Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland: Siebtes Todesopfer

Simbach/Isselbuch · An Aufatmen ist am dritten Tag der Hochwasserkatastrophe in Niederbayern nicht zu denken: Noch immer werden Menschen vermisst, es fehlt an Trinkwasser. Am Niederrhein bricht ein Deich. Am Freitag stieg die Zahl der Toten auf sieben.

 Die beiden Flüchtlinge aus Syrien, Mahmoud (l) und Naja Al Hassas (M), helfen am 03.06.2016 in Simbach am Inn (Bayern) den Schlamm von den Strassen zu räumen. Das verheerende Hochwasser in Niederbayern hat mindestens fünf Menschen in den Tod gerissen. Foto: Peter Kneffel/dpa

Die beiden Flüchtlinge aus Syrien, Mahmoud (l) und Naja Al Hassas (M), helfen am 03.06.2016 in Simbach am Inn (Bayern) den Schlamm von den Strassen zu räumen. Das verheerende Hochwasser in Niederbayern hat mindestens fünf Menschen in den Tod gerissen. Foto: Peter Kneffel/dpa

Nach der verheerenden Flutkatastrophe in Niederbayern haben die Menschen in den betroffenen Gebieten die Aufräumarbeiten unter Hochdruck fortgesetzt. Ein älteres Ehepaar wurden nach Polizeiangaben am Freitag noch immer vermisst. Am Donnerstagabend war der sechste Tote des Hochwassers in Simbach geborgen worden. Ein weiteres Opfer sei im Krankenhaus gestorben, bestätigte ein Polizeisprecher am Freitag. Damit stieg die Zahl der Toten der Hochwasserkatastrophe auf sieben.

Auch an diesem Tag hatten noch nicht alle Haushalte Strom und Wasser. Am Niederrhein konnten die Menschen vorerst aufatmen: Die Lage in diesem Hochwassergebiet hat sich ein wenig entspannt, die Pegelstände sanken.

Dennoch brach am Freitagmorgen in einem unbewohnten Gebiet am Rande von Hamminklen in Nordrhein-Westfalen ein Deich. Da das Wasser durch eine vergleichsweise kleine Stelle auf angrenzende Wiesen und Acker laufe, bestehe keine größere Gefahr, sagte ein Sprecher des Krisenstabs des Kreises Wesel.

Die Orte Hamminkeln und Isselburg waren in der Nacht zum Freitag von den befürchteten Fluten verschont geblieben. Der Regen hatte den Wasserstand des Flüsschens Issel von sonst einem halben Meter vorübergehend auf mehr als zwei Meter steigen lassen. Hunderte Helfer waren im Einsatz, Zehntausende Sandsäcke wurden verbaut, weitere lagen als Reserve bereit.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte für das Wochenende teils kräftige Gewitter vor allem in der Südhälfte von Nordrhein-Westfalen voraus. Auch der von Hochwasser besonders gebeutelte Niederrhein bleibe vermutlich nicht verschont. Claus Hücklekemkes vom Krisenstab des Kreises Wesel sprach deshalb auch nur von „vorsichtigem Optimismus“. Die Dämme seien nass und weitgehend gesättigt, „das ist ein Risiko“.

In Niederbayern sind die Schäden noch lange nicht beseitigt: Im Landkreis Rottal-Inn räumten die Einwohner mit Hilfe von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk ihre Straßen und Häuser frei, die ein stinkender Schlamm überzieht. Allein im Landkreis Rottal-Inn wurde der Schaden auf einen dreistelligen Millionenbetrag beziffert. In vielen Schulen im Landkreis fiel auch am Freitag der Unterricht aus.

Der heftige Regen, der am Mittwoch unvermittelt über die Gegend hereingebrochen war, hat zwar aufgehört. Doch für die Aufräumarbeiten ist das nicht unbedingt günstig. „Das Problem ist, dass der Schlamm rasch abgeräumt werden muss. Wenn er einmal getrocknet ist, wird er steinhart“, erklärte ein Sprecher des Technischen Hilfswerks.

In den am schwersten betroffenen Städten Simbach am Inn, Triftern und Tann war stellenweise die Wasserversorgung ausgefallen. Eine gesicherte Wasserversorgung für die gesamte Bevölkerung hat aus Sicht des Simbacher Bürgermeisters Klaus Schmid (CSU) derzeit Vorrang bei den Aufräumarbeiten in der Hochwasserregion. „Noch ist die Wasserversorgung nicht komplett wiederhergestellt“, sagte Schmid. Viele Einwohner müssten sich an Sammelstellen abgezapftes Wasser aus Containern geben lassen. Auch verfügten noch nicht alle Haushalte wieder über Strom. Für Passau hob Landrat Franz Meyer den Katastrophenfall auf, wie das Landratsamt mitteilte.

Auch in Baden-Württemberg arbeiten Menschen noch an der Beseitigung der Schäden durch das Unwetter Anfang der Woche. Die Produktion im Audi-Werk in Neckarsulm lief selbst am Freitag noch immer nicht auf vollen Touren. Die Reinigungsarbeiten seien fast abgeschlossen, sagte eine Sprecherin. Teilbereiche der Produktion waren am Montag wieder angelaufen. Der starke Regen hatte in der Nacht zum Montag Teile des Audi-Werks unter Wasser gesetzt. In Baden-Württemberg waren vier Menschen durch Unwetter gestorben.

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