Gefunden: Theater Trier hat neue Schauspieldirektorin

Trier · Caroline Stolz wird Schauspieldirektorin am Trierer Theater. Intendant weiter gesucht.

 Die künftige Schauspieldirektorin Caroline Stolz kennt das Trierer Theater bereits. Foto: privat

Die künftige Schauspieldirektorin Caroline Stolz kennt das Trierer Theater bereits. Foto: privat

Foto: (g_kultur

Trier. Wäre das Trierer Theater ein Ozean und Gefühle Wellen, so bliebe von den Sturmfluten noch eine belebte Brandung. An felsigen Stellen brechen die Wogen weiterhin krachend. Insgesamt ist das Fahrwasser jedoch ruhiger geworden. An Bewegung mangelt es dennoch nicht. Hier ein exklusiver Überblick, was hinter den Kulissen passiert.

Eine neue Schauspieldirektorin: Es steht nun fest, wer die Leitung der Schauspielsparte übernimmt, wenn Ulf Frötzschner das Haus zum Ende der Saison verlässt: Caroline Stolz. Die 1977 in Bonn geborene Regisseurin ist derzeit künstlerische Direktorin für Oper und Schauspiel am Theater Pforzheim. "Sie hat erhebliche Führungserfahrung", sagt Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Und anders als Frötzschner werde Stolz in Trier auch selbst Regie führen. Das Haus kennt sie bereits: 2015 inszenierte sie das Stück "Der Vorname", 2013 "Der nackte Wahnsinn". "Die Trierer und das Trierer Theater sind mir durch meine Regiearbeiten ans Herz gewachsen", sagt Stolz. Es gehe ihr - turbulente Zeiten hin oder her - an erster Stelle darum, Theater für die Stadt zu machen. "Ich mache Theater, weil ich Freude daran habe, Zuschauer zu unterhalten, zu erfreuen und sicherlich auch mal herauszufordern", sagt die Regisseurin. Zwar fängt sie offiziell erst zur kommenden Spielzeit an, doch erhält sie einen Vorvertrag, um den neuen Spielplan zu erarbeiten und die Schauspieler kennenzulernen.

Die Schauspieler sind auch für die kommende Saison engagiert. Sie haben laut Verwaltungsdirektor Herbert Müller jedoch noch bis zum 28. Februar Zeit zu entscheiden, ob sie mit Stolz in Trier bleiben oder das Haus mit Frötzschner verlassen. Bisher hat noch kein Schauspieler gekündigt. Diejenigen, die der Dramaturg selbst nach Trier geholt hatte - ein Großteil des Ensembles -, stehen fest hinter Frötzschner. Dieser war von Ex-Intendant Karl Sibelius nach dem Eklat um das Stück "Die rote Wand" gefeuert worden, wogegen er sich vor dem Bühnenschiedsgericht erfolgreich wehrte. Mit der Stadt einigte er sich dann darauf, für die Spielzeit 16/17 zurückzukehren und das Haus im Sommer mit einer Abfindung von 50 000 Euro zu verlassen. Obwohl er gerne noch länger geblieben wäre, hat das neue Führungsteam sich gegen ihn entschieden. Entsprechend groß war der Unmut in Teilen des Ensembles. Ist es also als Trotzreaktion zu deuten, dass die Proben für den "Steppenwolf" (inszeniert von einer jungen Regisseurin, die Karl Sibelius in Frötzschners Abwesenheit verpflichtet hatte) alles andere als glatt liefen? Laut Leibe wurde "nahezu jeder Schauspieler krank", so dass die Premiere verschoben werden musste. Nach TV-Informationen wurden zudem drei von Frötzschners Schauspielern abgezogen und stattdessen Gäste engagiert. "Da waren noch so viele Konflikte übrig, und Künstler sind hochsensibel", sagt Leibe. Er betont, wie toll er es findet, dass nach einer gemeinsamen Anstrengung doch alles gelungen sei.

Ein neuer Intendant: Im Frühjahr will die Stadt die Intendantenstelle neu ausschreiben - diesmal mit rein künstlerischen Befugnissen, denn für die Finanzen bleibt der Verwaltungsdirektor verantwortlich. Obwohl der oder die Neue erst zur Spielzeit 2018/2019 offiziell beginnt, sollte bis zum Sommer 2017 feststehen, wer es wird. Muss der neue Intendant sich doch zunächst ein Bild vom künstlerischen Personal machen, um entscheiden zu können, wer bleibt und wer gehen muss. Schon im Sommer 2017 müssten die Kündigungen laut Müller ausgesprochen werden. Die meisten Ensemblemitglieder haben Jahresverträge. Die Spartenleiter hingegen hatte Karl Sibelius auf fünf Jahre verpflichtet. Diese müssten bei einer vorzeitigen Kündigung daher entschädigt werden.
Schon vor Ausschreibung der Intendantenstelle sind laut Leibe 40 Bewerbungen im Rathaus eingegangen.

Ein neuer Generalmusikdirektor: Da auch Generalmusikdirektor (GMD) Victor Puhl das Haus im Sommer 2018 verlässt, läuft derzeit die Suche nach einem Nachfolger. Von 138 Bewerbern wurden 13 zu Vordirigaten eingeladen, fünf davon sollen laut Leibe die Märchenoper "Hänsel und Gretel" dirigieren. Die beiden, die in die Endauswahl kommen, müssen sich am 30. März und 27. April bei Symphoniekonzerten beweisen.

Seit drei Monaten wird das Haus von einem siebenköpfigen Führungsteam geleitet, zu dem neben den Spartenleitern auch Chefdisponent und Technischer Leiter gehören. Da Operndirektorin Katharina John für längere Zeit erkrankt ist, nimmt Puhl derzeit ihre Aufgaben wahr. Ein Engagement, das Leibe lobt. Laut Müller funktioniert die Zusammenarbeit im Team sehr gut, das nun gemeinsam über jede Produktion und deren Kosten diskutiert und entscheidet. Sämtliche Ausgaben und Honorarkosten würden nun direkt verbucht. Müller betont, dass es 2017 nicht zu Budgetüberschreitungen kommen werde.

Geht es bergauf? "Wir haben den Eindruck, dass die Besucherzahlen steigen", sagt Müller. So habe "Hänsel und Gretel" eine Auslastung von 64 Prozent, was für eine Oper viel ist. "Vor allem geht es um zahlende Gäste. Wir sind nicht mehr sehr freigiebig bei den Freikarten", betont Leibe. Zum Vergleich: "Fidelio" (Kosten: 115 000 Euro) habe trotz vieler Freikarten eine Auslastung von nur 40 Prozent gehabt. Nur 1050 Zuschauer sahen die insgesamt vier Aufführungen. "Das geht gar nicht", sagt Leibe. Die Lösung sei nicht, die Kartenpreise zu heben, sondern mehr Menschen ins Theater zu locken, die auch bezahlen, und Stücke zudem öfter zu spielen. "Hänsel und Gretel" sei 13 Mal zu sehen. Leibe und Müller sind optimistisch, dass die Wogen am Theater sich nach turbulenten Zeiten wieder glätten.Extra

(Mos) Ex-Theaterintendant Karl Sibelius, der zuletzt alle Interview-Anfragen abgelehnt hatte, ist offenbar in seine oberösterreichische Heimat zurückgekehrt. In einem Interview mit der Zeitung nachrichten.at äußert er sich nun erstmals über seine Zeit in Trier. Er sei lange krank gewesen. "Ich hatte Selbstmordgedanken", sagt er. Die zwei Millionen Euro Defizit habe er nicht verursacht. "Aber ich war dort immer der Buhmann". Drei Jahre hätte man ihm geben müssen, um es zu schaffen. "Ich hätte gerne weitergearbeitet, das Haus arbeitet gut, es gibt tolle Leute." Als Fehler bezeichnet Sibelius, ein komplett neues Team geformt zu haben. "Da habe ich leider zu viel riskiert und bei einigen total danebengegriffen." Es sei eine Sauerei, dass man ihm vorwarf, nicht wirtschaften zu können. Als Schauspieler könne er nicht mehr arbeiten. Dieser Zug sei abgefahren. "Wenn du einmal Intendant warst, kannst du da nicht mehr zurück." Er könne sich vorstellen, als Pflegevater Kinder in Not bei sich aufzunehmen, er habe aber auch weiter Ambitionen, Kulturstätten zu finden. Trier sei die falsche Stadt gewesen.

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