Grundheber, Sokolov, Feidmann, Zuckowski: Mosel Musikfestival bietet für 2017 ein glamouröses Programm

Lieser · Ein letztes Mal nach mehr als 30 Jahren präsentiert Intendant Hermann Lewen, was sein Mosel Musikfestival der Region im Folgejahr beschert. Dass Spitzenmusiker kommen, sind die Zuhörer gewohnt. Zum Abschied aber sind es mehr Stars denn je.

Draußen an der frisch sanierten Fassade von Schloss Lieser blicken fantastische Fischfiguren die Besucher mit weit aufgerissenen Mäulern staunend an. Drinnen staunen die Journalisten - über üppige Kristalllüster, Ölgemälde, glänzende Holzvertäfelungen, Kachelöfen und den Stuckschmuck der Toilettenräume, die mit sanfter klassischer Musik beschallt werden.

Die übergroßen, goldverzierten Sessel reichen nicht für all die Menschen, die zur Pressekonferenz des Mosel Musikfestivals gekommen sind. Vielleicht, weil der Glanz des Schlosses lockt, das nach langem Dornröschenschlaf im Januar als Luxushotel öffnet. Vielleicht, weil sich herumgesprochen hat, welcher Star dort an diesem Tag hautnah zu erleben ist. Vielleicht, weil es das letzte Mal ist, dass Hermann Lewen, der das Festival vor mehr als 30 Jahren ins Leben rief, als Intendant präsentiert, welche Konzerthöhepunkte das Jahr 2017 der Region beschert. Es sind mehr denn je. Das Budget übersteigt im Abschiedsjahr erstmals knapp die Millionengrenze. Nur die Besten kommen.

Lob für Thomas Egger

Ganz alleine verantwortet Lewen das nicht. Sein Nachfolger Tobias Scharfenberger, der ab Januar die Geschäftsführung übernimmt, hat die Saison mit ihm geplant. Nicht nur bei der Krawattenfarbe - Orange - scheinen die beiden sich einig zu sein. Sie wirken wie Vertraute, spielen sich bei der Moderation die Bälle zu, und das einzige Mal, dass sie einander ins Wort fallen, benutzen sie präzise dieselben Worte, um sich ans Publikum zu wenden.

"Wir haben einen super Übergang hingekriegt", sagt Thomas Egger, Chef des Festival-Aufsichtsrats und Kulturdezernent der Stadt Trier, im Hinblick auf den Intendantenwechsel. Ein Mann, der wegen der Turbulenzen am Theater in der Kritik steht. Am Freitag jedoch gibt es Lob: Egger habe das Festival deutlich vorangebracht, betont Jürgen Hardeck, Leiter des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Auch Scharfenberger freut sich, wie glatt alles läuft. "Ich habe schon viele Intendantenwechsel erlebt, und ich weiß, wie sehr so etwas schieflaufen kann", sagt der Bariton, der erst 2015 als Stellvertreter von Ex-Theaterintendant Karl Sibelius in die Region gekommen war.

Passend zur Schlosskulisse präsentieren Lewen und Scharfenberger in Lieser ein glamouröses Programm: Es verspricht große Namen, gewohnt grandiose Kulissen und reichlich Gänsehaut. Denn einige der berühmten Künstler, die Lewen entdeckte und an die Mosel holte, als sie noch am Beginn ihrer Karriere standen, machen ihm nun ein Abschiedsgeschenk: Sie kehren zurück.

In mehr als 70 Konzerten werden zwischen dem 8. Juli und dem 3. Oktober an 41 Spielstätten Top-Künstler zu hören sein, darunter der aus Trier stammende Kammersänger Franz Grundheber, Klezmer-Star Giora Feidmann, Klavierlegende Grigory Sokolov oder Rolf Zuckowski, mit dem Lewen eine lange Freundschaft verbindet. Mit einer winzigen Gitarre ist Zuckowski, dessen Lieder Kinder schon seit 40 Jahren singen, von Hamburg nach Lieser gereist, um dort mit dem Stück "Kinder brauchen Musik" Lust auf das Benefizkonzert zu machen, das am 24. September in der Arena Trier zu hören ist: Unter Leitung von Julia Reidenbach interpretieren Kinderchöre seine Stücke neu. Der Erlös kommt auch der Dieter-Lintz-Stiftung zugute, die junge Talente fördert.

Einen geografischen Schwerpunkt hat das Festival, das sich von Saarburg bis zum Deutschen Eck erstreckt, mit 24 Konzerten in Trier. Neu hinzugekommene Spielstätten sind neben Schloss Lieser ein altes Kraftwerk in Traben-Trarbach, das Weingut Maximin Grünhaus in Mertesdorf, eine Kirche in Zell und die Burg Bischofstein in Hatzenport.
Scharfenberger hinterlässt bereits 2017 seine Handschrift: In der neuen Einführungsreihe "Ohrensessel" sprechen Experten über Beethoven, Kastraten oder die Hörgewohnheiten im 16. Jahrhundert. Der designierte Intendant kündigt an, dass Dinge anders werden. Doch liege die Kraft "mehr in der Evolution als in der Revolution". Er wolle dem Festival "eine Seele und ein Gesicht" geben - so wie Hermann Lewen dies mehr als 30 Jahre lang getan habe. Programmhöhepunkte 2017

 Intendant Hermann Lewen (links) und sein Nachfolger Tobias Scharfenberger haben in Schloss Lieser ein beeindruckendes Festivalprogramm für 2017 präsentiert.

Intendant Hermann Lewen (links) und sein Nachfolger Tobias Scharfenberger haben in Schloss Lieser ein beeindruckendes Festivalprogramm für 2017 präsentiert.

Foto: Klaus Kimmling
 Dass es beim Mosel Musikfestival auch laut und lustig werden kann, bewies das Trio „Wildes Holz“.

Dass es beim Mosel Musikfestival auch laut und lustig werden kann, bewies das Trio „Wildes Holz“.

Foto: Klaus Kimmling

Schon der Auftakt ist vielversprechend: Franz Grundheber deklamiert Arnold Schönbergs Holocaust-Melodram "Ein Überlebender aus Warschau". Ihn begleiten das Saarländische Staatsorchester Saarbrücken und der Trierer Konzertchor. (8. Juli, St. Maximin, Trier).Renaud Capuçon (Geige) und Khatia Buniatishvili (Piano) brillieren mit Stücken von Anton Dvorák, Edvard Grieg und César Franck (11. Juli, Kloster Machern, Bernkastel-Wehlen).Als besten Pianisten der Welt bezeichnet Stardirigent Daniel Barenboim den russischen Pianisten Grigory Sokolov. Statt in einem der großen Konzertsäle der Welt spielt er im Kloster Machern (18. Juli).Klezmerlegende Giora Feidman, der 1993 erstmals an der Mosel auftrat, füllt die großen Konzerthallen der Welt. Mit dem Gershwin String Quartett spielt der 81-jährige Klarinettist israelische Werke und Folksongs (21. Juli, Kloster Machern).Musik von Bach und Texte von Martin Luther, verwoben mit zeitgenössischem Jazz: So erschaffen der Pianist Markus Burger und Saxofonist Jan von Klewitz mit den Sängern vom Athos-Ensemble "Nachts in der Basilika" eine mystische Atmosphäre (19. August, Basilika Trier)."Kathedralklänge": am 26. August erklingen im Trierer Dom Bruckners Sinfonie Nr. 2 und Mozarts Krönungsmesse.Die mehrfach mit dem Echopreis ausgezeichnete Mezzosopranistin Magdalena KoŽená interpretiert mit dem Venice Baroque Orchestra unter der Leitung von Andre Marcon Arien von Händel (5. September, Theater Trier).Wie aus einer anderen Zeit klingt die Stimme von Valer Sabadus, einer der besten Countertenöre. Der mehrfache Echo-Preisträger widmet sich den Arien Antonio Caldaras (8. September, Kloster Machern).Kinderliebling Rolf Zuckowski feiert seinen 70. Geburtstag mit einer Benefiz-Tournee, bei der nicht er, sondern Chöre, Musikschulen und Musicalgruppen im Mittelpunkt stehen. In Trier hat Julia Reidenbach ein Programm zum Mitsingen zusammengestellt (24. September, Arena Trier).Der Trompeter Markus Stockhausen erhält den JTI Trier Jazz Award 2017 (2. Oktober, 20 Uhr, IHK, Trier).Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets

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