Gleichauf mit Daun und Gerolstein

Hillesheim · Die Stadt Hillesheim hat untersuchen lassen, wie ihr Einzelhandel dasteht. Die Kernaussage: Der Marktort ist deutlich besser aufgestellt als Kommunen vergleichbarer Größe.

 Die Stadtmauer als Symbol der Stärke: Vor allem aber dank ihres florierenden Einzelhandels steht die Stadt Hillesheim gut da. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Die Stadtmauer als Symbol der Stärke: Vor allem aber dank ihres florierenden Einzelhandels steht die Stadt Hillesheim gut da. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Foto: (e_gero )

Hillesheim Mit viel Lob hat Thomas Schwarze die Hillesheimer für ihre Einzelhandelsstruktur bedacht: "Sie wissen gar nicht, wie gut Sie es haben", lautete das Fazit seines Gutachtens, das er im Auftrag der Stadt erstellt und nun im Stadtrat präsentiert hat.Die Stadt Hillesheim strahle dank ihrer "schön ausgeprägten Einzelhandelsstruktur, die beinahe idealtypisch ist, eine hohe Zentralität aus, die deutlich über die Verbandsgemeindegrenzen hinweg wirkt", sagte Schwarze. Konkret bedeutet das, dass Menschen aus einem relativ großen Umkreis zum Einkaufen nach Hillesheim fahren. In Zahlen ausgedrückt (siehe Extra): Hillesheim hat bei rund 3119 Einwohnern insgesamt 15 600 Quadratmeter Einzelhandelsfläche. Das liegt nach Angaben des Gutachters weit über dem Bundesdurchschnitt. Ein weiteres Zahlenbeispiel: In der Stadt liegt die Kaufkraft bei 5,4 Millionen Euro, der durch den Einzelhandel erzielte Umsatz aber beinahe dreimal so hoch: bei rund 14 Millionen Euro. Für Schwarze der deutlichste Beleg für die Magnetkraft Hillesheims.Die rühre zum einen von der historischen Anziehungskraft als Marktort, zum anderen sah er einen - für viele nicht direkt nachvollziehbaren - Grund: "Die Autobahnlücke ist auch ein Alleinstellungsmerkmal, denn an dessen Ende kommt man automatisch durch Hillesheim. Gebe es die Lücke nicht, würden viele vorbeifahren."Gutachter Schwarze ging so weit, dass er die kleine Marktstadt auf eine Stufe mit den deutlich größeren Mittelzentren in der Umgebung stellte - was auch bei den anstehenden Fusionsverhandlungen ins Feld geführt werden könne: "Hillesheim spielt in der gleichen Liga wie Daun, Gerolstein und Prüm. Es ist kleiner, aber dafür historisch bedeutsamer", sagte er in Anspielung auf die alten Stadtrechte und die lange Markt-Tradition. Die wirke bis heute nach, sollte laut Schwarze aber ausgebaut werden. Er betonte gegenüber den Stadträten: "Ihre Stadt wird nach wie vor mit Märkten in Verbindung gebracht, außerdem haben Sie im Umkreis von 70 Kilometern die größte Halle. Damit sollten Sie zeitgemäß werben!"Doch es wurden auch Schwächen aufgedeckt, wenngleich die deutlich geringer als die Stärken seien. So gebe es vereinzelt Leerstände, von denen die meisten aber "vermarktungsfähig" seien. Und die Lücken im Sortiment gelte es eben zu schließen. Schwarze: "Was fehlt, sind Läden für Sportartikel/Freizeit/Camping, für Schuhe sowie ein Drogeriemarkt."In diesem Zusammenhang sprach er sich dafür aus, die Erweiterungspläne des Norma vonseiten der Stadt zu unterstützen und sich dort um eine Drogerieansiedlung zu bemühen, um so die innenstadtnahe Versorgung zu verbessern. Zudem mahnte er, ein Auge auf die Entwicklung in Gerolstein zu werfen. "Wenn der HIT-Markt wirklich aufs neue Brunnenareal umzieht, entsteht auf Sarresdorf eine Lücke, die für einen weiteren Drogeriemarkt interessant sein könnte. Das würde Hillesheims Chancen, einen Drogeriemarkt in die Innenstadt zu bekommen, deutlich schwächen." Der dritte Stadtbeigeordnete Theo Valerius (FWG) fragte, wie man die Schwächen ausmerzen und die Lücken schließen könne. Der Experte riet: "Werben Sie mit der guten Gesamtausstattung der Stadt und setzen Sie auf weiche Faktoren wie geringe Mieten und kurze Mietdauer. So kann man vor allem Existenzgründern entgegenkommen." Beispielsweise könne er sich angesichts der vielen Wandertouristen ein "gehobenes Lebensmittelgeschäft" gut vorstellen. Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) nannte das Konzept "sehr hilfreich" bei den Bemühungen um neue Ansiedlungen. Er sagte: "Viele der Interessenten wissen gar nicht, was wir hier haben, welche Kaufkraft hier vorherrscht. Und auch wir haben jetzt endlich mal konkrete Zahlen, mit denen wir wuchern und in der Vermarktung neue Wege beschreiten können." Ratsmitglied Bernhard Kloep (CDU) sah das ähnlich und appellierte daher, die zentralen Zahlen sofort auf der Homepage der Stadt zu veröffentlichen.KommentarMeinung

