Vom engen Rohr in die weite Welt

Konz/Pellingen · Mehr Natürlichkeit für die Bäche: Gleich drei Bachläufe in der Verbandsgemeinde Konz werden in den kommenden Monaten mit großem Aufwand umgestaltet. Das Land Rheinland-Pfalz fördert die Projekte mit 880?000 Euro. So sollen frühere Fehler in der Flächenplanung ausgemerzt werden.

Bisher sind sie in Rohren verborgen, laufen durch Betonbette oder haben sich so tief in den Boden gegraben, dass sie kaum noch zu sehen sind. Wie Tausende andere Bäche in ganz Europa haben die Stadtplaner auch den Konzer Bach, den Pellinger Bach und den Fuchsgraben zwischen Könen und Wasserliesch irgendwann an die Siedlungsstruktur angepasst und deshalb begradigt oder unter die Erde verbannt. Die natürlichen Bachläufe sind verschwunden. Das Ergebnis: Die Bäche gleichen oft mehr einem Kanal als natürlichen Gewässern.

"Heute wissen wir aus Erfahrung, dass diese Entwicklung mit vielen Nachteilen einherging", erklärt Michael Naunheim, der Pressesprecher der Konzer Verwaltung. Die Begradigung von Bächen führe zum Beispiel dazu, dass sich der Wasserlauf immer tiefer in den Boden fresse und diesen dadurch abtrage (Tiefenero?sion). Auch die Austrocknung von Auen drohe bei solchen Eingriffen in die Bachlandschaft. Und ein schneller Hochwasserabfluss könne die Folge sein. Das wiederum kann zu Überschwemmungen führen.

Um diese Probleme einzudämmen, sollen die Gewässer wieder natürlich gestaltet werden. Dazu hat das Land Rheinland-Pfalz 1995 das Förderprogramm Aktion Blau auf den Weg gebracht (siehe Extra). Aus dem Topf dieses Programms stammen die 880?000 Euro Fördergeld, die Thomas Griese, Staatssekretär im Landesumweltministerium, heute in Form von drei Bescheiden der Verbandsgemeinde Konz überreicht.

Konzer Bach: Der Konzer Bach, im Oberlauf Niedermenniger Bach und im Unterlauf Maiersbach genannt, ist 6,4 Kilometer lang. Er entspringt westlich von Krettnach. Bei Niedermennig wendet er sich in einem weiten Bogen nach Westen. Anschließend durchfließt er das Konzer Tälchen und die Stadt Konz, bis er in der Saar mündet. Im Konzer Tälchen hat der Konzer Bach mehrere Nebenläufe - zum Beispiel den Kommlinger Bach.

In drei Bauabschnitten soll nun die Wasserqualität der Haupt- und Nebenläufe verbessert werden. Als Erstes ist nicht der Konzer Bach dran, sondern der Zulauf aus Kommlingen (Kommlinger Bach). Dort fließen 600.000 Euro des Landeszuschusses hin. Die Arbeiten an dem 1600 Meter langen Lauf zwischen Kommlingen und dem Niedermenniger Sportplatz sollen Anfang 2017 beginnen. Dann bekommt der Bach wieder ein naturnahes Bett.

Weitere Abschnitte könnten laut Naunheim im Verlauf des Baches renaturiert werden. Auch auf dem zurzeit umstrittenen Gelände zwischen der Lindenstraße und der Konrad-Adenauer-Straße ("Konzer diskutieren über Abrisshäuser", TV vom 3. September). Die Planung müsse aber mit dem Büro abgestimmt werden, das zurzeit ein Konzept für die Nutzung des benachbarten ehemaligen Freibadgeländes und der Umgebung mache, erklärt Naunheim auf TV-Anfrage.

Pellinger Bach: Rund 226.000 Euro des Fördergelds sind für den Pellinger Bach vorgesehen. Dort laufen die Arbeiten schon. Das Gewässer entspringt in Pellingen und mündet nach 1540 Metern oberhalb der Pellinger Mühle in den Oleigenbach.

Dieser wird im benachbarten Franzenheim zum Franzenheimer Bach. Der Pellinger Bach bekommt auf 1000 Meter Länge sein natürliches Bett zurück. Zugleich wollen die Verbandsgemeindewerke Konz dafür sorgen, dass weniger Wasser in das Gewässer eingeleitet wird. Dazu bauen sie an der dortigen Kläranlage ein Rückhaltebecken.

Fuchsgraben: Fast 49.000 Euro fließen im Zuge des Baus der Könener Ortsumgehung in die naturnahe Umgestaltung des Fuchsgrabens. Für dieses Projekt läuft zurzeit eine Ausschreibung. Im Bereich des 3,5 Kilometer langen Moselzuflusses ist die Verbandsgemeinde für die Renaturierung eines 135 Meter langen Abschnitts in der Nähe des Geländes der Teiche des Angelsportvereins Könen zuständig. ?

Das Landesprogramm Aktion Blau plus läuft noch bis 2021. Nach Auskunft der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord stehen bis dahin 40 Millionen Euro bereit, die im Kreis Trier-Saarburg sowie in der Stadt Trier für die Umgestaltung von Gewässern abgerufen werden können.

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium erklärt auf seiner Internetseite in einer Broschüre, worum es bei der Aktion Blau geht. "Die Gewässer wurden eingeengt, begradigt, verlegt, verbaut und eingetieft", heißt es darin.
In der Vergangenheit sei es bei Siedlungsplanung oft nur um Verbesserungen der Siedlungsbedingungen, der Nahrungsmittelproduktion, des Hochwasserabflusses und der Infrastruktur gegangen. Wichtige Zusammenhänge des Wasser- und Naturhaushalts seien früher hingegen nachrangig oder nicht bekannt gewesen.

Um diese Fehler aus der Vergangenheit auszugleichen, hat das Land zunächst 1995 die Aktion Blau und 2011 die Aktion blau plus eingeführt. Das "plus" steht dafür, dass die Renaturierung von Bächen nicht nur unter rein ökologischen Aspekten betrachtet werde, heißt es beim Land. Sie können zum Beispiel auch in Verbindung mit touristischen Zielen oder Dorferneuerungsprogrammen angestoßen werden.

Mit dem Förderprogramm werden Bäche aus Rohren und Betonläufen hervorgeholt. Dadurch soll auch die europäische
Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt werden, durch die europaweit Wasserressourcen sauber gehalten und geschützt werden.

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