Nach dem Aus des Traben-Trarbacher Krankenhauses: Stadtrat kritisiert Vorgehensweise des Trägers

Traben-Trarbach · Die Bürger müssen auf dem Weg zu einem lokalen Gesundheitszentrum umfassend und verständlich infomiert werden. Diese Forderung stellt der Stadtrat Traben-Trarbach an die Leitung des Klinikums Mittelmosel.

 Aus dem Klinikum soll ein lokales Gesundheitszentrum werden. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Aus dem Klinikum soll ein lokales Gesundheitszentrum werden. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_mo )

Der vorher nicht angekündigte Gast muss sich in der Sitzung des Traben-Trarbacher Stadtrates einiges anhören. "Die Art und Weise, wie man die Mitarbeiter über die Schließung informierte, kann keiner gutheißen", sagt Stadtbürgermeister Patrice Langer (SPD). "Unsensibel und personalführungstechnisch höchst bedenklich", sei das, sagt er in Richtung von Elisabeth Disteldorf, Geschäftsführerin der Dernbacher Gruppe Katharina Kasper. Die Gesellschaft ist Trägerin des Klinikums Zell. Zu dem gehört das Anna-Henrietten-Stift in Traben-Trarbach. Und dort ist, wie berichtet, der stationäre Bereich (21 Betten) zum 1. Dezember aufgelöst und nach Zell verlagert worden.

Es sei unnötig Porzellan zerschlagen worden, sagt Langer mit Blick darauf, dass die Mitarbeiter sowie die dort angesiedelten Praxen, erst kurz vorher informiert wurden. Und weiter: "Das Vertrauen in den Arbeitgeber bleibt auf der Strecke."

Die Reaktion der Fraktionen ist ähnlich. "Der Wegfall der stationären Betten bereitet mir Bauchschmerzen", sagt Carsten Augustin (SPD/FDP) und fordert mehr Transparenz. "Alles läuft im Verborgenen. Die Bürger bleiben außen vor", kritisiert Hubertus Kesselheim (CDU). "Dieser Schritt hätte nicht sein müssen. Wir sehen auch die Planungen für die Zukunft des Gebäudes kritisch", sagt Britta Seebach (Bündnis 90/Die Grünen).

Ihre Gruppe habe sich der "Herausforderung gestellt", sagt Elisabeth Disteldorf. Sonst wäre nach dem Rückzug des damaligen Trägers schon 2011 Schluss mit dem Traben-Trarbacher Krankenhaus gewesen, betont sie. Die später erfolgte Schließung der Geburtshilfe sei nicht zu verhindern gewesen, weil kein Nachfolger für den zweiten notwendigen Arzt gefunden worden sei. Aktuell habe bei einer durchschnittlichen Belegung von vier Betten der Betrieb keinen Sinn mehr gemacht.

Zum Umgang mit den dort tätigen Mitarbeitern sagt sie. "Wir haben die Mitarbeiter mitgenommen. Keiner hat seinen Arbeitsplatz verloren."

In den Verbandsgemeinden Zell und Traben-Trarbach werde es in den kommenden Jahren einen dramatischen Rückgang bei den Haus- und Fachärzten geben. Für Traben-Trarbach solle deshalb im Klinikgebäude ein lokales Gesundheitszentrum entstehen. Schwerpunkt sei die hausärztliche Versorgung, wobei sich mehrere Ärzte eine Stelle teilen könnten. Disteldorf: "Es gibt konkrete Gespräche und auch schon Zusagen." Namen könne sie allerdings noch nicht nennen. "Ich bin aber sehr optimistisch, dass das Modell 2017 umgesetzt werden kann." Etwas sei aber klar: "Der typische Landarzt wird verschwinden." Natürlich liegt den Ratsmitgliedern die hausärztliche Versorgung am Herzen. "Nehmen sie uns bei Planung und Umsetzung bitte mit", heißt es mehrfach.

Beigeordnete Renate Braband (SPD), die auch schon die Diskussion um den früheren Klinikstandort in der Schottstraße hautnah miterlebt hat, wirbt ganz eindringlich: "Wir bitten sie, dass wir glauben können, was sie uns hier sagen."
Noch etwas liegt den Ratsmitgliedern auf der Seele: eine zeitnah vom Träger initiierte Infoveranstaltung für die Bürger.Meinung

Devise muss sein: Nah am MenschenKlinik-Geschäftsführerin Elisabeth Disteldorf verwendet im Zusammenhang mit der medizinischen Versorgung viele Fachausdrücke. Dies führt zu noch mehr Verunsicherung. Nah bei den Menschen ist man damit nicht. Populisten greifen so etwas gerne auf, um die Machtlosigkeit der Bürger zu dokumentieren. Im Traben-Trarbacher Stadtrat hat Disteldorf zu hören bekommen, was der vom Umgang mit den ärztlichen Mitarbeitern hält. Nämlich nichts! Gleichzeitig ist ihr aber konstruktive Begleitung und Mitarbeit angeboten worden. Denn das Problem ist ja vorhanden und muss gelöst werden. Wie sollen schließlich Leute aufs Land gelockt oder dort gehalten werden, wenn die ärztliche Versorgung nicht gewährleistet ist? Der Klinikträger darf kein eigenes Süppchen kochen und es dann nach dem Motto "Friss oder Stirb" den Leuten vorsetzen. c.beckmann @volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort