Jung, männlich, führerscheinlos

Trier · Frauen müssen selten ihren "Lappen" abgeben oder zum Idiotentest. Dafür wird es nun auch für jüngere Leute eng, wenn sie über die Stränge schlagen.

Trier Wenn in der Vergangenheit eine der sieben Führerscheinstellen in der Region jemanden zum Idiotentest schickte, lag der Grund meistens auf der Hand: Alkohol- oder Drogenkonsum. Daran dürfte sich auch seit Einführung der Gelben Karte wenig geändert haben. Doch seit Jahresbeginn können in den meisten Teilen von Rheinland-Pfalz auch Jugendliche zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung - wie der Idiotentest im Amtsdeutsch heißt - geschickt werden, die den Führerschein noch gar nicht haben.
Damit rechnen müssen laut einem Faltblatt der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich auch junge Leute und Heranwachsende, die betrunken randalieren, um sich schlagen oder Drogen konsumieren.
Dass dies - zumindest in Bernkastel-Wittlich - nicht einfach so dahingesagt ist, hat die dortige Führerscheinstelle in den ersten vier Monaten seit Einführung der Gelben Karte bereits unter Beweis gestellt. Von den 72 verschickten Verwarnungen gingen auch einige an Minderjährige, die noch keinen Führerschein haben. Sie müssen nun damit rechnen, zur MPU geschickt zu werden, wenn sie den Führerschein machen wollen. Das ist zeitaufwendig, nervig und teuer. Die Kosten für die medizinisch-psychologischen Untersuchungen liegen zwischen 350 und 800 Euro, inklusive Vorbereitungskurs kommen aber schnell über 1000 Euro zusammen.
Die umgangssprachlich Idiotentests genannten MPUs sollen klären, ob jemand zum Fahren eines Autos oder Motorrads geeignet ist. In Gesprächen versuchen Psychologen bei der Untersuchung, die Probleme der Teilnehmer zu erkunden.
Am Ende steht ein Gutachten für die Führerscheinstelle. Ist es negativ, sind Nachkurse fällig. Im schlimmsten Fall bleibt der Führerschein für immer entzogen.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen mussten sich in Deutschland im vorletzten Jahr 91 276 Personen, überwiegend Männer, einer MPU stellen - die meisten wegen ihres Alkoholkonsums.
Auf Platz zwei landen Drogen und Medikamente. Vor zwei Jahren bestanden 58 Prozent aller Teilnehmer den Idiotentest, 35 Prozent wurden als ungeeignet eingestuft und sechs Prozent als nachschulungsfähig.
Laut Kraftfahrtbundesamt wurden im vorletzten Jahr knapp 96 000 Führerscheine entzogen. In den allermeisten Fällen (85 Prozent) waren Männer betroffen - am häufigsten die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen. Mit ein Grund, warum jetzt auch in der Region Trier gerade jungen Männern bei Verstößen frühzeitig die Gelbe Karte gezeigt wird.

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