.

Die Resonanz ist mit mehr als sechs Millionen Aufrufen auf Youtube gewaltig und die Tendenz weiter steigend: "Zum einen ist es die Begeisterung für das Filmuniversum, das eine enorm große Fangemeinde hat, zum anderen ist es bestimmt auch die Qualität des Films. Fanfilme waren lange ziemlich amateurhaft, aber dadurch, dass bessere Kameras heute erschwinglicher und die Technik greifbarer werden, werden auch die Fanfilme immer besser. Es gibt noch einige andere Filme dieser Art, die noch professioneller aussehen als unserer."

Zur Teufelsschlucht in der Nähe von Luxemburg kamen sie über einen Zufall: Kommilitonen haben ihren Film dort gedreht, sie zeigten Fotos von der Örtlichkeit, der "Location": "Vi-Dan und ich waren sofort hin und weg von diesem Ort, wir sind hingefahren, haben uns umgesehen und wussten, hier wollen wir drehen. Tatsächlich war es die erste Location, die wir für unseren Film hatten."

Seit dem 5. März ist "Darth Maul Apprentice" auf Youtube zu sehen, vor ein paar Tagen kamen bereits Anfragen von Filmagenturen aus Los Angeles, Bu und Tran sind in Gesprächen mit diesen. Ihr Ziel sei nicht unbedingt Hollywood, aber Kinofilme zu drehen auf Hollywoodniveau.

Hier geht’s zum Film

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