Die SPD macht sich Mut - So reagieren der Koalitionspartner und die Oppositionsparteien auf die erneute Kanzlerkandidatur Merkels

Kaum war Angela Merkels Entscheidung bekannt geworden, richteten sich die medialen Scheinwerfer sofort auf die SPD. Wer tritt als Herausforderer an, Parteichef Sigmar Gabriel, der Europa-Politiker Martin Schulz oder jemand ganz anderes?

Sigmar Gabriel versuchte den Druck wegzureden. Es bleibe beim alten Zeitplan, die Entscheidung erst Anfang 2017 zu treffen, sagte er am Rande eines Landesparteitages in Thüringen. Dass Merkel sich nun erklärt habe, "heißt nichts für die SPD".

Heißt es doch. So fand der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann, auch Gabriel müsse nun erklären, ob er als Kanzlerkandidat zur Verfügung stehe. "Wir benötigen jetzt auch Klarheit bei der SPD", so Hoffmann. Problematisch für die Genossen ist nicht nur der wachsende Erwartungsdruck. Sondern auch, dass die Spekulationen ins Kraut schießen. Am Donnerstag dementierte die Parteizentrale, Martin Schulz habe die Kanzlerkandidatur zur Bedingung für die Übernahme des Außenministeriums gemacht. Am Sonntag musste man die Meldung zurückweisen, Gabriel wolle sein Ministeramt abgeben, um sich auf den Wahlkampf zu konzentrieren. "Nichts dran", hieß es.

Vor Merkel selbst ist der SPD nicht allzu bange. So sagte Parteivize Ralf Stegner, der "Mythos der Unbesiegbarkeit" der CDU-Chefin sei vorbei. Andererseits werde man sie nicht unterschätzen. Auch SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann glaubte, dass Merkel "nicht mehr unschlagbar" sei. "Die Bundestagswahl ist offen." Immerhin bot Oppermann der Union an, in der nächsten Zeit in der großen Koalition weiter konstruktiv zusammenzuarbeiten.

Eher nach Wahlkampfmodus klangen die Stellungnahmen der Opposition. Linken-Parteichef Bernd Riexinger sagte Stillstand in Deutschland voraus, falls Merkel erneut Bundeskanzlerin werde. "Es droht ein ,Weiter so' der Politik der sozialen Spaltung."

Die Grünen kündigten einen harten Wahlkampf gegen Merkel und die Union an. "Wir freuen uns auf eine harte politische Auseinandersetzung, in der wir zeigen werden, wie wirksamer Klimaschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt funktionieren können", sagte Grünen-Chef Cem Özdemir. Dem FDP-Vorsitzenden Christian Lindner ist Merkel hingegen zu "angegrünt", wie er sagte. Lindner wählte ein Beispiel aus dem Skat. "Die Union zieht ihren letzten Trumpf und weiß nicht, ob er noch sticht." wk

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