Angst vor dem Gau: Auch Eifelkreis klagt gegen Tihange

Bitburg/Prüm · Der Eifelkreis Bitburg-Prüm beteiligt sich mit 3000 Euro an der Klage der Städteregion Aachen gegen das belgische Atomkraftwerk Tihange. Das hat der Kreistag beschlossen.

 Das Atomkraftwerk im belgischen Tihange, südwestlich von Lüttich, besteht aus drei Blöcken mit Druckwasser-Reaktoren: Block 1 ist seit 1975, Block 2 seit 1982 und Block 3 seit 1985 in Betrieb. Foto: dpa

Das Atomkraftwerk im belgischen Tihange, südwestlich von Lüttich, besteht aus drei Blöcken mit Druckwasser-Reaktoren: Block 1 ist seit 1975, Block 2 seit 1982 und Block 3 seit 1985 in Betrieb. Foto: dpa

Die Angst vor dem Krisenreaktor kennt keine Grenzen, doch der Kampf für eine sichere Heimat auch nicht: Mehr als 60 Kommunen aus den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland haben sich mittlerweile der Städteregion Aachen angeschlossen, die im Februar vor dem höchsten belgischen Verwaltungsgericht gegen die Wiederaufnahme des Betriebs von Tihange 2 Klage eingereicht hatte. Der Reaktorblock war wegen Sicherheitsbedenken abgeschaltet worden und trotz Haarrissen im Dezember 2015 wieder ans Netz gegangen. Erst vor wenigen Tagen hat der Kreis Vulkaneifel entschieden, die Initiative zu unterstützen . Nun ist auch der Eifelkreis Bitburg-Prüm mit an Bord: Gestern beschloss der Kreistag bei einer Nein-Stimme, sich mit 3000 Euro an der Klage zu beteiligen.

Dabei ging es in der Diskussion auch um den Mann, der zuletzt immer wieder seine Stimme erhoben hatte: Landrat Joachim Streit wandte sich Anfang April in einem öffentlichen Brief mit seinen Sorgen wegen Cattenom und Tihange an Frankreichs Staatspräsident François Hollande und Belgiens Premierminister - emotionale Worte, die im Internet viel Zustimmung ernteten. Zudem forderte er Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf, gegen den weiteren Betrieb des Atomkraftwerks Cattenom zu klagen und unterstützte eine Online-Petition: Dort haben nun bereits mehr als 4000 Menschen mit ihrer Unterschrift die Landesregierung zur Klage aufgerufen.

"Erst die EU, dann die Welt"

Dafür gab es gestern Lob - und Kritik: Barbara Hiltawski (SPD) zeigte sich erstaunt, denn lange habe ihre Fraktion auf die Gefahr hingewiesen, sei aber nicht richtig gehört worden, erst jetzt nach den Terroranschlägen habe sich die Wahrnehmung verändert. Darüber ist Helmut Fink (Grüne) gerade froh: "Das ist doch gut, genau dafür wollten die Grünen schon immer ein Bewusstsein schaffen." Er überreicht dem Landrat sogar ein grünes T-Shirt mit der Aufschrift "Atomkraft? Nein Danke!" und den Worten: Als richtiger Aktivist brauche er die entsprechende Ausstattung. Dem öffentlichkeitswirksamen Einsatz des Landrats kann auch Michael Billen (CDU) nur Gutes abgewinnen: "Jetzt warten wir die Klage ab. Wir müssen die EU zum Ausstieg bewegen - und dann die Welt."

Inzwischen hat der belgische Premierminister auf das Schreiben des Landrat geantwortet - und an den zuständigen Innenminister verwiesen. Doch es sieht ganz danach aus, als wolle der Eifelkreis noch mehr Zeichen setzen: Alle sind sich einig, dass weitergekämpft werden muss - vielleicht, wie Helmut Fink anregt, mit einer Resolution.

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