Klarer Appell von Höfken: "Mehrweg vermeidet Müll"

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) hat kein Verständnis dafür, dass es keine gesetzliche Vorgaben mehr geben soll, wie hoch der Anteil von Mehrwegflaschen sein soll. TV-Redakteur Bernd Wientjes hat ihr Fragen zu dem Thema gestellt.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks will sich von der Mehrwegquote verabschieden. Was halten Sie davon?
Ulrike Höfken: Mehrwegflaschen und -verpackungen vermeiden Müll und das ist gut für die Umwelt. Von daher ist für mich nicht nachvollziehbar, dass das Bundesumweltministerium sich von der Mehrwegquote verabschieden will. Damit wird ein wichtiges Instrument zur Müllvermeidung aus der Hand gegeben.

Aber trotz Einwegpfands steigt der Anteil der nicht wiederverwertbaren Getränkeverpackungen kontinuierlich.
Höfken: Auch wenn wir feststellen müssen, dass der Anteil von Mehrweg seit Jahren auf zuletzt 45,1 Prozent in 2014 sinkt und damit die bisherige Zielquote von 80 Prozent in weiter Ferne liegt, so ist das Streichen der Zielquote doch keine adäquate Antwort. Vielmehr muss die Bundesregierung endlich geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Mehrwegquote wieder zu steigern.

Und was konkret?
Höfken: Die Weiterentwicklung des Einwegpfands zu einer ökologischen Lenkungsabgabe (Anmerkung der Redaktion: eine Art Umweltsteuer) auf Einwegverpackungen wäre eine wichtige Maßnahme. Dies müsste mit weiteren Maßnahmen begleitet werden. So sollte für Verbraucher auf einen Blick erkennbar sein, ob sie eine Einweg- oder eine ökologisch vorteilhafte Mehrwegverpackung kaufen. Eine öffentliche Informationskampagne sollte zudem über die Vorteile von Mehrweg informieren.

Wie kann aber nachhaltig Einweg- und Verpackungsmüll reduziert werden?
Höfken: Ich vermisse mehr Aktivitäten von Industrie und Handel, um Mehrwegprodukte besser im Markt zu platzieren. Auch die Recyclingfreundlichkeit von Kunststoffverpackungen könnte weiter verbessert werden. Hier sind die Hersteller gefragt, das Ökodesign ihrer Verpackungen zu verbessern. Außerdem gibt es aus meiner Sicht noch immer viel zu viele Produkte, die ohne Not mehrfach verpackt sind. Die positiven Reaktionen in der Bevölkerung auf die Bestrebungen, den Verbrauch von Plastiktüten weiter zu minimieren, sollten Anreiz für den Handel sein, auf Mehrfachverpackungen und unnötige Verpackungen zu verzichten. Darüber hinaus gibt es in der Bevölkerung einen zunehmenden Trend, Produkte unverpackt zu kaufen. Dies sollte Anreiz für die Handelsunternehmen sein, die Angebote unverpackter Waren weiter auszubauen.

Wie hoch ist der Anteil von Verpackungsmüll in Rheinland-Pfalz?
Höfken: Gemäß unserer Landesabfallbilanz von 2014 nehmen Verpackungen einen Anteil von cirka 20 Prozent an dem Gesamtaufkommen an Abfällen aus Haushalten von circa 590 000 Tonnen ein. wie

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