Eine Straßensperrung und ihre Folgen: Weniger Kunden, Umsatz und Beschäftigte in Salmtal

Salmtal · Die L 141 ist seit Juni dieses Jahres wegen des Neubaus der Eisenbahnbrücke bei Salmtal voll gesperrt. Viele Salmtaler Geschäftsleute hatten vorher dagegen protestiert, weil sie Umsatzeinbußen befürchteten - ohne Erfolg. Wir haben nachgefragt: Die Baumaßnahme hat teilweise erhebliche negative Auswirkungen.

 Stammkundin Elfriede Walter wird in der Bäckerei-Filiale Beicht im Edeka-Markt von Angelina Schneider bedient. Allerdings fehlt wegen der Straßensperrung die Laufkundschaft. TV-Foto: Winfried Simon

Stammkundin Elfriede Walter wird in der Bäckerei-Filiale Beicht im Edeka-Markt von Angelina Schneider bedient. Allerdings fehlt wegen der Straßensperrung die Laufkundschaft. TV-Foto: Winfried Simon

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Salmtal. "Das geht ganz schön an die Nerven." Ralf Fau, Inhaber des Edeka-Marktes im Salmtaler Gewerbegebiet, blickt seit einem halben Jahr sorgenvoll auf die Monatsabrechnungen. Seit der Sperrung der L 141 ist sein Umsatz um rund acht Prozent gesunken. Es fehlt der Durchgangsverkehr. Es fehlen Kunden, die von Wittlich Richtung Hetzerath/Trier oder umgekehrt mit dem Fahrzeug an seinem Geschäft vorbeikommen und sich mit Lebensmitteln eindecken. Die L 141 ist seit dem 20. Juni vom Gewerbegebiet bis zur Baustelle, wo die neue Eisenbahnbrücke errichtet wird, voll gesperrt. Bis Ende 2017 soll das so bleiben.

Es gab heftige Proteste - allerdings ohne Erfolg (der TV berichtete).
Fau hatte vor der Sperrung 48 Leute beschäftigt, darunter viele Minijobber, die an der Kasse arbeiten oder die Regale einräumen. Jetzt arbeiten noch 40 im Markt. Drei haben wegen der Unsicherheit selbst gekündigt, fünf musste der Unternehmer entlassen.Um wenigstens teilweise den Umsatzverlust auszugleichen, hat Fau den Liefer- und Partyservice ausgebaut.

Fau rechnet damit, dass sich in den ersten Monaten des kommenden Jahres seine wirtschaftliche Lage weiter verschlechtern wird: "Dann sind es bestimmt zehn Prozent, die wir Monat für Monat verlieren."
Gespannt ist er auf die Entscheidung, wie die Sanierung der Fahrbahn zwischen dem Gewerbegebiet und dem Kreisel ausgangs von Salmtal Richtung Wittlich verkehrstechnisch geregelt wird. Dieses Bauvorhaben soll sozusagen im Schatten des Brückeneubaus erfolgen. Im Gespräch ist eine dreimonatige Vollsperrung. Fau: "Das wäre eine Katastrophe" (siehe Extra).

Über Einbußen berichtet auch die Bäckerei Beicht, die im Edeka-Markt eine von fünf Filialen betreibt. Edeltraud Becker, Assistentin der Geschäftsführung, schätzt, dass der Tagesumsatz in der Salmtaler Filiale seit der Straßensperrung um zehn bis 15 Prozent zurückgegangen ist. Becker: "Uns fehlt die Laufkundschaft, die aus Richtung Hetzerath kommt. Dieser Verlust ist nur schwer zu kompensieren." Im jetzt beginnenden Weihnachtsgeschäft sowie beim Ostergeschäft werde man die Verluste deutlich spüren. Becker: "Ich hoffe, dass vor Weihnachten kommenden Jahres die Straße wieder frei ist und dann auch die Kunden wieder zu uns zurückkommen, die wir verloren haben."

Burkhard Follmann hat vor fünf Jahren im Gewerbegebiet Salmtal, direkt an der L 141, einen Gebrauchtwagenhandel eröffnet. Follmann: "Wir hatten uns bewusst für diesen Standort direkt an der viel befahrenen Straße entschieden. Da kommen viele Leute vorbei und sehen uns."
Die ersten Monate nach der Sperrung seien noch gut gelaufen, jetzt seien aber deutlich die Auswirkungen zu spüren. Follmann: "Wir verkaufen zurzeit zwei bis drei Fahrzeuge weniger im Monat - das ist für eine Firma unserer Größe nicht so einfach."

Über erhebliche Mehrkosten berichtet die Firma Alois Rauen. Die Baufirma, spezialisiert auf Transportbeton und Bauschutt recycling, beziffert die Zusatzkosten für Sprit und Personal auf rund 20 000 Euro im Monat. Die 13 Schwerlaster des Unternehmens fahren auf der Strecke rund 6000 Touren im Jahr. Die Mehrkosten wären noch höher, würden die Laster ausschließlich die weiträumige Umleitungsstrecke über die Autobahn nehmen. Firmenchefin Anja Rauen: "Ich schicke viele unserer Fahrer durchs Dorf, um Zeit und Sprit zu sparen. Anders geht es nicht."

Betroffen von der innerörtlichen Umfahrungsstrecke sind die Anlieger der Michael-Felke-Straße auf der Moselstraße im Ortsteil Salmrohr. Ortsbürgermeister Anton Duckart: "Die Leute dort sind schon sehr schwer belastet. Die sind froh, wenn alles vorbei ist."Extra

Bei einem Gespräch zwischen dem Landesbetrieb Mobilität (LBM), der VG-Verwaltung und der Ortsgemeinde Salmtal am Donnerstagabend ging es um die Sanierung der L 141 zwischen Sehlem und Salmtal. Die Straße soll sozusagen im Schatten der Brückenerneuerung eine neue Fahrbahndecke erhalten. Entgegen dem Wunsch der Gemeinde kann diese Maßnahme nach Auskunft des LBM nur unter Vollsperrung erfolgen. Damit würde das Gewerbegebiet mehrere Monate komplett abgeschnitten. Um das zu vermeiden, schlägt die Gemeinde nun vor, den Abschnitt zwischen Gewerbegebiet und Kreisel erst dann in Angriff zu nehmen, wenn die Brücke fertig ist und der Verkehr von Sehlem aus bis Salmtal fließen kann. Der LBM steht dem positiv gegenüber. sim

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