Verschärfter Blick auf Windkraft-Vorhaben - Neue Anlagen in der Verbandsgemeinde Prüm

Prüm · Der Rat der Verbandsgemeinde Prüm hat den nächsten Schritt getan, um neue Windkraftanlagen in der Kommune zu ermöglichen - in einer Sitzung, die nicht ohne Misstöne verlief. In der sogenannten Offenlage kann nun jedermann sich ansehen, wo Anlagen gebaut werden können, wo nicht - und dazu Anregungen machen.

Prüm. Es ist zwar alles schon gesagt und teils heftig diskutiert worden beim Thema Windkraft in der Verbandsgemeinde (VG) Prüm - aber eben noch nicht von jedem. Und mancher mag es gern noch ein bisschen schärfer - zumal Publikum dabei ist: Bernd Weinbrenner von der SPD - er hatte krankheitsbedingt einige Sitzungen verpasst und übt deshalb jetzt seine Kritik an den Plänen - hat jedenfalls einen Rat für Mathilde Weinandy, Stadtbürgermeisterin und CDU-Fraktionärin. Sie müsse nämlich, wenn sie wirklich für mehr Anlagen speziell auf dem Schneifelrücken sei, ihr Amt als Vorsitzende des Eifelvereins "sofort niederlegen".

Unter den etwa 60 Bürgern, die wegen dieses Tagesordnungspunkts im Saal sind - darunter etliche Gegner des Windkraftausbaus - branden Jubel und Applaus auf. "Stopp!", ruft Bürgermeister Aloysius Söhngen: Zuhörern sei das in einer Ratssitzung untersagt (warum: Siehe Extra).
Thema Windkraft im VG-Rat - konkret: die sechste Fortschreibung des Flächennutzungsplans und der Vorentwurf, den das Trierer Büro BGHplan für die VG erarbeitet hat. Daraus soll heute per Beschluss ein amtlicher Entwurf werden, der dann in die sogenannte Offenlage geht. Damit sich ihn jeder anschauen und seine Anregungen und Bedenken dazu abgeben kann.

Und darunter dürften nicht nur Gegner sein, sondern auch Befürworter - nicht zuletzt jene, deren Flächen jetzt aus dem Entwurf rausgeflogen sind und die auch gern ein Windrad hätten: "Ich erwarte mit Sicherheit", sagt Söhngen, "dass uns Klagen erreichen werden zu Flächen, die rausgenommen wurden."Was rausfällt und was bleibt


Beispiele: Das Kerngebiet des Schneifelrückens, der bisher umstrittenste Punkt, soll bis auf zwei Flächen am Rand frei bleiben (der TV berichtete). Auch bei Habscheid, Pronsfeld, Kleinlangenfeld, Fleringen, Watzerath, Oberlascheid und an anderen Orten wurden potenzielle Flächen gestrichen.
Insgesamt reduzierte man die neuen Potenzialflächen von anfangs 1182 Hektar auf jetzt 530. Übrig blieben die Grundstücke auf der Schneifel und Flächen bei Laudesfeld, Roth, Neuendorf, Brandscheid, Großlangenfeld und eine recht kleine Stelle bei Habscheid.

Söhngen versucht noch einmal klarzustellen, worum es beim Windkraft-Beschluss geht: nämlich am Ende "einen rechtssicheren Plan vorzulegen, der der Windkraft substanziell Raum geben muss und eben auch gleichzeitig Wildwuchs verhindern". Denn "wenn wir keinen Plan haben, dann ist jede Fläche im Außenbereich grundsätzlich privilegiert, da eine Windkraftanlage zu errichten." Davon zeugen übrigens etliche Rotoren, die sich seit den frühen Windkraftjahren quer durch die VG drehen.

Weinbrenner moniert noch einmal die teils verkürzten Abstände zu Milan- und Storchennestern, Fraktionskollegin Barbara Hiltawski den Umstand, dass nun Flächen ausgewiesen seien, die man als "bedingt geeignet" eingestuft habe. Reinhold Hierlmeier von BGHplan erläutert: Windkraft sei dort gundsätzlich möglich, allerdings seien dazu "Hürden zu überwinden". Zum Beispiel, indem man eine Umweltprüfung vornimmt. Daraus ergebe sich dann eine Empfehlung. Letztendlich aber "liegt die Entscheidung bei Ihnen im Rat".Nicht um jeden Preis


Und die geht so aus: Der Beschluss geht mit 20 Ja-Stimmen (CDU, FWG, Bündnis 90/Grüne) durch, bei sechs SPD-Gegenstimmen und einer Enthaltung (Jürgen Krämer, FDP). Drei dürfen nicht abstimmen, weil sie, da selbst Flächeneigentümer oder wegen Verwandtschaft zu Grundstückseignern, befangen sind. Darunter auch Peter Eichten, Ortsbürgermeister in Auw und eines der Sprachrohre der Windkraftgegner auf der Schneifel.
Fast alle Zuhörer ziehen nach der Abstimmung geschlossen aus dem Saal, viele grummelnd. Dabei, sagt anschließend Christine Kohl von den Grünen gegenüber dem TV, stehe ihre Fraktion auch deshalb zu dem Entschluss, "weil nicht um jeden Preis Flächen ausgewiesen werden". Die Fraktionen hätten sich auf dem Weg dorthin sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Und gerade auf der Schneifel seien die Flächen doch "schwer eingedampft worden".

Es folgt ein Tagesordnungspunkt, der ebenfalls die Bürger stark betrifft - und zwar der Vortrag von Alexander Thiel, dem Wehrleiter der VG. Thiel referiert das Jahr, die 341 Einsätze für die 965 Freiwilligen in den 52 Ortsfeuerwehren und die Herausforderungen, vor denen man steht: Etwa die Probleme, die der demographische Wandel den Wehren bringt, auch wenn sie derzeit noch recht gut besetzt sind. Und die Belastung, denen die Kameraden sich ausgesetzt sehen. Darunter die Gerätewarte: "Wir schaffen es mit unseren Ehrenamtlichen nicht, diesen Aufgaben nachzukommen", sagt Thiel. Deshalb beschließen die Fraktionen einstimmig, einen hauptamtlichen Gerätewart zu berufen.
Den Termin der Offenlage im Rathaus wird die VG noch bekanntgeben. Im Internet kann man alle Unterlagen bereits jetzt ansehen. Adresse: www.pruem.deMeinung

Die gibt's auch
Es ist nicht leicht, sich durch die aufgebrachte Stimmung hindurch zu einem brauchbaren Flächennutzungsplan vorzuarbeiten, da muss man gar nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Zumal beim Thema Windkraft fast untergeht, dass es auch Befürworter gibt. Nicht nur unter denen, die damit Geld verdienen wollen. Denn vielen ist das, auch auf der Schneifel, immer noch lieber als die radioaktive Rotze, die in Tihange hoffentlich nie mal so richtig raussuppt. f.linden@volksfreund.deExtra

Das Verbot von Beifall oder Missfallensäußerungen von Zuhörern in Parlamentssitzungen hat nichts mit Willkür zu tun. Es soll verhindern, dass der ordnungsgemäße Ablauf gestört wird - und gewährleisten, dass kein Druck auf Abgeordnete ausgeübt werden kann. Denn Mandatsträger sollen allein ihrem Gewissen folgen. Deshalb dürfen auch bei der Einwohnerfragestunde nur solche Themen angesprochen werden, die nicht auf der darauf folgenden Tagesordnung stehen, damit die Parlamentarier unbeeinflusst beraten und entscheiden können. fpl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort