Weideauftrieb in Mehren: Nicht Maschinen, sondern Esel und Ziegen pflegen die Landschaft

Mehren · Die Winterpause ist beendet: Mehr als 50 Burenziegen und vier Esel sind wieder auf den Wiesen rund um das Weinfelder Maar (Vulkaneifelkreis) im Einsatz. Sie sorgen dafür, dass es dort wieder aussieht wie einst: weitgehend offene Hänge, nur wenige Sträucher und kaum Bäume. So sieht es das Entwicklungskonzept Dauner Maarlandschaft vor.

Mehren. Clarissa hat die Ruhe weg. Geduldig liegt die Glanviehkuh auf frischem Stroh im Stall von Leo Kordel, während um sie herum Kinder auf den Stangen, die die einzelnen Stallbereiche voneinander abtrennen, herumklettern und toben. Draußen unterhalten sich die Erwachsenen, machen Fotos von den neugierigen Burenziegen, die den Kopf durch die Gitter stecken. Oder sie gehen im Stall umher, um sich die Konstruktion, die einem Zirkuszelt ähnelt, genauer anzusehen.Stall wie eine Kuchenschachtel

Der Naturschutzbund (Nabu) Daun hat zur Hofführung eingeladen. Anschließend können Interessierte noch mit zum Weinfelder Maar, um zu sehen, wie die Burenziegen für diese Weidesaison auf die Wiesen rund um das Maar gebracht werden, wo sie als vierbeinige Landschaftspfleger im Einsattz sind. Sie sorgen dafür, dass das Gebiet nicht wieder zuwuchert, sondern offen bleibt.
Nun heißt es Abschied nehmen vom Winterquartier, das ein besonderes ist. Leo Kirch hat die Erfahrung mit seinem Rundstall gemacht: "Die Tiere sind in diesem Stall viel ruhiger, weil sie sehen, was draußen passiert und weil die Tiere sich untereinander sehen können."

Als der Stall vor drei Jahren nach den Erkenntnissen einer amerikanischen Verhaltensbiologin gebaut wurde, sorgte die runde, offene Bauweise für skeptische Blicke, denn es gab auf dem europäischen Festland nur drei davon. Der Stall, der einen Durchmesser von 30 Metern und eine Fläche von 718 Quadratmetern hat, ist wie eine Kuchenschachtel aufgeteilt, mit acht Feldern und einem Mittelteil. Das Dach liegt auf einer Stahlkonstruktion und ist mit einer Plane abgedeckt. Besonders gut findet Kordel, dass immer frische Luft im Stall ist und seine Tiere kaum krank sind. Das gilt für die Kühe wie für die Ziegen, die nach der Stallführung ihren großen Auftritt haben. Dazu hängt Leo Kordel den großen Viehanhänger an seinen Traktor, fährt um den Stall herum, und macht bei den Ziegen halt. Einige Helfer stellen zwei Stahl- Zaunelemente auf, die Türen des Hängers gehen auf, und die Gitter des Ziegenstalls. Doch die Ziegen wollen erst einmal gar nicht raus. Erst als einer der Helfer den Leitbock an den Hörnern packt und ihm den Weg in den Hänger weist, kommen die anderen Tiere hinterher. Nun geht es ein kurzes Stück bis zum Weinfelder Maar, das in Sichtweite des Weinfelder Hofs liegt. Dort braucht es keine Helfer mehr, um die Tiere auf die Wiese zu treiben. Sofort kommen sie raus aus dem Hänger, fangen an zu fressen oder laufen und springen erst einmal auf der Wiese umher.Bewuchs wird aufgelockert

Jeden Tag gehen Leo Kordel oder seine Familie nun wieder zu den Tieren am Hang des Weinfelder Maars, um nach ihnen zu sehen. Der Weideauftrieb ist auch für den Nabu immer etwas besonderes. Er hat im vergangenen Jahr einige Tiere für die Herde gekauft, denn "es ist es uns wichtig, dass das Weinfelder Maar deutlich sichtbar und der Bewuchs aufgelockert bleibt", sagt Hans-Peter Felten. Wanderer und Radfahrer, die sich um das Maar herum bewegen, können den Ziegen und den vier Eseln, die dort ebenfalls unterwegs sind, beim Weiden zusehen. Doch manchmal ist das problematisch. Georg Möhnen vom Nabu sagt: "Wo viele Leute vorbeigehen, kann das schon mal schwierig werden, weil dann gleich angerufen wird, wenn beispielsweise eine Ziege hinkt, weil sie einen Dorn hat." Er fügt ergänzend hinzu: "Aber es ist auch ein Zeichen, dass sich die Menschen mit den Tieren verbunden fühlen."Extra

Die Beweidung der Flächen rund um das Weinfelder Maar gehört zu dem Projekt "Dauner Maarlandschaft". Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel (DLR) hat dieses Flurbereinigungsverfahren eingeleitet, Projektträger ist der Kreis Vulkaneifel. Ihm gehört das 18 Hektar große Gelände, auf dem Ziegen und Esel grasen. Rund um das Weinfelder Maar und auf dem angrenzenden Mäuseberg können sich die Tiere frei bewegen - um das gesamte Gelände gibt es nur einen Außenzaun. Die Wanderer gelangen durch Drehtüren auf das Gebiet. Das Beweidungsprojekt startete vor drei Jahren. Zuerst wurde das Gelände entbuscht, ein Zaun um das gesamte Maar und Drehkreuze gebaut. Mit 30 Ziegen wurde gestartet, langfristig sollen es bis zu 100 werden. chb

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