Von Mäusen und Menschen: Neue Achterbahn im Eifelpark Gondorf lockt Besucher

Gondorf · In den ersten zwei Wochen der Saison verzeichnet der Eifelpark ein Besucherplus. Das liegt auch an der neuesten Attraktion.

Jonas Haare wehen im Fahrtwind. Der Sechsjährige hält sich an seinem Vater fest, ganz fest. Aneinandergeklammert sitzen sie in einem Fass. Der Totenkopf, der darauf prangt, schreit "Gefahr" und Jona schreit "Iahhhhh" - aber nicht aus Angst, sondern aus Vorfreude. Denn gleich geht es wieder bergab. Das Fahrgeschäft samt Insassen schießt die Schienen runter. In den Kurven schüttelt es den Vater mit seinen beiden Söhnen ordentlich durch.

"Ich will nochmal", ruft Jona schon bevor "Käpt'n Jack's Wilde Maus" mit einem Quietschen zum Stehen kommt. Tja: Aus die Maus! Zum Glück noch nicht: Zehn Mal werden sie heute fahren, sagt Vater Marco Betzens, "so haben wir es ihm versprochen!"

Das Quietschen kommt übrigens vom Reiben der Räder auf der frischen Farbe. "In ein paar Wochen wird das aufhören", meint Nadine Löwenthal, Geschäftsführerin des Eifelparks, "wenn alles trocken ist." Die Wilde Maus dreht nämlich erst seit ein paar Wochen ihre Runden im Park, um genau zu sein seit dem Saisonstart am 8. April. Doch ganz so neu ist die rot-grüne Achterbahn dann doch nicht. Sechs Jahre lang stand sie nämlich im Holiday Park in Haßloch, bis Löwenthal und Goetzke sie gekauft haben und restaurieren ließen. Gekostet hat die Schausteller das etwas mehr als eine Million Euro.

Aber sie ist nicht das einzige, was neu ist, im Eifelpark. Da wäre zum Beispiel noch das Rondello-Karussell, das auch für Rollstuhlfahrer geeignet ist, und das Schubkarrenrennen. Auch der Bauernhof und der Tretbootsee wurden erweitert. Ob die neuen Attraktionen auch neue Besucher in den Eifelpark gelockt haben?

"Mit den ersten zwei Wochen sind wir sehr zufrieden", sagt Löwenthal. Allein für die Osterferien verzeichnen die Besitzer des Parks ein Plus von rund 3000 Besuchern. Es kommen vor allem Familien mit kleinen Kindern.

Kleine Kinder wie Jona. Er sitzt wieder im Fass. Noch sechs Runden hat er vor sich. Langsam ruckelt das Fahrgeschäft nach oben. 15 Meter geht es in die Höhe, dann wieder hinab, bei Tempo 45. Für Adrenalin-Junkies ist das vergleichsweise langsam. Vater Marco ist schon mit schnelleren Achterbahnen gefahren, sagt er, zum Beispiel mit der Silver Star im Europa-Park. Zum Vergleich: Die erreicht Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 125 Stundenkilometern.

Doch solche Fahrgeschäfte würden nicht ins Konzept des Eifelparks passen, sagt Löwenthal. Loopings oder Überkopf-Fahrten - so etwas werde es in Gondorf niemals geben. "Wir sind ein Park für Familien", stellt Löwenthal klar. Sie nehme auch gerne in Kauf, dass Jugendliche ab 16 Jahren das für "uncool" hielten.

Mit der neuen Achterbahn wolle man aber schon eine etwas ältere Zielgruppe ansprechen. Auch 12-, 13-, 14-Jährige könnten auf der Wilden Maus ihren Spaß haben. Und dann wäre da ja auch noch "Seeräubers Kanonenritt", oder "die Weltneuheit", wie die Mitarbeiter des Parks sagen. Bislang ist von der Attraktion aber noch nicht viel mehr als eine Baustelle zu sehen, direkt neben der Wilden Maus, in der Piratenecke.

Eigentlich sollte der Kanonenritt schon zum Saisonstart fertig sein. Jetzt wird es wohl Mai werden. Verzögert habe sich das ganze aufgrund technischer Probleme. "Wir bekommen hier einen Prototypen", sagt Löwenthal. Da gehe schon mal etwas schief.

Was die Besucher erwartet, wenn der Kanonenritt läuft? Sie werden in kleinen Schatztruhen sitzen, die an Stangen hängen. Die Stangen sind an einem Kreisel in der Mitte befestigt und der tut, was ein Kreisel eben so tut: er dreht sich. Neu ist, dass die Mitfahrenden selbst steuern können wie hoch oder tief sie mit ihren Schatztruhen fliegen wollen. Das gibt es in dieser Form noch nirgendwo auf der Welt.

Dass sich dort bislang noch nichts tut, ist für Jona ganz egal. Er setzt sich noch einmal ins Fass, klammert sich fest, ganz fest, an seinen Vater und kreischt: "Iiiiah". Die Haare wehen im Fahrtwind.

Kommentar:
Alles halb so wild - und das ist gut so!

Wir leben in einer Zeit des "Höher, Schneller, Weiter". Es scheint: Jeden Tag wird irgendwo irgendein Rekord gebrochen. Ein paar Beispiele gefällig? Es gibt Motorräder, die schneller fahren als 500 Km/h. Es gibt Gebäude, die mehr als 800 Meter in den Himmel ragen.

Aber es gibt eben auch den Eifelpark. Und für die Gondorfer spielt das alles keine Rolle. Während andere Parks versuchen sich mit Achterbahnen gegenseitig zu überbieten - noch mehr Kurven, noch mehr Loopings, noch steilere Hänge - setzt der Eifelpark auf familienfreundliche Fahrgeschäfte, wie die (halb so) "Wilde Maus".

Und damit (Achtung Wortspiel) fahren die Gondorfer gar nicht schlecht, wie es die Besucherzahlen belegen. Weiter so! c.altmayer@volksfreund.de

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