Molkerei Hochwald aus Thalfang will Hunderte Millionen investieren

Thalfang · Molkerei-Vertreter beschließen komplette Neuausrichtung und nehmen dafür viel Geld in die Hand.

Der Milchmarkt in Deutschland steht unter Druck. Allein mit H-Milch haben die Milchbauern und Molkereien kaum noch eine Chance, zukunftssicher zu wirtschaften. Bei der drittgrößten Molkerei in Deutschland, der Hochwald aus Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich), nehmen die Landwirte deshalb nun viel Geld in die Hand, um ihre Marktchancen zu verbessern.

Spekuliert wird, dass das Unternehmen eine neue Super-Molkerei bauen möchte - hochmodern und mit der Möglichkeit, Milch in vielen unterschiedlichen Verarbeitungskanälen veredeln zu können. Für Käse, Butter, Quark oder hochwertiges Milchpulver lässt sich ein höherer Verkaufswert erwirtschaften als für Milch.
Die Konzernzentrale in Thalfang hält sich hier aber deutlich zurück: Es gibt lediglich die Bestätigung, dass Hochwald an einer erfolgreichen Zukunft bastelt. In einer außerordentlichen Vertreterversammlung haben jetzt die Landwirte "für eine komplette Neuausrichtung von Hochwald" gestimmt.
Nach TV-Information lag die Zustimmung dafür bei 96 Prozent. Und die Mitglieder verzichten dafür zunächst auf Milchgeld.

Von 2017 an werden fünf Jahre lang 0,5 Cent je Kilogramm der Milchgeldnachzahlung als Finanzierungsbeitrag einbehalten. Damit ist der Finanzierungsbeitrag bei 2,5 Cent je Kilo für die Kapitalerhöhung gedeckelt. Für einen Landwirt, der jährlich eine Million Kilogramm Milch liefert, wäre dies im Jahr ein Betrag von etwa 5000 Euro. Die Kapitalaufstockung wird aus Nachzahlungen eingesammelt, nicht aus dem ausgezahlten Milchgeld.
Den Milchpreis hat die Hochwald Molkerei aktuell für die Monate Mai, Juni und Juli um 1,5 Cent je Kilogramm erhöht. Er beträgt nun 31,5 Cent/je Kilo.

Insgesamt gehört die Molkerei 4700 Genossen, die als Milchlieferanten Anteile am Unternehmen halten. Die Zahl der Milchlieferanten ist mit etwa 5000 unwesentlich höher. Das Unternehmen beschäftigt rund 1900 Mitarbeiter.
Mit dem eingesammelten Geld könnte beispielsweise die neue Super-Molkerei finanziert werden. Gleichzeitig würde dies aber auch bedeuten, dass bestehende, veraltete Standorte geschlossen werden könnten. Die Hochwald Molkerei hat ihren Stammsitz in Thalfang. Weitere Werke hat das Unternehmen in Deutschland in Erftstadt, Kaiserslautern, Hünfeld, Hungen, Bolsward, Lüneburg und Weiding. Im Februar hat Hochwald mitgeteilt, dass der bayerische Standort in Polling bei Mühldorff am Inn bis zum 31. März 2018 geschlossen wird. Für die rund 230 betroffenen Mitarbeiter laufen derzeit Sozialplanverhandlungen.

Offiziell gibt es für die Spekulation um eine neue Mega-Molkerei noch keine Bestätigung. Doch dass es durchaus Überlegungen in diese Richtung gibt, leugnen die Verantwortlichen nicht. "Der Neubau einer Molkerei ist eine Option", sagt Unternehmenssprecherin Kathrin Lorenz dem Volksfreund. Und auch, dass derzeit die einzelnen Werke auf dem Prüfstand stehen. "Doch hier gibt es noch keine Ergebnisse und auch keinen Beschluss. Wir können also jetzt noch nichts sagen", heißt es aus Thalfang. Auch für die Spekulation, die neue Molkerei könnte in einer milchreichen Region in NRW an der Grenze zu Rheinland-Pfalz entstehen, gibt es von Unternehmensseite keine Bewertung.
"Es gibt eine Strategie 2020, mit vielen Aspekten." Unter anderem soll die Internationalisierung weiter vorangetrieben werden, mit einem speziellen Fokus auf den asiatischen Markt. Weitere Pfeiler der Strategie seien die Technologie-Entwicklung und die Entwicklung des Portfolios um ertragsreiche Produkte.

Hochwald ist mit einem jährlichen Umsatz von 1,44 Milliarden Euro die Nummer drei unter den deutschen Molkereien. Rund 2,28 Milliarden Kilogramm Milch werden in den Werken verarbeitet. Der Export hat dabei einen Anteil von rund 656 Millionen Euro. Die bekanntesten Marken von Hochwald sind in Deutschland Bärenmarke, Glücksklee und Lünebest, Elinas und Hochwald. Bekannte Exportmarken sind Bonny, Milcow, Mana und Happy Day.

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