Fliegende Kisten und ein Hubschrauber aus den 60ern

Hermeskeil · Die Saison der Hermeskeiler Flugausstellung ist beendet. Zeit sich auszuruhen hat Museumsbesitzer Peter Junior dennoch nicht. Stattdessen werkelt er an neuen Exponaten fürs nächste Jahr. Dann soll auch eine neue Beschilderung kommen, die Touristen den Weg zum Museum weist.

Hermeskeil. "Kürzlich hat die Kreisverwaltung in Trier sich gemeldet. Es sieht jetzt so aus, dass wir ab 2017 endlich die Ausschilderung und Hinweise bekommen werden, die wir seit Jahren haben wollen, und die wir auch brauchen." Zwei Tage, bevor er Anfang November die Eingangstür von Europas größtem privaten Flugzeugmuseum für ein halbes Jahr abschloss, atmete Peter Junior auf.
Im Dschungel von Verordnungen, Vorschriften, Genehmigungen und ständigem Austausch mit Behörden sieht es jetzt so aus, als komme das leidige Thema der Hinweise von den Fernstraßen endlich zu einem für alle Seiten akzeptablen Ende. "Die andauernden Straßenarbeiten und die damit verbundenen Sperrungen in Hermeskeil sind natürlich Gift für die Erreichbarkeit unseres Museums", sagt Junior. Immerhin seien die Irritationen für die vielen ausländischen Besucher der Flugausstellung in der Stadt selbst durch eine gute Beschilderung ausgeräumt.Sicherung der Attraktivität


Ab 2017 soll die bessere Erreichbarkeit des Museums garantiert werden. Die bisherigen weißen Hinweis-Schilder, die nur für die Verkehrslenkung genutzt werden dürfen, können dann durch braune Schilder, die auf touristische Einrichtungen hinweisen, ausgetauscht werden. "Wir liegen an der Schnittstelle zweier Bundesländer (Rheinland-Pfalz und Saarland) sowie zweier Landkreise (Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich). Das ist ungünstig. Da ist bei jeder Behörde jemand anderes für irgendwas zuständig."
Im nächsten Jahr stehen braune Schilder mit dem Firmen-Logo und dem Hinweis "Flugausstellung" an den Straßen. "Insgesamt 22 Stück", weiß Junior und fügt leicht schmunzelnd hinzu: "Wer das bezahlt, ist auch noch nicht entschieden. Aber ich kann es mir fast schon denken." Den angestrebten Hinweis von der Autobahn-Abfahrt werde sein Museum aber auch nächstes Jahr nicht erhalten. "Da hat der neue Nationalpark Vorrang. Unser Pech ist, dass wir von unserem Museum leben, obwohl wir eine Tourismus-Einrichtung sind."
Doch die Flugausstellung wird im nächsten Jahr nicht nur neue Hinweisschilder, sondern auch neue Exponate erhalten. Für Junior steht neben den üblichen Wartungs- und Reparaturarbeiten ("Wir werden auch im Winter jeden Tag hier sein") die Sicherung der Attraktivität des im Familienbesitz befindlichen Museums im Vordergrund. So wird ab dem 1. April 2017 ein neuer Rettungshubschrauber von MBB (Messerschmitt-Bölkow-Blohm, ehemaliger deutscher Rüstungskonzern) zu sehen sein. Junior, absoluter Technik-Freak, erklärt: "Der Heli stammt aus den 1960er Jahren, ist eines der selten noch vorhandenen Exemplare. Daran werden wir im Winter lange restaurieren."
Müßiggang ist für den Betreiber kein Thema, wenn die Türen geschlossen bleiben. "Wir Museumsbetreiber sind wie eine große Familie, die sich der Geschichte der Mobilität verschrieben haben. Da ist man ständig auf der Suche nach Attraktionen. Man kennt sich, tauscht sich aus, will erfahren, was andere an Ideen ins Unternehmen einbringen."
Das Automobilmuseum des Auto-Journalisten Fritz B. Busch, das DAF-Museum in Holland und verschiedene Luftfahrt-Einrichtungen in England werden wieder auf der Besucherliste stehen. "Wir müssen zweigleisig fahren. Restaurieren und bewahren, aber auch die Attraktivität durch neue Exponate am Leben erhalten. Und das ist immer eine Kosten-Nutzen-Frage."
Es werde wieder ein symbolischer Tanz auf der Tragfläche sein. Am Mittwoch hatten die Juniors ihren ersten "freien" Tag seit Ende März. "Wir waren jeden Tag hier. Ohne Ausnahme. Keine Sonntage, keine Feiertage. Eigentlich hätten wir unsere Arbeitstage für 2016 zusammen", sagt Junior und lächelt dabei verschmitzt. Denn er weiß: Beim "eigentlich" wird es auch in diesem Jahr bleiben. Bis zum 1. April 2017.Extra

Flugausstellung Hermeskeil: Das Museum vor den Toren der Stadt an der Hunsrückhöhen-Straße (B 327) wurde 1973 von Leo Junior gegründet und ist seitdem regelmäßig halbjährig geöffnet. Das Gelände umfasst eine Ausstellungsfläche im Freien und in mehreren Hallen von 76 000 Quadratmetern. Gezeigt werden über 100 Militär- und Privatflugzeuge sowie Hubschrauber aus mehreren Jahrzehnten. Hinzu kommen Motoren, Ausrüstungsgegenstände und detailliertes Zubehör. Als Café dient ein ausgeschlachtetes Exemplar eines der spektakulärsten Flugzeuge aller Zeiten, einer Concorde. jüb

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