Steht die Porta Nigra bald in Afrika?: Wasserwerk statt Römertor - Satire-Film führt Trierer aufs Glatteis

Trier · Die Organisation Dritte Welt Saar dreht zurzeit mit der Medienfirma Elenovela in Trier eine Pseudo-Doku, die den Spieß umdreht: Afrika entwickelt Trier. Das Projekt soll auf die Schattenseiten der Entwicklungshilfe aufmerksam machen.

 Karsten Müller (Mitte hinten) filmt: Klaus-Michael Nix (rechts) von African Aid klärt vor der Porta über die Entwicklung Triers auf. Müllers Tochter Ronja (links) hilft für eine Szene aus. TV-Foto: Julia Schäbsdau

Karsten Müller (Mitte hinten) filmt: Klaus-Michael Nix (rechts) von African Aid klärt vor der Porta über die Entwicklung Triers auf. Müllers Tochter Ronja (links) hilft für eine Szene aus. TV-Foto: Julia Schäbsdau

Foto: (h_st )

Trier. Wieder ein Infostand einer Entwicklungshilfe-Organisation in Trier. Klaus-Michael Nix von African Aid verteilt Flyer. "Trier wird entwickelt" steht darauf. Sogar das Fernsehen ist da. Aus Afrika. Norman Kuumba-Stehr vom Neutralen Fernsehen Mufasa (Triers Partnerstadt) interviewt die Passanten zum neuen Hilfsprojekt von African Aid. Ein Wasserwerk soll finanziert werden, um der Trierer Bevölkerung sauberes Trinkwasser zu gewährleisten. Die Porta Nigra müsste dafür weichen.

Das Ganze ist natürlich ein Fake, also eine Fälschung. Genau genommen eine Fake-Doku namens End-Wicklungshilfe!, die von der Organisation Dritte Welt Saar und der Produktionsfirma Elenovela in Trier gedreht wird. Dass weder Flyer noch afrikanisches Fernsehteam echt sind, darüber bleiben die Passanten unaufgeklärt. Hinter Elenovela steckt Karsten Müller, der Dokus und Imagefilme produziert. Politische Themen behandelt er zudem in seinem Theater Frosch.

Roland Röder, Geschäftsführer von Dritte Welt Saar, hält nichts von Entwicklungshilfe. "Es ist anmaßend, denen ,da unten' zu zeigen, was Kultur ist", sagt Röder. Kultur gäbe es schließlich überall, wo Menschen leben. Seine Meinung: Deutschland soll mit der Entwicklung bei sich selbst anfangen und nicht Ländern, von denen es nichts verstehe, seine kapitalistischen Vorstellungen aufzwingen. Deswegen dreht die Pseudo-Doku den Spieß um. Die Handlung ist Folgende: Die Dritte Welt Saar appelliert in einem offenen Brief an die menschenrechtliche Verpflichtung Afrikas: Deutschland habe schließlich ständig "Expertenteams ,da unten', die helfen und Euch den Weg zeigen." Die Organisation African Aid reagiert. Da unter der Porta Nigra eine saubere Trinkwasserblase gefunden wurde, soll an Stelle des Denkmals ein Wasserwerk gebaut werden. Denn die Bevölkerung ist durch Pharma- und Frackingrückstände im Wasser erheblichen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Die Porta muss also weg. Nostalgiker können ihr Römerdenkmal aber weiterhin besuchen. Ganz einfach, per wöchentlichem Direktflug von Hahn nach Mufasa, Triers afrikanischer Partnerstadt. Denn da soll die Porta in Zukunft stehen.

Abseits dieser Fake-Doku arbeiten die Schauspieler Klaus-Michael Nix und Norman Stehr am Theater Trier. Stehr hat sich nicht nur am Projekt beteiligt, weil er optisch in das Afrikabild passt, mit dem der Film spielt, sondern auch aus Überzeugung: "Wer sagt, dass die Afrikaner in ihren Dörfern nicht auch glücklich sind?" Entwicklungshilfe verbindet er mit "großem imperialen Getue" und ist sich sicher, dass es dabei vor allem um Gewinn geht. Die Reaktionen der Passanten auf den vermeintlichen Abriss der Porta Nigra zum Wohle der Entwicklung resümiert Karsten Müller: "Die meisten haben es tatsächlich geglaubt."

Besonders überrascht ist Karsten Müller über einen eingefleischter Trierer, der bereits über das Entwicklungsprojekt Bescheid wusste. Neben der Straßenszene vor der Porta Nigra zeigt End-Wicklungshilfe! unter anderem die Stürmung des Rathauses und die Übernahme der Verwaltung durch afrikanische Delegierte - samt Entmachtung des Oberbürgermeisters Wolfram Leibe. Der fertige Kurzfilm wird auf www.a3wsaar.de und www.elenovela.eu sowie auf Facebook zu sehen sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort