Beirat für Migration und Integration des Eifelkreises: "Es ist frustrierend"

BITBURG · Als Vorsitzender des Beirates für Migration und Integration berichtet Erdal Dogan dem Kreistag regelmäßig über die Entwicklungen des letzten Jahres. Dieses Mal fällt es ihm schwer.

 Im April haben diese Flüchtlinge aus Afghanistan eine Auszeichnung für ihr Engagement bekommen. Jetzt droht ihnen die Abschiebung. Für den Vorsitzenden des Beirates für Migration und Integration, Erdal Dogan, ist das frustrierend. Foto: privat

Im April haben diese Flüchtlinge aus Afghanistan eine Auszeichnung für ihr Engagement bekommen. Jetzt droht ihnen die Abschiebung. Für den Vorsitzenden des Beirates für Migration und Integration, Erdal Dogan, ist das frustrierend. Foto: privat

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

BITBURG Der Beirat für Migration und Integration des Eifelkreises trifft sich vier Mal im Jahr. Und so wie der Vorsitzende Erdal Dogan diese Treffen beschreibt, geht es dabei wohl sehr emotional zu. "Wir stellen uns unzählige Fragen, die nie beantwortet werden, schlagen uns die Köpfe ein und gehen dann nach Hause", sagt Dogan, bevor er dann mit seinem Tätigkeitsbericht des Beirats startet.

Der fängt an mit einem Brief, den der pensionierte Arzt aus Schönecken, der für die SPD im Kreistag sitzt, vorlesen möchte. Doch der Inhalt geht ihm so nahe, dass er schon nach wenigen Zeilen ins Stocken gerät. Plötzlich herrscht absolute Stille im Sitzungssaal. Auf einmal hören alle zu. Und selbst diejenigen, die sich bis dahin nur mit ihren Tablets und Smartphones beschäftigt haben, schenken Dogan ihre Aufmerksamkeit. Der aber ist nicht in der Lage, weiterzulesen.
Weshalb sein benachbarter Fraktionskollege Günter Scheiding den Inhalt des Briefes vorträgt. Geschrieben hat den Brief Gunda Gercke-Stolzenbach. Sie ist ehrenamtliche Integrationsbeauftragte der VG Südeifel und berichtet in diesem Brief von einem Erlebnis an Heiligabend.

Gercke-Stolzenbach erzählt von 35 Flüchtlingen aus Holsthum, Peffingen, Ferschweiler und Prümzurlay, die am Abend unerwartet an ihrer Tür geklingelt und ihr dann aus Dank für ihre Unterstützung alle drei Strophen von "O Tannenbaum" vorgesungen hätten. Danach hätten sie dann alle zusammen gesessen, Plätzchen gegessen und Tee getrunken. Sie sei überwältigt gewesen von dieser Dankbarkeit, schreibt die Integrationsbeauftragte der VG Südeifel.
Für Erdal Dogan ist es genau das, was er unter deutscher Leitkultur versteht: "Dass ganz einfache Leute fremde Menschen an die Hand nehmen", sagt er. Die Zahl derjenigen, die an die Hand genommen werden, ist wieder deutlich gesunken. Zu Jahresbeginn sind es laut Dogan noch rund 130 zu betreuende Flüchtlinge gewesen, inzwischen aber nur noch 80. "Sorge bereitet uns, dass nur die Hälfte der Flüchtlinge einen qualifizierten Schulabschluss hat", sagt der Vorsitzende des Beirats.

Was ihn und seine Mitstreiter aber vor allem beschäftige, sei die Machtlosigkeit gegenüber Behörden, wenn es beispielsweise um Abschiebungen gehe. "Es ist frustrierend", sagt er. "Man tut etwas, ohne zu wissen, was am Ende dabei rauskommt."

Mit Leitkultur habe das jedenfalls nichts zu tun, so Dogan. Wenn jetzt der Eindruck entstehe, dass auf Behördenebene alles schieflaufe, dann müsse er sich doch mal zu Wort melden, unterbricht ihn Landrat Joachim Streit. "Wir versuchen, die Dinge, die wir optimieren können, auch zu optimieren", betont Streit.

Für ihn und seine Mitarbeiter seien die Abschiebungen ebenfalls alles andere als schön. "Auch uns tut das weh", sagt der Landrat. Schließlich würden die Menschen vieles auf sich nehmen, um nach Deutschland zu kommen.
"Es ist aber auch so: Menschen, die andere betreuen, sind näher dran", ergänzt Streit. Und deswegen sei die persönliche Betroffenheit dann verständlicherweise größer. Und das ist sie bei Dogan in der Tat. In seinen Händen hält er ein Exemplar des Volksfreunds vom vergangenen April.

Er zeigt auf einen Beitrag über afghanische Flüchtlinge, die in Schönecken dabei geholfen haben, die Gehwege auf dem Gefallenenfriedhof zu erneuern, und dafür im Rahmen des Schönecker Bürgerwettbewerbs mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurden. Schönecken sei durch die engagierten und freiwilligen Helfer ein vorbildliches Beispiel für die Integration von Flüchtlingen geworden, wird Bürgermeister Matthias Antony in dem Volksfreund-Artikel zitiert.
Am Ende aber hat auch diese Geschichte für Dogan ein trauriges Ende: "Die Flüchtlinge, die in Schönecken ausgezeichnet wurden, werden jetzt abgeschoben."

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