Eintracht, Guildo, Hallenbad und Schröer: Ehemaliger Trierer Oberbürgermeister stellt heute sein neues Buch vor

Trier · Er hat es wieder getan: ein Buch geschrieben. Helmut Schöer, Triers ehemaliger Oberbürgermeister stellt heute "Trierer Geschichten" vor - die aber ganz anders sind als seine bisherigen Werke.

 Mit dem neuen Werk beim Volksfreund zu Gast: Helmut Schröer stellt seine „Trierer Geschichten“ vor. TV-Foto: Michael Schmitz

Mit dem neuen Werk beim Volksfreund zu Gast: Helmut Schröer stellt seine „Trierer Geschichten“ vor. TV-Foto: Michael Schmitz

Foto: (h_st )

In Zeiten, in denen das Theater auseinanderzufliegen droht, ein Kulturdezernent abgewählt werden soll und die städtische Kasse noch leerer ist als in den Jahrzehnten zuvor, ist man versucht, sich an die stadtpolitisch vermeintlich gute, alte Zeit zu erinnern.

Wenn dann Helmut Schröer, ehemaliger Oberbürgermeister von Trier, zur Feder greift und ein Buch unter dem Titel "Trierer Geschichten" vorstellt, dann könnte das natürlich leicht zu einem verklärenden Rückblick auf seine Zeit an der Stadtspitze werden (die inklusive Beigeordneten- und Bürgermeisteramt von 1977 bis 2007 reichte). Auch, wenn Schröers neues Buch überwiegend positive Geschichten enthält: Der Versuchung zur Verklärung ist er nicht erlegen.

Schon drei Bücher mit Erinnerungen hat er veröffentlicht. Zwei davon haben sich unter dem Oberbegriff "Weichenstellungen" vor allem der Stadt- und Innenstadtentwicklung gewidmet. Eines, verfasst gemeinsam mit dem verstorbenen TV-Redakteur Dieter Lintz, beleuchtete die Trierer Städtepartnerschaft mit Weimar. Die Bände gefüllt mit Faktenwissen, detailreich und hintergründig, insgesamt eher sachlich erzählt. Bei seinem neuen Buch greift Schröer auf deutlich unterhaltsamere Stoffe aus den vergangenen Jahrzehnten zurück und schildert sie aus seiner Perspektive. Da geht es mal um die 2000-Jahr-Feier Triers 1984, bei der sich Stadtpatron Petrus erst im allerletzten Moment einsichtig zeigte und die Open-Air-Feier ermöglichte ("Sonnenschein zur 2000-Jahr-Feier").

Da geht es um die bescheidenen Anfänge des Trierer Weihnachtsmarktes 1980 ("eine beachtliche Erfolgsgeschichte"). Und da geht es um den Hype um den Trierer Jung' Horst Köhler anlässlich seiner Eurovision-Songcontest-Teilnahme 1998 ("Guildo hat Trier lieb!").Um-ein-Haar-Geschichten

Viele der Geschichten dürften zumindest jüngere Menschen überraschen - und älteren die von Schröer gewohnten Blicke hinter die Kulissen ermöglichen. So erzählt er beispielsweise, wie Trier um ein Haar ein zweites Hallenbad bekommen hätte. Angesichts der Defizite, die kommunale Schwimmbäder in aller Regel verursachen, wäre dies vermutlich heute schon längst wieder Gegenstand einer Schließungsdebatte. Statt das zweite Bad auf die Eurener Flur zu stellen, beschloss der Stadtrat dann doch 1978 die Erweiterung des Stadtbades an den Kaiserthermen.

Eine "Um-ein-Haar"-Geschichte ist auch die detailreich geschilderte Planung des neuen Fußballstadions für Eintracht Trier im Jahr 2005. Auf dem Ascheplatz gleich neben dem Moselstadion sollte es entstehen, die Finanzierung war schon so gut wie in trockenen Tüchern, das Land stellt Zuschüsse in Aussicht. Nicht politische Unstimmigkeiten und auch nicht die drohenden Folgekosten sorgten dafür, dass daraus nichts wurde, sondern die Eintracht selbst, die den Klassenerhalt in der zweiten Liga vergeigte. Punktegleich mit Cottbus, aber mit dem schlechteren Torverhältnis entschied gerade mal ein Tor - die Älteren werden sich erinnern - über Abstieg und Nicht-Abstieg. Wenn Schröer, selbst begeisterter Ex-Fußballer, davon erzählt, kann er sich auch heute noch so richtig schön aufregen, schüttelt fassungslos den Kopf, gestikuliert und schimpft über die vergebenen Chancen der damals von Paul Linz gecoachten Elf.

Ein Jahr lang hat Schröer an seinen Trierer Geschichten gearbeitet. Und wenn der 74-Jährige berichtet, welche Begebenheiten er alle noch gar nicht aufgeschrieben hat (Turm Luxemburg, Flutlicht im Stadion, das umstrittene Plakat zur 2000-Jahr-Feier etc), dann kann man gewiss sein, dass es wohl auch noch einen Band II der Trierer Geschichten geben wird. Heute aber stellt er erst mal den ersten Band vor: um 19 Uhr im Lesesaal der Stadtbibliothek Trier in der Weberbach. Moderator ist Uni-Präsident Professor Michael Jäckel. Gitarrist Ralph Brauner sorgt zwischendurch für musikalische Unterhaltung mit Blues und Balladen. Der Eintritt ist frei.

Trierer Geschichten ist im Paulinus-Verlag erschienen. Es hat 168 Seiten und kostet 14,90 Euro. ISBN-Nummer: 978-3-7902-1845-9

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