Folk- und Akustikfestival Melodica - Auf Tuchfühlung mit den Künstlern (Fotos)

Trier · Das Folk- und Akustikfestival Melodica hat am Wochenende fast 1500 Zuhörer in den Trierer Frankenturm gelockt. Sie hörten dort überraschende und unkonventionelle Musik in familiärer Atmosphäre.

"Ihr seid ein super Publikum! So schön ruhig", ruft Solokünstler Torben Tietz seinen Zuhörern völlig ironiefrei entgegen. Die Besucher sitzen, knien und hocken in andächtiger Stille vor der Bühne. Manche auf riesigen Sitzsäcken, andere auf Teppichen oder dem nackten Boden. Die meisten halten ein Bier, Wein oder Limonade in den Händen und essen warme Flammkuchen, während um sie herum der Frankenturm in leuchtend buntem Licht versinkt und die zarten Klänge gezupfter Gitarrensaiten bis in den letzten Winkel des alten Gemäuers dringen.

Das Melodica-Festival ist keine normale Konzertreihe. 2007 in Melbourne initiiert, gibt es Folgeveranstaltungen überall in der Welt, von Sydney bis New York. Trier zählt zum dritten Mal zu den Austragungsorten dieser urban-lässigen Veranstaltung. Dahinter steht das Engagement der gemeinnützigen Organisation Kulturkarawane rund um Jochen Leuf, Aline Pichon und Toby Urban. Leuf erklärt: "Wir wollen Trier bunter und Kultur für jeden zugänglich machen."
Für dieses Ansinnen ist Melodica ein Paradebeispiel. Zwischen den Auftritten der einzelnen Künstler laufen immer wieder freiwillige Helfer mit Spendenboxen umher. So finanzieren sie Anfahrt und Rückreise der Bands. Das Festival an sich ist für die Zuhörer nämlich kostenlos.

Entsprechend durchmischt ist auch das Publikum. Neben den jungen Fans, die sich mit geschlossenen Augen zu den psychedelischen Klängen der feengleichen Roosmarijn verträumt im Takt wiegen, lauschen auch ältere Menschen Sasha Boole, der mit tiefer, samtiger Johnny-Cash-Stimme ein gemütliches Lagerfeuer heraufzubeschwören scheint.
Kleinkinder hüpfen durch die sitzende Menge. Touristen mit schweren Rucksäcken, die sich zufällig zum Konzert verirrt haben, wippen kurz mit dem Bein und huschen dann ihrer Wege. Nella Hussinger, die mit ihrer Familie extra aus Karlsruhe angereist ist, sagt: "Die heimische Stimmung hier ist unbeschreiblich. Fast wie bei einem Wohnzimmerkonzert."

Diese intime Atmosphäre überträgt sich auch auf die Künstler wie Tim Steiner von der Band Leaves&Trees: "Man lernt viele andere Musiker kennen, hilft sich gegenseitig und trifft sich immer wieder, auch auf anderen Melodicas."
Tatsächlich unterstützen sich die Gruppen immer wieder gegenseitig auf der Bühne, spielen locker und ungezwungen zum ersten Mal zusammen und zeigen mit einer wahnsinnigen Spielfreude, worum es bei diesem Festival geht: den Spaß an der Musik.

Alle Bands im Überblick:
Freitag spielten: A great Local Opener, I Took your Name, Torben Tietz, Leaves & Trees.
Samstag traten auf: OAZO, Ben Hermanski, Woodbell, Sasha Boole, Roosmarijn, Bender & Schillinger.
Sonntag auf der Bühne: Johanna Amelie, þokan, Paula Tebbens, Whale vs. Elephant, Nick & June, White Note.

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