Auf der Schiene durch den Hunsrück: Touristenbahn zwischen Morbach und Thalfang geplant

Thalfang/Morbach. · Die Interessengemeinschaft Nationalparkbahn Hunsrück Hochwald will die Strecke zwischen Morbach und Thalfang wieder in Betrieb nehmen. Ein 15 Kilometer langes Stück soll als Touristenbahn wieder erschlossen werden. Das würde rund drei Millionen Euro kosten, das Land könnte einen großen Teil davon übernehmen.

Auf der Schiene durch den Hunsrück: Touristenbahn zwischen Morbach und Thalfang geplant
Foto: Hans-Peter Linz

Das Hoxeler Viadukt, im Volksmund "Ennisch-Breck" genannt, ist ein kleines, bisher wenig beachtetes architektonisches Kleinod in der Einheitsgemeinde Morbach. Zugverkehr gibt es dort seit Langem nicht mehr. Die Hunsrückbahn, die im frühen 20. Jahrhundert die Region für Personen- und Güterverkehr erschlossen hat, wurde aufgeben.

Wer dem Wanderweg Saar Hunsrück Steig folgt und durch den Wald bis zum Brückenkopf des Viadukts klettert, wird mit einem weiten Ausblick in den Hunsrück belohnt. Und auch vom Tal aus wirkt das 42 Meter hohe Bauwerk, das von 1900 bis 1903 gebaut wurde, imposant und zählt damit zu den Höhepunkten des Saar-Hunsrück-Steig. Das Viadukt hat acht Bogenöffnungen mit jeweils 16 Meter Breite und ist 160 Meter lang.

Im Verbund mit dem folgenden Tunnel und einem weiteren, kleinerem Viadukt bei Deuselbach kommen so 15 Kilometer Bahnlinie zusammen, die für Felix Jacob und seine Mitstreiter von der Interessengemeinschaft (IG) Nationalparkbahn zu den schönsten Strecken in Rheinland-Pfalz zählen. In der IG Nationalparkbahn sind die beiden Vereine "Historische Eisenbahn Hunsrück" und "Pro Hochwald- und Hunsrückbahn" vertreten.
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder diskutiert, die Hunsrückbahn zu beleben. Ein erster Versuch scheiterte aber an der Kommunalaufsicht und dem zuständigen Ministerium: Manuel Follmann, Sprecher der Kreisverwaltung, erklärt, dass ein Ankauf des Schienennetzes der Hunsrückbahn bereits im Jahr 2010 behandelt wurde. Follmann: "Damals beabsichtigten die Hunsrückkommunen, die Schienenverkehrsinfrastruktur im Abschnitt Büchenbeuren-Hermeskeil durch einen Ankauf zu sichern. Die beiden Landkreise wollten diesen Kauf finanziell unterstützen."

Die dafür erforderliche Kreditaufnahme sei aber von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion nicht genehmigt worden. Zudem habe das damalige Ministerium für Wirtschaft den Kauf der Strecke für nicht erforderlich gehalten. Aber seit der Schaffung des Nationalparks Hunsrück Hochwald im vergangenen Jahr ist das Thema wieder aktuell. Denn mit der Bahn könnte ein Naturschutzgebiet auch umweltfreundlich erschlossen werden.

Bis auf die Verbindung Trier-Hermeskeil, die einem Radweg weichen musste, ist das Schienennetz noch erhalten. Um das gesamte Netz zu betreiben, wären hohe Investitionen nötig (der TV berichtete mehrfach). Aber jene 15 Kilometer bei Hoxel wären in einem ersten Schritt realisierbar, meint Jacob: "Der Abschnitt Thalfang-Morbach ist am spektakulärsten und er hat eine greifbare und finanzierbare Länge. Man muss den Touristen was bieten." Bereits vor einem Jahr hatte Landrat Gregor Eibes zu einem Runden Tisch zum Thema Hunsrückbahn eingeladen. Das Projekt wurde damals begrüßt, allerdings auch darauf verwiesen, dass es ohne eine massive Landesförderung nicht realisierbar sei - schließlich sind die meisten Kommunen verschuldet.

"Uns geht es darum, einen ersten kleinen und realisierbaren Schritt zu machen", sagt Jacob. Denn das Land habe inzwischen ein spezielles Förderprogramm dafür. Um das teilweise überwucherte Schienennetz auf dem Teilstück wieder herzurichten, wären etwa zwei Millionen Euro nötig.

Dieser Betrag sei förderfähig. 85 Prozent könnte das Land übernehmen, so Jacob, der darauf hinweist, dass es um projektbezogenes Geld geht: "Damit zwacken wir keinem Dorf einen Kita-Neubau ab." Mit einer weiteren Million, so Jacob, ließe sich die Strecke wieder mit einer Touristenbahn betreiben. Das Projekt hatte die IG Nationalparkversammlung unlängst vorgestellt. Dort stieß es dann auch auf große Zustimmung. Es könnte gar ein touristisches Vorzeigeprojekt, ähnlich der Hängebrücke Geyerlay bei Mörsdorf werden, hieß es. Allerdings wurde auch gemahnt, die Kosten im Blick zu halten.

Nun müsse eine Investitions- und Aktionsplan mit detaillierten Kosten aufgestellt werden. Auch für den Landkreis Bernkastel-Wittlich ist die Hunsrückbahn wieder ein Thema, wie Pressesprecher Follmann ergänzt: Zuletzt habe sich der Kreisausschuss wieder in diesem Jahr damit befasst und die Durchführung einer Potenzialuntersuchung der Schienenverkehrsstrecke Büchenbeuren-Türkismühle befürwortet.Meinung

Hans-Peter Linz
Kleine, feine Brötchen backen

Seit der Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald wird das Thema Öffentlicher Personennahverkehr im Hunsrück wieder diskutiert. Vor sechs Jahren erhielt der Landkreis aber eine Abfuhr aus Mainz, als es darum ging, das Streckennetz zu erhalten. Und im vergangenen Jahr war das Ergebnis einer vom Land für 60?000 Euro beauftragten Mobilitätsstudie auch noch wenig ermunternd: Für die Eisenbahn gebe es "kein Potenzial im Alltagsverkehr".
Aber nun zeichnet sich eine Trendwende ab, die auf dem Boden der Tatsachen steht. Statt große Pläne zu schmieden, deren Finanzierung in den Sternen steht, machen jetzt Menschen aus der Region mit dem Projekt Touristenbahn einen handfesten Vorschlag, den auch das Land finanziell fördern könnte. Eine Touristenbahn könnte mit den entsprechenden Angeboten weitere Gäste in die Region locken. Denkbar wären zum Beispiel Ausflugsfahrten, die mit Wanderungen kombiniert werden. Und auch das Nationalparktor Hunsrückhaus wäre vom Deuselbacher Bahnhof aus fußläufig zu erreichen. Eine Touristenbahn, die entsprechend vermarktet wird, wäre mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung - und vor allem finanzierbar.
hp.linz@volksfreund.de

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