Aus Liebe zur Musik: Sweet rocken die Eifel

Dreis · Sie waren die Glam-Rock Band schlechthin. Auch wenn sie nicht mehr in der Originalbesetzung auftreten, haben The Sweet immer noch eine große Zahl treuer Fans, und das nicht nur im Alter derer, die mit ihnen groß geworden sind.

 Sweet - das sind heute: Bruce Bisland (Bild), Pete Lincoln, Andy Scott und Tony O'Hora. TV-Foto: Barbara Gollan

Sweet - das sind heute: Bruce Bisland (Bild), Pete Lincoln, Andy Scott und Tony O'Hora. TV-Foto: Barbara Gollan

Foto: (m_wil )

Dreis. Vier Jahrzehnte Bühnenpräsenz, das macht The Sweet schon zu etwas ganz Besonderem in der mitunter doch sehr schnelllebigen und unerbittlichen Musikszene. Eigentlich sollten Andy Scott, Pete Lincoln, Tony O'Hora und Bruce Bisland schon im Mai im Eventum in Wittlich auftreten. Aus produktionstechnischen Gründen, wie es hieß, wurde dieser Termin aber auf den 21. Oktober verschoben, und aus dem Eventum als Veranstaltungsort wurde die Mehrzweckhalle Dreis.
Diese war mit 650 zahlenden Besuchern und einigen Gästen ganz gut gefüllt, aber ein paar Fans mehr hätten es schon noch sein dürfen. Für das Konzert selbst war dies aber sicher kein Nachteil. Es hatte etwas von einem Besuch im heimischen Wohnzimmer, und Band und Publikum waren sich näher, als es in einer großen Halle möglich gewesen wäre. Das war für die Spielfreude der vier Vollblutmusiker sichtlich förderlich. Nach dem auch schon sehr sehens- und hörenswerten Auftritt von "Deutschlands kleinster Band" Cat'n'U, die auch schon bei Bands wie T-Rex und Right Said Fred im Vorprogramm waren, skandierte das Publikum "We want Sweet" - und sie bekamen alles zu hören, was das Fanherz begehrt. Angefangen mit Peppermint Twist bis hin zum Hell Raiser geben sich die vier mal extrem rockig, mal sanfter mit der Gitarre auf dem Schoß wie bei Lady Starlight. Stimmlich haben sie jedenfalls noch alles drauf, was für die Authentizität ihrer Stücke nötig ist. Das Publikum liebt sie dafür und macht, animiert vom 60-jährigen Frontman Pete Lincoln, kräftig mit.
Ohrwürmer wie Co-Co (das ist der Hit, dessen Refrain das Lied so bekannt gemacht hat, weil ihn niemand verstanden hat), Poppa Joe, Little Willy und andere Chartsongs lassen die 1970er wieder aufleben. Nach einem virtuosen Schlagzeugsolo von Bruce Bisland wird es wieder rockiger und Teenage Rampage, Rockbusters und nicht zuletzt der Ballroom Blitz lassen die Dreyshalle beben. So mancher im Publikum wird sich wieder an seinen ersten Liebeskummer erinnert haben, als Love is like Oxygen durch die Mikros dröhnte. Ja, sie können es noch, und es ist schon schade, dass nächstes Jahr Schluss ist. Aber die Musiker haben diese Entscheidung sicher aus gutem Grund gefällt. Das Publikum ist zufrieden, denn so ein Konzert besucht man, wie eine Zuschauerin betont, "aus Liebe zur Musik".Extra

Die Band gründete sich 1968 als "The Sweetshop" mit Brian Connolly, Mick Tucker, Frank Torpey und Steve Priest. 1970 Namensänderung in "Sweet", Frank Torpey verlässt die Band, Andy Scott rückt nach. Mit einer neuen Plattenfirma begann der Erfolg. "Blockbuster" von 1973 wurde der größte Erfolg für Sweet, Hits wie "Ballroom Blitz" oder "Teenage Rampage" folgten. Sweet waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ab da schrieben sie ihre Songs selbst, aber nach "Fox on the Run" wurde erst "Love is like Oxygen" 1978 ein Hit. Danach verließ Sänger Brian Connolly die Band, 1982 lösten sie sich auf, Andy Scott und Brian Connolly versuchten aber immer wieder Neuanfänge mit anderen Musikern und waren weiter auf Tour. Brian Connolly starb 1997. bg

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