Wirtshaus Zur Glocke in Trier: Steinalt und trotzdem neu

Trier · Triers dienstälteste Gaststätte steht vor dem Comeback: Kommende Woche kehrt die Glocke wieder dorthin zurück, wo sie seit 1803 war: Ins Fachwerkhaus Glockenstraße 12. Um- und ausbaubedingt war der Gastrobetrieb seit Oktober 2012 in die gegenüberliegende Gaststätte Zur Krim ausgelagert.

Wirtshaus Zur Glocke in Trier: Steinalt und trotzdem neu
Foto: Roland Morgen
 Wienern vor der Wiedereröffnung: Hausmeister Stefan Evers.

Wienern vor der Wiedereröffnung: Hausmeister Stefan Evers.

Foto: Roland Morgen

Man könnte glauben, die Szene sei gestellt, um Eindruck zu machen. Tatsächlich aber handelt es sich um Zufall. Als Peter Brommenschenkel und der TV-Reporter nach der Innenbesichtigung auf die Straße gehen, kommt dort eine Frau vorbei, die sagt: "Die Glocke ist wunderschön geworden. Solche Investoren braucht man." Brommenschenkel strahlt, denn das ist die Form von Anerkennung, die er oft vermisst: "Wenn ein Trierer in Trier was bewegt, dann kommt das ausgerechnet den Trierern oft nicht geheuer vor. Und wenn's erfolgreich ist, kommt schnell der Neidfaktor ins Spiel."

Der 61-jährige Selfmade-Unternehmer und seine Frau Anne haben viel bewegt, stets mit Erfolg. Parfümerien, dann auch Bioläden und Gastronomie. Und natürlich die Glocke. 2011 kauften die Brommenschenkels das fast fünf Jahrhunderte alte Haus Zur Glocke, seit 1803 Wirtshaus. Das bleibt es auch. Denn im Gegensatz zu anderen Interessenten, die eine Einzelhandelsnutzung planten, setzten die neuen Besitzer alles daran, die Gastro-Tradition weiterzuführen und auch den in den 1990er Jahren eingestellten Hotelbetrieb wiederzubeleben. Dazu waren allerdings Investitionen nötig, über deren Höhe nicht geredet wird - "aus Prinzip".

Ein Jahr wurde geplant, mehr als drei Jahre geplant und gebaut und der Gaststätten-Eröffnungstermin immer weiter hinausgeschoben. Nun gibt es kein Zurück mehr. Am Samstag, 5. November, öffnet die runderneuerte Glocke ihre Türen. Das gegenüberliegende Gasthaus Zur Krim, seit Mitte Oktober 2012 original möbliertes Glocken-Exil, schließt am kommenden Sonntag, damit der "Rückzug" stressfrei vonstatten gehen kann. Entgegen der ursprünglichen Planung wollen die Glockenbesitzer die alte Krim nicht weiterbetreiben, auch aus personellen Gründen. Das eingespielte Team um Küchenchef Gregory Gregorowitsch und Betriebsleiterin Christiane Theisen werde in der Glocke gebraucht, sagt Peter Brommenschenkel, parallel noch eine zweite Truppe neu aufzubauen, sei "unrealistisch, weil gutes Gastro-Personal sehr schwer zu bekommen ist". Also ziehe man die Option des frühzeitigen Ausstiegs aus dem eigentlich zehnjährigen Pachtvertrag.

Die neue Glocke hat 220 Plätze - doppelt so viele wie zuvor. Der Raumgewinn resultiert vor allem aus der Öffnung des aufwendig sanierten, 900 Jahre alten Gewölbekellers. Hohe Investitionen, höhere Gastro-Preise: "Nein!", versprechen die Brommenschenkels. Alles bleibt preislich wie gehabt. Wir sind kein Schickimicki-Laden, sondern ein Speiselokal mit vielen Stammgästen und wollen auch weitere hinzugewinnen".

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Glocke ist ein Traditionslokal, das fast jeder Trierer kennt. Haben Sie besondere Erinnerungen an das Lokal? Erlebnisse mit Glocken-Jupp? Haben Sie dort vielleicht die Liebe ihre Lebens kennen gelernt - oder sie verloren? Schreiben Sie uns per Post an Lokalredaktion Trierischer Volksfreund, Postfach 3770, 54227 Trier oder per E-Mail an echo@volksfreund.de

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