Achtung, Anhänger!

Trier/Mainz/Prüm · Ab Mai gehen Polizisten in der Region Trier mit einer neuen Technik auf Raserjagd. Das Land stellt den Polizeipräsidien Anhänger zur Verfügung, in denen Radarfallen montiert sind. Die Gewerkschaft der Polizei zweifelt den Weg an.

Achtung, Anhänger!
Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Trier/Mainz/Prüm. Wer denkt, in der ganzen Region Trier gibt es keinen einzigen Starenkasten, der irrt. Einen gibt's sicher. Am nördlichen Stadteingang von Prüm steht eine Radarfalle in der 30er-Zone. Doch die Autofahrer kümmert das kaum. Denn der Blitzer blitzt nicht. Seit Jahren. Und auch von den fünf festen Anlagen, die das Innenministerium nun für Rheinland-Pfalz beschaffen will, kommt keine in die Region Trier. Die nächsten Starenkästen lauern erst in Luxemburg (siehe Extra).Auf die Bremse!


Auf die Bremse sollten schnelle Fahrer im Jahr 2017 trotzdem treten. Auch um Knöllchen zu vermeiden. Denn künftig müssen sich Raser von Saarburg bis Daun vor einer neuen Blitzer-Technik hüten, auf die das Land setzt. Das Ministerium kauft neben den fünf festen Anlagen noch zehn weitere Blitzer, von denen jedes Polizeipräsidium zwei erhalten soll. Die Dienststelle in Trier soll das erste Gerät im Mai bekommen. Die sogenannten semi-mobilen Anlagen heißen so, weil die Radarfallen gleich in einen Anhänger montiert sind, Polizisten sie bequem an gewünschte Stellen transportieren und dort stehen lassen können. Roger Lewentz (SPD) will so die Möglichkeiten steigern, "gefährliche Streckenabschnitte 24 Stunden zu überwachen". Die Polizei könne die neue Technik in kurzen Zeitabständen gezielt flächendeckend an neuralgischen Punkten einsetzen. Bis zu 34 Millionen Euro mehr könnten die 15 neuen Blitzer im Jahr 2018 in den Landeshaushalt spülen. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Jutta Blatzheim-Roegler (Bernkastel-Kues) lobt die verschärften Kontrollen. "Ich setze mich seit Jahren dafür ein, dass wir in Rheinland-Pfalz mehr Anlagen kriegen, die Raser erwischen. Die Radarfallen können dazu beitragen, schwere Unfälle zu verhindern", sagt Blatzheim-Roegler.
Ernst Scharbach, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), findet Kontrollen an gefährlichen Stellen ebenfalls richtig. Aber lieber direkt durch Polizisten. "Ich bin kein Fan der festen Starenkästen und auch nicht der Anhängertechnik, weil der verkehrserzieherische Effekt so verloren geht", sagt er. Das Argument: "Wenn wir dann einen Verkehrsverstoß feststellen, können wir den Fahrer direkt anhalten, mit ihm sprechen, ihn sensibilisieren - und im Extremfall sogar feststellen, ob jemand betrunken gefahren ist." Blitzer alleine könnten das nicht.
Meistens prüft im Land die Polizei, ob Autofahrer zu schnell über die Straßen düsen. Eine der Ausnahmen ist Trier, wo das Ordnungsamt die Kontrollen innerhalb der Stadt übernimmt. Fast zwei Millionen nahm Trier so im vergangenen Jahr ein. Verbandsgemeinden in der Region verzichten dagegen auf eigene Messungen - und das Geld.
Der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (CDU) sagt: "Wir sind nicht mit Trier zu vergleichen, wo es mehr Verkehr, mehr rote Ampeln, mehr Kreuzungen und eine größere Verwaltung gibt." Eine Stadt wie Konz müsse den Verwaltungsapparat extrem aufblähen, wollte sie selber die Geschwindigkeit prüfen. "Das lohnt sich nicht." So verfolgt dort auch weiter die Polizei die Raser. Im Laufe des Jahres vielleicht mit einem neuen Hilfsmittel, das für Autofahrer dann heißen könnte: Achtung, Anhänger!Extra

37 feste Starenkästen stehen insgesamt in Rheinland-Pfalz. Nur das Saarland (21), Berlin und Hamburg (je 30) haben weniger feste Blitzanlagen installiert. Anders sieht es in Nachbarländern wie Baden-Württemberg (1102), Nordrhein-Westfalen (958) und Hessen (772) aus, die bundesweit an der Spitze stehen. Und auch Luxemburg setzt seit 2016 auf 20 feste Blitzanlagen. Diese hatten schon nach sechs Monaten mehr als 168 000 Autofahrer geblitzt. Was den Sinn von Starenkästen angeht, gehen die Meinungen auseinander. Herbert Fuß vom ADAC Mittelrhein sagt: "Die meisten Autofahrer bremsen kurz davor ab und fahren dann wieder schneller weiter." Er fordert eher, die Verkehrszeichen mit Tempolimits sichtbarer zu platzieren. Jutta Blatzheim-Roegler, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Mainzer Landtag, findet die Starenkästen dagegen sinnvoll. Sie hält der ADAC-Meinung entgegen, dass viele Fahrer das langsamere Tempo nach dem Bremsen eher beibehalten. florExtra

Manche Autofahrer rasen über die Straße, obwohl sie eigentlich langsam fahren müssten. Um solche Leute zu stoppen, kontrolliert die Polizei regelmäßig mit speziellen Geräten an vielen Straßen, wie schnell Autos fahren. Die Geräte heißen auch Blitzer, weil sie von zu schnellen Fahrern ein Foto schießen - als Beweis für ihr Vergehen. Wer zu flott unterwegs ist, muss häufig eine Strafe zahlen. In Rheinland-Pfalz setzt die Polizei bald neue Geräte ein, die direkt in Anhänger eingebaut sind. Autofahrer können so nur schwer erkennen, dass es sich um einen Blitzer handelt. dpa/flor

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