Radikal-Reform im Bistum Trier - Von 887 wird auf 42 XXL-Pfarreien abgespeckt

Trier · Künftig soll es nur noch 42 XXL-Pfarreien geben. Darüber gehen die Meinungen auseinander. Wenn Bischof Ackermann in zwei Wochen die Pläne vorstellt, wird es Proteste geben.

 Gottesdienst zur Eröffnung der MISEREOR-Fastenaktion im Dom zu Trier am 5. März 2017 "Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen."

Gottesdienst zur Eröffnung der MISEREOR-Fastenaktion im Dom zu Trier am 5. März 2017 "Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen."

Foto: Wolfgang Radtke/MISEREOR

Am übernächsten Freitag macht das Bistum Trier ernst: An diesem Tag sollen die Pläne über den neuen Zuschnitt der Kirchengemeinden den Priestern und Räten vorgestellt werden. Bis dahin soll aus der mit der Neugliederung befassten Arbeitsgruppe nichts nach draußen sickern. "Der Prozess läuft noch, wir bitten bis Ende des Monats um Geduld", wehrt auch Bischofssprecherin Judith Rupp Neugierige ab.

Dabei stehen die Eckpfeiler für die künftige Struktur der Pfarreienlandschaft inzwischen fest. Nach Informationen unserer Zeitung wird es im Bistum bald nur noch 42 Pfarreien geben. Noch gibt es in Deutschlands ältestem Bistum 887 Pfarreien, die in 172 Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst sind.
Ein Beschluss der im vergangenen Jahr zu Ende gegangenen Synode war, die Zahl der Pfarreien auf etwa 60 zu reduzieren. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte das 280-köpfige Beratungsgremium eingesetzt, um nicht alleine über die Zukunft des 1,4 Millionen Katholiken umfassenden Bistums zu entscheiden.

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Von den einst ins Auge gefassten 60 Pfarreien ist aber inzwischen keine Rede mehr. "Mal heißt es, es bleiben 42 Pfarreien, mal ist von 45 die Rede", sagt ein Dechant mit guten Drähten ins Generalvikariat. Damit wäre man fast bei der Zahl von 32 Dekanaten, also Zusammenschlüssen von Pfarreien, die es im Bistum Trier gibt - besser gesagt: noch gibt. Denn mit den neuen XXL-Pfarreien, wie die Großpfarreien von Kritikern auch gerne genannt werden, werden die Dekanate überflüssig. "Wir müssen gerade jetzt die Kirchengemeinden vor Ort stärken, statt sie zu immer größeren Einheiten zusammenzufassen und zu entpersönlichen", sagt etwa Magnus Lux von der katholischen Laienorganisation "Wir sind Kirche".

Ähnlich skeptisch ist auch der konservative Trierer Bistumspriester Helmut Gehrmann, der im schweizerischen Trimmis im Einsatz ist. "Die Auflösung der Pfarreien vor Ort wird als Entheimatung empfunden", meint Gehrmann. Dies werde zu einem noch stärkeren Rückgang ehrenamtlichen Engagements führen.
"Wenn unsere Pfarreien Zukunft haben sollen, können wir uns nicht damit begnügen, den bisherigen Bestand zu verwalten", hält der Trierer Bischof Stephan Ackermann in seinem jüngst veröffentlichten Hirtenbrief dagegen. Nach Angaben des 53-Jährigen werden sich "die entscheidenden Dinge des kirchlichen Lebens" - Gebet, Gottesdienste, Zusammenkünfte - auch "in Zukunft im Nahraum vor Ort abspielen".

Wenn in zwei Wochen die genauen Pläne über die neuen XXL-Pfarreien veröffentlicht werden, dürfte in den Nahräumen vor Ort zunächst einmal heftig diskutiert werden. Und der Protest gegen die Pläne aus Trier, da muss man kein Hellseher sein, wird lautstark sein.
Dabei ist durchaus geplant, dass über die Neuzuschnitte in den einzelnen Kirchengemeinden diskutiert wird und Änderungsvorschläge gemacht werden können. Resonanzphase nennt sich die bis Oktober geplante Zeitspanne offiziell. Erst danach soll die neue Struktur auch festgezurrt werden.

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