Sie kämpfen: Lehrer, Eltern und Gemeindechefs starten Unterschriften-Aktion für Erhalt der Henterner Schule

Hentern · Die Verbandsgemeinde Kell will noch vor den Sommerferien festlegen, welche ihrer vier Grundschulen langfristig erhalten bleiben. In Hentern wollen Lehrer, Eltern, Schüler und Gemeindevertreter darauf nicht warten, sondern schon jetzt ein klares Signal für den Erhalt ihres Schulstandorts setzen.

 Alle ziehen an einem Strang: Schüler, Eltern, Lehrer und Ortsbürgermeister wollen alle Hebel in Bewegung setzen, damit ihre Grundschule auch künftig am Standort Hentern bleibt. TV-Foto: Christa Weber

Alle ziehen an einem Strang: Schüler, Eltern, Lehrer und Ortsbürgermeister wollen alle Hebel in Bewegung setzen, damit ihre Grundschule auch künftig am Standort Hentern bleibt. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Hentern. "Macht dem Henterner Schulhaus bitte nicht das Licht aus" und "Lernen wollen wir, drum lasst uns hier" steht auf den Plakaten, die Schüler vor dem Eingang zur Henterner Grundschule in die Höhe recken. Die Botschaft ist klar: Ihre Grundschule soll auch künftig bleiben, wo sie ist.
Hintergrund der Aktion ist die laufende Diskussion über eine Neuordnung der Schullandschaft in der Verbandsgemeinde Kell am See (der TV berichtete mehrfach). Die Verwaltung will bis zum Sommer ein Konzept vorlegen, das aufzeigt, welche der vier Standorte in Hentern, Zerf, Schillingen und Mandern eine Zukunft haben. Damit will man auf langfristig sinkende Schülerzahlen und drohende Sanierungskosten reagieren. Die Entscheidung muss der VG-Rat treffen (siehe Extra).

"Noch sind die Würfel aber nicht gefallen", sagt Michael Marx, Ortsbürgermeister in Hentern. "Bevor man über uns bestimmt, wollen wir ein klares Signal senden." Auf Marx' Initiative hin hat die Schule ein Infoblatt mit Argumenten für ihren Erhalt entworfen. Darauf hat sie die Eltern auch um ein Votum für oder gegen den Standort Hentern gebeten. "Das Ergebnis ist eindeutig - 98 Prozent sind dafür", sagt die kommissarische Schulleiterin Kristina Müller-Freischmidt. In den nächsten Tagen werde man auch die Eltern künftiger Schulkinder befragen. "Auch hier wird die Resonanz positiv ausfallen", vermutet der Baldringer Ortschef Willi Emser, der wie seine Kollegen Michael Marx und Maurice Meysenburg (Paschel) in persönlichen Gesprächen für die Schule werben möchte.
Aktuell werden am Standort Hentern 50 Kinder aus Hentern, Baldringen, Paschel, Schömerich und Lampaden unterrichtet. Der Zweit-Standort Lampaden wurde im Sommer 2015 vorübergehend aufgehoben, wegen Brandschutzmängeln am dortigen Schulgebäude (der TV berichtete). In Hentern wurde daraufhin ein Container aufgestellt, um die zusätzlichen Schüler aufzunehmen. Gegen diese Lösung gab es in Lampaden heftige Proteste.Container erfüllt Anforderungen

"Inzwischen sind wir aber zu einer tollen Gemeinschaft zusammengewachsen", erklärt Schulleiterin Müller-Freischmidt. Der Container erfülle alle Anforderungen, und organisatorisch sei vieles leichter geworden. Eltern und Schüler identifizierten sich mit dem Standort. Mit den Kombiklassen, in denen zwei Jahrgänge gemeinsam lernen, komme man "bestens zurecht". Die Schule auf dem Dorf sei "ein Juwel". Sie biete die Chance, "jedes Kind individuell zu fördern und zu fordern". Auch bei den Schülerzahlen gehe es laut Statistik aufwärts. Im Sommer würden zwölf Kinder eingeschult, 2018 sogar 17.

