Das wirtschaftlichste Bitburger Parkhaus ist marode: Die Tage des Annenhofs sind gezählt

Bitburg · Der Beton bröckelt, der Stahl rostet: Etwa eineinhalb Millionen Euro würde es kosten, den Annenhof richtig zu sanieren. Zu viel, findet der Stadtrat – und hat 2013 einen Grundsatzbeschluss gefasst, lieber ein neues, modernes Parkhaus zu bauen. Aber noch immer ist offen wo. Unterdessen wird der Spielraum bei der Frage nach dem Wann immer geringer wird.

 Ein Parkhaus aus einer anderen Zeit: der Annenhof in Bitburg.

Ein Parkhaus aus einer anderen Zeit: der Annenhof in Bitburg.

Foto: Dagmar Schommer

Parken ist in Bitburg ein schwieriges Geschäft. Der Eifeler stellt sein Auto erfahrungsgemäß am liebsten unter freiem Himmel ab. Deshalb sind die Parkhäuser Annenhof und Neuerburger Straße sowie die Tiefgarage am ZOB, die die Stadtwerke betreiben, nicht so ausgelastet, wie sie könnten. Ergebnis: Jahr für Jahr fahren die Werke mit dem Betrieb der drei Parkgebäude Verluste ein, die sich auf knapp 300.000 Euro summieren. Verluste, die die Stadt - und damit unterm Strich der Steuerzahler - ausgleichen muss.
60.000 Euro für Reparaturen
Auch vor diesem Hintergrund hat der Stadtrat entschieden, Schluss mit dem großen Umsonst-Parken ringsum die Fußgängerzone zu machen. Seit Ende 2015 sind 100 zuvor kostenlose Stellplätze gebührenpflichtig. Aber zu wesentlich mehr Betrieb in den Parkgebäuden hat das bisher "eigentlich nicht" geführt, wie Rolf Heckemanns, Leiter der Stadtwerke, erklärt.
Die Krux der Geschichte: Am besten läuft noch der Annenhof - ausgerechnet das Parkhaus, dessen Tage wohl gezählt sind. Der Annenhof ist das älteste Parkgebäude der Stadt. Der Beton bröckelt, der Stahl rostet. Allein in diesem Jahr werden 60.000 Euro in Instandhaltungsarbeiten investiert - 30.000 Euro mehr als im Vorjahr.
Gemacht wird nur das "Allernötigste", wie Heckemanns betont: "Wir sorgen lediglich dafür, dass kein Beton von der Decke fällt und die Sicherheit der Gäste gewährleistet ist." Seit 2004, als die Stadtwerke den Betrieb der Parkhäuser übernommen haben, hat das "Allernötigste" zusammengerechnet rund 400.000 Euro verschlungen.
Mürber Beton, rostender Stahl
Warum das Gebäude, anders als etwa die Tiefgarage, so marode ist: Vor 35 Jahren, als das Parkhaus gebaut wurde, hat man mit großen Betonfertigelementen gearbeitet. Da, wo die aufeinandertreffen, gibt es inzwischen undichte Stelle: Wasser läuft in die Fugen. Vor allem Salzwasser, was die Autos im Winter reinbringen, aber auch das Salz, das zur Sicherheit vor Eis und Glätte im Parkhaus gestreut wird, macht den Beton mürbe und frisst sich bis an die Stahlträger. "Heute würde man so nicht mehr bauen", sagt Heckemanns. Doch damit ist das Problem nicht vom Tisch.
Seit 2013 prüft zwei Mal im Jahr ein Statiker die Verkehrssicherheit des Annenhofs. 2019 steht eine umfassende Bauwerksprüfung an. Und das Ergebnis, so sagt es Bauamtsleiter Berthold Steffes, "wird für uns wohl keine Überraschung sein". Denn die Fakten sind bekannt: Früher oder später muss man den Annenhof, wollte man ihn denn nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern wirklich noch lange Jahre betreiben, richtig grundlegend sanieren. "Spätestens 2019 müssen wir uns zwischen Sekt und Selters entscheiden", sagt Heckemanns. Rund eineinhalb Millionen Euro wären für eine grundlegende Sanierung nötig. Bei einem Neubau rechnen die Werke - abhängig von Größe, Grundstück und Standort - mit Kosten von rund dreieinhalb Millionen Euro. Viel Geld. "Aber selbst die beste Sanierung wird nichts an der grundsätzlich veralteten Konzeption des Annenhofs ändern", sagt der Werkeleiter und verweist auf den Aufzug, in den kaum ein Rollstuhl oder Kinderwagen passt, die niedrige Deckenhöhe und die geringe Parkplatzbreite.
Auch der Stadtrat ist für einen Neubau. 2013 wurde ein entsprechender Grundsatzbeschluss gefasst. Doch viel weitergekommen ist man bisher nicht - während es im Parkhaus weiter bröckelt und tropft. Mit Blick auf die Bauwerksprüfung in zwei Jahren macht nun auch Bürgermeister Joachim Kandels Tempo: "Ziel ist es, dass wir die Standortfrage im ersten Halbjahr geklärt haben."
Bürgermeister drückt aufs Tempo
Im Gespräch war mal eine Kooperation mit den Investoren der Bit-Galerie und weiterer Neubauprojekte am Beda-Platz sowie der Standort Südschule - könnte, sollte, würde man denn die Südschule verlegen. Der Bürgermeister favorisiert längst einen Neubau an gleicher Stelle, wie er zuletzt auch in der Haushaltssitzung sagte. Die abschließende Entscheidung soll eingebettet werden in ein Parkraumkonzept, bei dem geklärt wird: Wo perspektivisch neue Parkplätze entstehen, bisherige wegfallen und wie wird sich der Bedarf voraussichtlich an den einzelnen Standorten in der Stadt entwickeln wird.
Für Heckemanns wird es allerhöchste Zeit, dass eine Entscheidung fällt: "Wenn man bedenkt, dass die Bauplanverfahren für einen Neubau ja auch noch Zeit brauchen, sollten wir bald anfangen, um gerüstet zu sein, wenn im Annenhof mal wirklich nichts mehr geht."