Erneut beispielhaftDas Einzelhandelsgutachten belegt klar und deutlich, was man immer schon geahnt hat. In Hillesheim kann man gut einkaufen. Auch darin ist die Beispielstadt also beispielhaft. Dazu tragen die lange Tradition als Marktort, aber auch die Investitionen in den Tourismus (Eifelsteig, Krimi, Hotels) bei. Die vielen Gäste sind eine Säule dafür, dass es auch weiterhin viele kleine und schmucke Geschäfte gibt. Jetzt sollten die Hillesheimer nur noch viel stärker mit diesem Pfund wuchern, um weitere Interessenten auf sich aufmerksam zu machen. Die Hillesheimer haben allen Grund, selbstbewusst und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. m.huebner@volksfreund.deExtra: ANALYSE DER EINZELHANDELSSTRUKTUR

Schwächen:

 Der Norma in Hillesheims Stadtmitte möchte erweitern. Dieses Ansinnen wird von der Stadt und dem Einzelhandelsgutachter begrüßt.

Der Norma in Hillesheims Stadtmitte möchte erweitern. Dieses Ansinnen wird von der Stadt und dem Einzelhandelsgutachter begrüßt.

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Stärken: Die Stadt Hillesheim ist durch einen vielfältigen Branchenmix geprägt. Aus der alten Tradition eines Handelsstandortes heraus sind dort 80 Prozent aller Einzelhandelsbetriebe der gesamten Verbandsgemeinde zu finden. Schwächen: In der Stadt gibt es neun Leerstände. Was vor allem fehlt, ist ein Drogeriemarkt. Als ideale Lösung wird eine Kombinutzung mit dem Norma-Markt im Ortskern angesehen. Laut Gutachter würden sich zusätzliche Vorteile durch die Nähe der Apotheke sowie des Seniorenheims ergeben. Zudem befand sich dort der Schlecker-Markt. Weiterhin fehlen zwei Sortimentsbereiche: Sportartikel/Fahrräder/Camping und Schuhe/Lederwaren. Anfang der 60er Jahre gab es in Hillesheim vier Schuhgeschäfte und drei Schuhmacher. Vergleich: Hillesheim hat 3119 Einwohner und 15 654 Quadratmeter Einzelhandelsfläche. Das entspricht einer Verkaufsflächenausstattung von 5,02 Quadratmetern pro Einwohner. Daun hat 8341 Einwohner und 22 129 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, was einem Wert von 2,65 entspricht. In Gerolstein (7446 Einwohner/24 519 Quadratmeter Einzelhandelsfläche) liegt der Wert bei 3,29.

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