Auch die Eltern sehen viele Vorteile in Hentern. Christina Lacour findet es schön, dass sich "die Kinder aus dem Ort auch in der Schule begegnen". Die freiwillige Nachmittagsbetreuung sei "sehr flexibel - und deshalb fast besser als in der Ganztagsschule". Patrick François aus Paschel lobt den "engen Kontakt" zwischen Eltern und Lehrern. Für den Lampadener Ortschef Martin Marx, der auch zur betroffenen Elternschaft zählt, muss sich die Schule auch "in Sachen Ausstattung nicht hinter anderen verstecken". Und wenn die Henterner ihre Anbau-Pläne realisierten, könne womöglich sogar die "Lücke" eines fehlenden Mittagessen-Angebots geschlossen werden.VG-Rat entscheidet im Sommer

Die Ortsgemeinde Hentern, erläutert Michael Marx, wolle das Schulgebäude "kostengünstig erweitern". Den Anbau sollten auch Vereine und Jugendgruppen nutzen können - anstelle eines Bürgerhauses. Die Kosten dafür lägen "sicher deutlich unter dem, was die Verbandsgemeinde etwa in die Sanierung eines Grundschulstandorts Zerf investieren müsste", gibt Marx zu bedenken. Er hoffe darauf, dass sich der VG-Rat "einem klaren Votum für Hentern nicht verschließt".
Laut VG-Chef Martin Alten soll das fertige Grundschulkonzept bis zum Sommer vorliegen und ab dem Schuljahr 2017/18 greifen. Die Optionen seien bekannt: den Status quo beibehalten, alles an einem Standort zentralisieren oder mit Zerf und Schillingen zwei größere Standorte schaffen. Bei einer Infoversammlung mit Eltern im September in Mandern habe es eine "Tendenz" zur Bildung größerer Standorte gegeben - auch von "pädagogischer Seite". Gleichwohl versichert Alten: "Das Ergebnis ist weiter offen. Und wenn jetzt eine Befragung zu einem Standort läuft, werden wir das natürlich abwarten und vorher keine Tatsachen schaffen."Extra

Sascha Kohlmann (CDU), stellvertretender Fraktionssprecher: "Es ist verständlich, dass die Schulgemeinschaft für den Erhalt der Henterner Grundschule kämpft. Die Schule steht jetzt auch besser da als vorher, als sie noch auf die zwei Standorte Hentern und Lampaden aufgeteilt war. Aber natürlich werden wir weiter über das Grundschulkonzept nachdenken. Es ist auch kein Geheimnis, dass wir die Variante mit zwei größeren Standorten in Zerf und Schillingen (mit Außenstelle Mandern) favorisieren. Es gibt auch den pädagogischen Ansatz, mindestens zweizügige Schulen anzustreben. Sollte es zu den zwei Standorten Zerf und Schillingen kommen, wollen wir die Lampadener Eltern aber auf jeden Fall entscheiden lassen, wohin sie ihre Kinder schicken wollen". Manfred Rauber (SPD), Fraktionssprecher: "Wir werden uns das Votum zu Hentern natürlich anschauen. Ich kann die Initiative der Kollegen verstehen: Wer gibt schon gerne seine Schule auf? Aber man muss alle Parameter vernünftig abwägen. Unsere übergeordnete Aufgabe ist es, ein langfristig tragfähiges Konzept aufzustellen. Wir haben die Eltern dazu schon einmal befragt. Damals gab es in Mandern das Signal, dass wir uns eher auf zwei große Standorte konzentrieren und diese so ausgestalten, dass es für die Kinder Spaß macht, dort zur Schule zu gehen. An den kleinen Schulen festzuhalten, wird sehr schwierig werden". Erwin Rommelfanger (FWG): "Es ist unser klares Ziel, bis zum Sommer eine Marschrichtung festzulegen. Wie die Entscheidung ausfallen wird, muss man abwarten. Aber wir dürfen dabei nicht nur in drei, vier Jahren denken, sondern müssen eine Entscheidung für die Zukunft treffen. Der Tenor der Versammlung in Mandern war aber deutlich, dass es auf zwei Standorte hinauslaufen soll. Wir müssen einfach Standorte schaffen, die auch zukunftsfähig sind. Die Schulen müssen so groß sein, dass dort eine vernünftige Ganztagsbetreuung möglich ist. Das wird an kleinen Schulen immer schwieriger". cweb

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