Es ist zum Heulen: Stadt Bitburg liegt mit Feuerwehrleuten im Streit

Bitburg/Trier · Wer hat es noch nicht gemerkt? Die Sirenen im Bitburger Stadtzentrum heulen in letzter Zeit viel häufiger als zuvor. Doch wer hätte gedacht, dass die Sirenenekonzerte mit einem Prozess am Trierer Arbeitsgericht im Zusammenhang stehen?

Warum heulen die Sirenen im Bitburger Stadtgebiet neuerdings so oft? Das werden sich mittlerweile viele Bitburger fragen. In den letzten Wochen wurden die Stadtbewohner auf diese unsanfte Art gleich mehrfach aus dem Schlaf aufgeweckt. Auch am hellichten Tag sind die Sirenen in jüngster Zeit häufiger als gewohnt zu hören. Doch weshalb eigentlich? Steht neuerdings in Bitburg fast täglich ein Haus in Flammen oder kracht es auf Bitburgs Straßen in letzter Zeit vermehrt?

Der TV hat nachgefragt - und eine Antwort bekommen, mit der wohl kaum jemand gerechnet hätte: Die Sirnenen heulen jetzt so oft, weil die Stadt mit Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr richtig im Clinch liegt.

Hintergrund: Wie aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr (Stadtmitte) zu hören ist, hat die Stadt derzeit mit einem Feuerwehrmann ein Verfahren am Arbeitsgericht Trier laufen. Ein weiterer Prozess gleicher Art bahnt sich an. Wie man sich in der Mannschaft erzählt, weigere sich die Stadt, den von den Feuerwehrmännern "verlangten Tariflohn" für die Bereitschaftsdienste zwischen 16.30 Uhr und 7.30 Uhr zu zahlen.

Da man sich finanziell nicht habe einigen können, soll die Stadt die alten Arbeitsverträge für den Bereitschaftsdienste aufgekündigt haben. Deshalb ist die Bitburger Feuerwache nun ab 16.30 Uhr, wenn die drei hauptamtlichen Mitarbeiter der Stadt dort Feierabend machen, bis zum nächsten Morgen sowie das gesamte Wochenende über unbesetzt. Wenn dann dort das Telefon klingelt, hebt niemand ab, weil keiner mehr da ist.

Die Feuerwehr: Nach TV-Informationen - öffentlich will sich kein Feuerwehrmitglied dazu äußern - soll die Wehrleitung deshalb die Verantwortung und die Einsatzbereitschaft für die Freiwillige Feuerwehr ab Feierabend und am Wochenende abgelehnt haben. Denn ohne einen diensthabenden Maschinisten auf der Feuerwache, der auch stets als Fahrer des ersten Einsatzfahrzeuges fungiert habe, sei nicht gewährleistet, dass die Feuerwehr ihre gesetzliche Einsatzfrist von acht Minuten bis zum Zielort einhalten könne, heißt es aus den Reihen der Mannschaft. Da werktags ab circa 16.30 Uhr kein Bereitschaftsdienst mehr im Hause sei, habe man sämtliche Alarmstufen erhöhen müssen. Deshalb hören die Bitburger in letzter Zeit also so häufig die Sirene heulen. Denn es sei ohne Bereitschaftsdienst gar nicht sicher, dass überhaupt ein Fahrer für ein Löschfahrzeug komme, wenn alarmiert werde, erzählen Feuerwehrleute. Um zehn Wehrleute zu bekommen, so laute die Faustformel, müsse man 40 alarmieren. Wenn es der Einsatz erfordere, müsse man deshalb zusätzlich zu der Alarmierung über Handy und Meldeempfänger die Sirenen im Stadtgebiet einschalten, damit genug Personal anrücke, sagen Kameraden aus der Mannschaft.

Das sagt die Stadt: Bürgermeister Joachim Kandels ist über die Sirenenkonzerte im Stadtgebiet alles andere als erfreut. "Man sollte jetzt nicht die ganze Bevölkerung verunsichern, sondern die Verhältnismäßigkeit berücksichtigen", sagt Kandels in Richtung Feuerwehr. Denn die Streitigkeit betreffe nur vier Wehrleute, weshalb ja nicht in der gesamten Mannschaft schlechte Stimmung verbreitet werden müsse. Kandels: "Wir sehen den Bereitschaftsdienst aber weiterhin als ein Ehrenamt an." Der Stadtrat habe die monatliche Aufwandsentschädigung für den Bereitschaftsdienst von 150 auf 236 Euro aufgestockt. So sieht das aktuelle Angebot der Stadt aus. Die Forderung der Wehrleute von über 900 Euro monatlich sei finanziell nicht darstellbar. Außerdem, erklärt Kandels, stelle die Stadt den Bereitschaftsdienstlern neben anderen Vorzügen ja schließlich noch vergünstigten Wohnraum zur Verfügung. Kandels: "Man kann - auch im Hinblick auf die anstehenden Investitionen - nicht sagen, dass wir als Stadt unsere Feuerwehr nicht unterstützen. Ich bin stolz auf ihre Leistungsfähigkeit und stelle mich vor meine Leute." Außerdem, so sagt der Bürgermeister, könne er nicht verstehen, wieso jetzt tagsüber die Sirenen häufiger heulen müssten: "Da sind ja die städtischen Mitarbeiter auf der Wache im Dienst. Da hat sich ja an der Besetzung der Feuerwache nichts geändert."

Kommentar
Christian Moeris
An der falschen stelle gespart


6,5 Millionen Euro will die Stadt bis 2022 in den Ausbau der Innenstadt, die Verschönerung der Fußgängerzone und der öffentlichen Plätze investieren, was ja schön und gut und - in gewissem Umfang - notwendig ist. Aber wenn auf der anderen Seite Kernbereiche wie die Feuerwehr nicht laufen, weil man dort jeden Groschen dreimal rumdrehen muss und dazu noch Prozesse geführt werden, dann wird an der falschen Stelle gespart. Dann muss man sich im Rathaus und auch im Stadtrat die Frage stellen, ob die Prioritäten richtig gesetzt werden. c.moeris@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort