Rentenniveau sinkt - Alterseinkünfte in der Region deutlich unter dem Durchschnitt

Trier · Bekommen zukünftige Rentner noch weniger Alterssicherung, weil die Bundesregierung das Rentenniveau weiter senken will? Die Absenkung führe nicht zu geringeren Renten, heißt es bei der Rentenversicherung.

Trier. 473,40 Euro. Das ist die durchschnittliche Rente, die Frauen in der Region Trier bekommen. Das sind gut 70 Euro weniger als das, was Rentnerinnen im Schnitt in Rheinland-Pfalz erhalten. 53 384 Altersrentnerinnen gibt es in der Region. Männer erhalten hier im Durchschnitt 995,59 Euro, der Schnitt in Rheinland-Pfalz liegt bei 1107,44 Euro. Insgesamt 42 054 männliche Rentner gibt es in der Region. Ein Grund für die zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück im Vergleich zu anderen Landesteilen niedrigeren Renten liegt darin, dass bei den Zahlen der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz nicht die in der Region überdurchschnittlich vielen Grenzgänger berücksichtigt sind, die ihre Rente aus Luxemburg beziehen. Nachdem die Bundesregierung vergangene Woche beschlossen hat, das Rentenniveau von derzeit 48 auf 46 Prozent abzusenken, geht bei vielen Arbeitnehmern die Angst um, dass sie dann noch unter die jetzige Durchschnittsrente fallen. Vor 16 Jahren lag das Niveau noch bei 52,9 Prozent.
Hans-Georg Arnold, Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, beruhigt. Es sei ein Missverständnis, dass bei sinkendem Rentenniveau auch die Rente sinke.Ein Missverständnis


"Das Standardrentenniveau ist nicht der Prozentsatz, den Rentner von ihrem letzten Verdienst als Rente erwarten können. Wie hoch die Rente tatsächlich ist, hängt ganz individuell davon ab, wie lange der Einzelne Beiträge gezahlt hat und was er in diesem Zeitraum verdient hat." Das Standardrentenniveau sei ein Modell. "Über die finanzielle Situation des Einzelnen im Alter sagt es nichts aus", sagt Arnold. Auch wenn das Standardrentenniveau sinke, stiegen die Renten weiterhin. Allerdings weniger stark als die Löhne. Im nächsten Jahr soll es ein Rentenplus von 1,5 bis zwei Prozent geben. Wenn die Zahl der Rentner stärker steigt als die der Beitragszahler (was aufgrund der demografischen Entwicklung zu erwarten ist), werden die Renten nicht im gleichen Maß steigen wie die Löhne. Gleichzeitig Arnold: "Wie sich das Rentenniveau in den kommenden Jahren konkret entwickeln wird, hängt sehr davon ab, was stärker steigen wird: die Renten oder die Löhne."

Ein Blick in die Statistik bestätigt das. Trotz sinkenden Rentenniveaus sind die Renten in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Jahr 2000 betrug laut Deutscher Rentenversicherung die Standardrente nach 45 Jahren ununterbrochener Beitragszahlungen 972 Euro. Derzeit (2016) beträgt sie 1370 Euro. Im gleichen Zeitraum wurde der Beitrag von 19,3 auf 18,7 Prozent gesenkt. Bis 2030 wird mit einem Beitrag von rund 22 Prozent gerechnet.
Warum aber wird das Rentenniveau überhaupt gesenkt? Die Veränderung des Rentenniveaus um einen Prozentpunkt bedeutet eine Veränderung bei den Ausgaben um rund 6,7 Milliarden Euro. Jede Absenkung bedeutet also eine Ersparnis bei den Rentenausgaben. Die nun von der Bundesregierung genannten 46 Prozent sind laut Arnold aber kein gesetzlich vorgegebenes Ziel. Es handele sich vielmehr um Untergrenzen, die nicht unterschritten werden dürften.

Das Kernproblem des Rentensystems sei die Finanzierungsfrage, sagt der Koblenzer Sozialwissenschaftler Stefan Sell. Es müsse sichergestellt werden, dass nicht Millionen Menschen abgeschnitten würden von der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesamtgesellschaft.
Vielen Rentnern droht Altersarmut. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) wollte daher eine Solidarrente für Geringverdiener. Beschäftigte sollten ein Alterseinkommen von zehn Prozent über Grundsicherung (Anspruch darauf haben Menschen, deren Rente nicht für den Lebensunterhalt reicht) bekommen, wenn sie 35 Jahre Beitragszeiten hatten.Geringverdiener benachteiligt


Doch Nahles konnte sich damit nicht gegen den Koalitionspartner durchsetzen. Sell sieht jedoch vor allem die Geringverdiener bei der Rente benachteiligt: "Selbst wenn jemand 45 Jahre gearbeitet, aber unterdurchschnittlich verdient hat, wird er oder sie auf keine Rente kommen können, die oberhalb des Hartz-IV-Satzes liegen wird."

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