Kommentar von Dagmar SchommerGenug geparkt!

Eigentlich ist die Sache klar: Beim Annenhof passt die Lage. Das zeigen die Nutzerzahlen. Der einzige Grund, warum der Standort in Frage gestellt wurde, ist, dass sich Stadt und Politik vor Jahren - zu Recht - über das Krankenhaus geärgert haben, das vom benachbarten Parkhaus profitiert, sich aber finanziell nicht daran beteiligen will. Das geht nicht. So wenig es sein kann, dass die Klinik der Stadt ein Parkhaus finanziert, so wenig kann es andererseits sein, dass die Stadt für die Klinik ein Parkhaus baut. Beide Parteien gehören in ein Boot, um eine angemessene Beteiligung auszuloten: Das Krankenhaus könnte einen Beitrag zum Ausgleich des Jahresverlusts leisten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
d.schommer@volksfreund.de

Extra Drei Gebäude, drei Mal Verluste
Parkhaus Annenhof (216 Stellplätze; 190 Dauermieter), erwartetes Jahresergebnis 2017: minus 74.000 Euro; damit erhöhen sich die Verluste im Vergleich zum Vorjahr um 30.000 Euro - exakt der Betrag, der dieses Jahr mehr in die Instandhaltung fließt als 2016.
Parkhaus Neuerburger Straße (120 Stellplätze, 113 Dauermieter): Minus 112.000 Euro (gleich zum Vorjahr);
Tiefgarage Zob (130 Stellplätze, 75 Dauermieter): Minus 100.000 Euro; eine Verbesserung um 20.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr, was an zusätzlichen Dauermietern liegt, die die Stadt gewinnen konnte.

Trotz allem läuft der Annenhof (noch) am besten. Nah an der Innenstadt und nah zum Krankenhaus machen hier vor allem Wechselparker den Unterschied: Während im Parkhaus Neuerburger Straße nur rund 5000 Euro und in der Tiefgarage Zob nur 2500 Euro im Jahr durch Wechselparker eingenommen werden, sind es im Parkhaus Annenhof knapp 45.000 Euro.

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