Palliativmedizin: Versorgungsangebot für Schwerstkranke in der Westeifel immer noch in der Warteschleife

Gerolstein/Bitburg/Daun · Seit 2007 hat jeder Versicherte im Fall einer fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung den gesetzlichen Leistungsanspruch auf eine Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Doch gibt es bis heute für Betroffene im Landkreis Vulkaneifel und im Eifelkreis Bitburg-Prüm kein entsprechendes Angebot – trotz jahrelanger Bemühungen des Palliativnetzwerks Westeifel (PNW).

Nur 32 Jahre alt ist Julia Dannenberg (Name von der Redaktion geändert) aus einem Ort im Eifelkreis Bitburg-Prüm geworden. Von der Diagnose "Brustkrebs mit Metastasenbildung" bis zu ihrem Tod hatte es 18 Monate gedauert. Am Ende konnte ihr nicht einmal ihr Wunsch, zu Hause sterben zu können, erfüllt werden. Julia Dannenberg starb an einem Sonntag in einem Krankenhaus, in das sie wegen einer Krisensituation mit starken Schmerzen eingewiesen worden war.

Gesetzlicher Anspruch "Ein klassischer Fall für eine SAPV", erklärt Anja Ruff vom Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst beim Caritasverband Westeifel mit Blick darauf, dass ein so genanntes Palliativ Care Team die junge Frau bis zuletzt zu Hause versorgt hätte. Doch obwohl der gesetzliche Anspruch seit fast zehn Jahren verankert ist, zieht sich die Realisierung für den Landkreis Vulkaneifel und den Eifelkreis Bitburg-Prüm hin - eine Situation, die im Mittelpunkt der jüngsten Mitgliederversammlung des PNW (siehe Extra) in Gerolstein stand. "Warum klagt nicht mal ein Betroffener oder Angehöriger den Anspruch ein?", fragte eine Teilnehmerin. "Es fehlt ihnen wohl die Kraft dazu", meinte eine andere.

Doch offenbar wächst der Druck. So berichtete die Pflegeüberleitung eines Krankenhauses, dass Betroffene, die aus anderen Regionen in die Westeifel kämen und die SAPV anfragten, mit Unverständnis auf das Fehlen des Angebots reagierten. "Der Bedarf ist zwingend und dringend", waren sich die Mitglieder des PNW einig. "Wir sind zwar auf der Strecke, wir würden gerne loslegen, aber es zieht sich", erklärte Caritasdirektor Winfried Wülferath - "das liegt nicht an den Akteuren vor Ort, sondern an den Rahmenbedingungen, für die die Krankenkassen zuständig sind." Die SAPV, wie sie schon seit Jahren in Großstädten und Großregionen umgesetzt werde, sei nicht eins zu eins auf eine ländliche Region wie die Westeifel übertragbar, räumte er ein.

Im Kreis Vulkaneifel und im Eifelkreis Bitburg-Prüm leben rund 160.000 Menschen. "Die Versorgung durch ein einziges SAPV-Team ist also unmöglich", betonte Anja Ruff, die mit der Konzepterstellung beauftragt ist. Ziel der Bemühungen des PNW um die SAPV vor Ort sei, einen Stützpunkt am Prümer Krankenhaus zu gründen, wünschenswert wäre ein weiterer in der Vulkaneifel, erklärte sie. Dann könnten schwerstkranke Menschen mit aufwendiger palliativer Versorgung besser im häuslichen Umfeld versorgt werden. So wie Julia Dannenberg es sich vergeblich gewünscht hatte.

Extra

Die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung gilt seit dem 1. April 2007 als gesetzlicher Leistungsanspruch für Menschen mit einer fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung, die einer aufwendigen Versorgung bedürfen. Ziel ist, die Lebensqualität und Selbstbestimmung der Patienten zu erhalten, zu fördern und zu verbessern. SAPV ist eine ergänzende Leistung, die von einem Palliative Care Team erbracht wird. bb Extra Das Palliativnetzwerk Westeifel wurde 2009 auf Initiative des Caritasverbands Westeifel gegründet. Es hat 31 Mitglieder: Pflegedienste, Ärzte, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, ein Dekanat, Lebensberatungsstellen, DRK, ein Betreuungsverein, eine Kreisverwaltung. Das PNW unter Leitung von Anja Ruff hat eine Steuerungsgruppe mit Pia Coumont, Angela Dieterich, Dr. Thomas Erb, Bernhard Fromme, Ilse Jacoby, Sabina Jasyk, Grete Neisemeyer-Riedel, Ramona Krug, Dr. Josef Schier, Dr. Bernd Steinmetz und Simone Thomas. bb

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