In Gerolstein durchkreuzen Fledermäuse Windkraftpläne

Gerolstein · Die Zeichen verdichten sich, dass im Gerolsteiner Land keine weiteren Windkraftanlagen aufgestellt werden. Bedeutende Fledermausvorkommen, das Wetterradar in Neuheilenbach sowie neue Vorgaben der Landesregierung, wonach Naturpark-Kernzonen und bedeutende Naturschutzgebiete nun tabu sind, sorgen höchstwahrscheinlich dafür, dass die bislang noch vorgesehenen Flächen bei Neroth und Oos wegfallen.

In Gerolstein durchkreuzen Fledermäuse Windkraftpläne
Foto: ARRAY(0x16d2bae0)

Gerolstein. Vor 15 Jahren wurde im Gerolsteiner Land die erste Windkraftanlage (WKA) bei Kalenborn-Scheuern. aufgestellt. 2008 kamen zwei weitere dazu. Sie haben jeweils eine Nabenhöhe von 65 Metern (Gesamthöhe 100 Meter) und eine Leistung von 600 Kilowatt. Damit zählen sie zu den kleinsten Anlagen im Kreis. Und während in allen anderen Verbandsgemeinde ringsum - mit Ausnahme der VG Hilleshem - fleißig weitere WKA aufgestellt wurden, blieb es im Gerolsteiner Land bislang dabei.
Mehrere Einzugsgebiete betroffen

Nach drei Jahren intensiver Planung und Untersuchung - schließlich hatte die rot-grüne Landesregierung die Vorgabe gemacht, weitere Flächen für WKA auszuweisen - sieht es immer mehr danach aus, als ob keine weiteren WKA im Gerolsteiner Land aufgestellt werden. Denn die zuletzt noch ins Auge gefassten Areale bei Neroth und Oos scheinen ungeeignet zu sein. So sagt Winfried Schegner, stellvertretender Bauamtsleiter im Gerolsteiner Rathaus: "Im Fledermausgutachten, das wir für die Gemarkungen Neroth, Michelbach und Gees in Auftrag gegeben haben, wird empfohlen, auf die Windkraftplanung in diesem Bereich zu verzichten." Von den Gutachtern wurde im Salmwald "ein für Fledermäuse sehr bedeutendes Schutzgebiet" ausgemacht, "das EU-weit geschützt ist". So tangiere das für Windkraft vorgesehene Areal gleich mehrere Einzugsgebiete von Fledermäusen sowie unterirdische Quartiere für die Nachtschwärmer. Diese liegen laut Gutachten um den Nerother Kopf, den Scharteberg und Ernstberg (Kirch- und Hinterweiler), die Schwedenfeste (Hohenfels-Essingen), die Buchenlochhöhle (Gerolstein) und die Birresborner Eishöhlen.

Gegen einen WKA-Standort Neroth spricht auch, dass die neue Landesregierung neue Ausschusskriterien festgelegt hat - allen voran die Vorgabe, dass künftig auch die Kernzonen von Naturparks sowie besondere Naturschutzgebiete für WKA tabu sind. Das trifft auf die Nerother Fläche zu.Wetterradar als Hindernis


Etwas anders sieht es beim Areal nahe des Gerolsteiner Stadtteils Oos aus. Dort machen nicht Natur- oder Vogelschutzaspekte der Windkraftplanung einen Strich durch die Rechnung, sondern das Wetterradar des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in Neuheilenbach. Der DWD will im Umkreis von fünf Kilometern überhaupt keine WKA zulassen, um den Betrieb des Radars nicht zu stören und im Umkreis von 15 Kilometern nur mit gestaffelter Höhenbegrenzung.

Da gibt es zwar noch keine höchstrichterliche Entscheidung, aber immerhin ein Urteil in einem ähnlich gelagertes Verfahren - zum Drehfunkfeuer (zur Flugsicherung) bei Nattenheim. So hat das Bundesverwaltungsgericht kürzlich aus Gründen der Flugsicherheit die Errichtung von Windrädern im Umfeld eines Drehfunkfeuers untersagt. Darauf basierend, meint Gerolsteins Bürgermeister Matthias Pauly (CDU): "Ich sehe die Tendenz, dass sich die 5/15-Kilometer-Regelung beim Wetterradar verfestigt." Welche Auswirkungen das letztlich auf die Windkraftplanung hat, sagte Pauly ebenfalls. "Ob dort dann noch Anlagen wirtschaftlich Sinn machen, ist doch eher fraglich. Denn je höher die Anlage, desto wirtschaftlich interessanter wird es für einen Investor."

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