Millionen-Investition: Erfolg aus Draht und Stein kommt aus Wittlich

Wittlich-Wengerohr · Gabionen aus Wittlich haben Konjunktur: Unternehmer Axel Friedhoff investiert Millionen in neuen Betrieb und zieht schweren Auftrag zur Hangsicherung an einer Autobahn in Mittelfranken an Land.

Millionen-Investition: Erfolg aus Draht und Stein kommt aus Wittlich
Foto: Christian Moeris

Auf Draht und Stein basiert das Erfolgskonzept des 52-jährigen Unternehmers Axel Friedhoff, der seit 2010 als Quereinsteiger kräftig im Gabionengeschäft mitmischt. Gabionen? Das sind Steinkörbe, die zur Hangsicherung, zum Lärmschutz oder auch als Haus- und Gartenzaun aufgestellt werden (siehe Info).

Nachdem der Wittlicher Unternehmer mit seiner Ladenbaufirma mehr oder weniger Schiffbruch erlitt, begann er 2010 im Wittlicher Industriegebiet Wengerohr mit dem Unternehmen "Best Gabion" mit der Produktion von Steinkörben: "Wir haben einfach bei Baufirmen nachgefragt, ob sie Gabionen brauchen und diese dann geliefert." Die mit Zink- und Aluminium legierten Körbe aus Stahldraht, die Friedhoff auf Wunsch auch mit Steinen aus der Region befüllt, sind gefragt.

Sein Umsatz habe sich seit Firmengründung jährlich mehr als verdoppelt, sagt Friedhoff. Erst im vergangenen Jahr weihte der Unternehmer seinen neu gebauten Standort im Industriegebiet Wengerohr ein, in den er fünf Millionen Euro investiert hat. Vier Maschinen, die Arbeiter mit Drahtstangen füttern, schweißen dort jeden Tag Tausende Drahtgitter zusammen, aus denen die Gabionen zusammengebaut werden. "2015 habe ich mit der Firma Rothfuss meinen stärksten Konkurrenten im deutschen Gabionen-Geschäft übernommen und bin damit zum Marktführer aufgestiegen", sagt Friedhoff. Seitdem heißt seine Firma Rothfuss Best Gabion.

In den nächsten Tagen startet Friedhoffs dickster Auftrag, den er bislang an Land gezogen hat und der den Wittlicher eigens dazu veranlasst hat, eine Pressemitteilung zu schreiben. Sein Unternehmen soll Gabionen zur Hangsicherung und zum Lärmschutz eines sechs Kilometer langen Autobahnabschnitts der A6 in Mittelfranken liefern. "Das sind 41 000 Kubikmeter Gabionen im Wert von 1,5 Millionen Euro", sagt Friedhoff freudestrahlend. "Solch ein Auftragsvolumen ist schon ungewöhnlich. Das ist ein super Erfolg!"

Wieso bekam die Wittlicher Firma den Zuschlag? "Wir haben das Autobahnbauamt mit unserer Konstruktion, die zum Schallschutz frontseitig mit Lavasteinen aus der Eifel befüllt wird, überzeugt", sagt Friedhoff, der 40 Patente für die Gabionen-Produktion benutzt. "Unsere Drahtkörbe sind durch eine speziellen Verzinkung korrosionsgeschützt. Die halten 60 bis 70 Jahre", sagt Friedhoff und zeigt auf das Dach eines Anbaus. "Dort stehen Drahtkörbe, die mehr als 20 Jahre alt sind und wie neu aussehen." Die Ausstellungsstücke hat er aus der ehemaligen Produktion von Rothfuss aus Ludwigsburg in Bayern übernommen, wo er sich nun einen Vertriebsstandort eingerichtet hat. Ein weiterer Unternehmensstandort befindet sich in Ronneburg in Thüringen, wo Friedhoff in einer 6000 Quadratmeter großen Schweißstraße Gitter für seine Steinkörbe fertigt.

Wittlicher Gabionen stehen mittlerweile in ganz Europa, Skandinavien und noch viel weiter entfernt. Friedhoff: "50 Prozent der Produktion geht in den Export. Wir haben auch schon nach Kanada oder auch nach Dubai in die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert. Die bestellten Nachlieferungen mussten wir als Luftfracht verschicken." Da sei der Versand teurer als das Produkt gewesen. Mit seinen Gabionen aus Draht und Stein hat der Wittlicher also weltweit Erfolg: "Wir haben enormen Zulauf. Das brummt wie Schwein." Der 52-jährige hofft, dass zwei seiner drei Söhne, die derzeit noch studieren, eines Tages in seine Fußstapfen treten und das Familienunternehmen fortführen.
Rothfuss Best Gabion beschäftigt insgesamt 50 Mitarbeiter an drei Standorten.

Info Gabionen

Eine Gabione ist ein mit Steinen gefüllter Drahtkorb. Die Steinkörbe werden im Straßen- und Landschaftsbau zur Hangsicherung und als Sicht- und Lärmschutz verwendet. Auch im Militär kommen Gabionen als so genannte Schanzkörbe zum Einsatz. Schon die Römer verwendeten Gabionen aus Weidengeflecht, um ihre Wallanlagen zu verstärken. cmo

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