Schießstand in Landscheid: Nicht die größte, aber die modernste Anlage Deutschlands

Landscheid · Warum ein Schießstand-Experte die Sorgen der Bürger beim Millionen-Projekt Target World Landscheid versteht und dennoch glaubt, dass ein Umbau kommen muss.

Seit Jahren wird daran geplant und fast genauso lange über die Erweiterung des Schießstandes in Landscheid diskutiert. In sechs Wochen werden die kommunalen Gremien über das Projekt entscheiden, bei dem die existierende Schießanlage für rund drei Millionen Euro modernisiert und ausgebaut werden soll.
Entsprechend spitzt sich auch die Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern zu. In der vergangenen Woche prallten die Meinungen bei einer Infoveranstaltung in Landscheid aufeinander (der Volksfreund berichtete). Im Nachgang dazu sprachen wir mit dem Schießstandsachverständigen Peter Clemens, der als Schießobmann des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz fungiert, über seine Einschätzung zu Chancen und Risiken des Projekts der Target World Landscheid (TWL).

Herr Clemens, können Sie die kontroverse Diskussion - speziell beim Thema Lärm - um das Projekt der Target World Landscheid nachvollziehen?
PETER CLEMENS: Selbstverständlich! Und genau dieses Thema wurde ja von Ortsbürgermeister Ewald Heck und dem Landscheider Gemeinderat von Beginn an vor allem anderen als Prüfstein genannt, indem die Forderung nach einem zukünftig leiseren Schießbetrieb, der deutlich unter den gesetzlichen Vorgaben liegen soll, durch die Planungen sichergestellt werden musste.

Aber das ist doch bis dato reine Theorie?
CLEMENS: Sie haben insofern Recht, als dass die tatsächlichen Schallimmissionen erst nach einer baulichen Umsetzung der Planungen überprüft werden können. Aber bei der Planung durch Sachverständige prognostizierte Schallwerte müssen nach Fertigstellung der Baumaßnahmen in einer behördlichen Abnahmemessung zwingend erreicht werden, da es ansonsten durch die Behörden keine Betriebsfreigabe für den geplanten Umfang des TWL-Projekts geben kann. Daher dürfen sich die Planer hier gar keine Fehler erlauben!

Besonders die Anwohner im Ortsteil Landscheid-Burg befürchten trotzdem durch diesen angeblich größten Schießstand Deutschlands massive Nachteile.
CLEMENS: Die Bezeichnung "größter Schießstand Deutschlands" ist schlicht falsch. Ich persönlich kenne eine Reihe von Schießständen in Deutschland, die sowohl in der Fläche als auch in der Zahl der Anlagen um ein Vielfaches größer sind als das hier geplante Projekt. Allerdings weiß ich von keinem derart modernen und nachhaltigen Schießstand, gerade auch unter dem Aspekt des Schallschutzes, wie dem in Landscheid geplanten. Und davon profitieren die Anwohner in Burg ganz wesentlich. Das haben vergleichende Schießsimulationen, die zusammen mit der SGD Nord gemacht wurden, gezeigt.

Aber es wird doch in Zukunft häufiger geschossen als auf dem jetzigen Schießstand?
CLEMENS: Der alte Schießstand wird aktuell schon intensiver genutzt als in der Vergangenheit. In jedem Fall ist für die Zukunft von einem umfassenderen, täglichen Schießbetrieb auszugehen, egal ob das TWL-Projekt umgesetzt wird oder der alte Schießstand im Rahmen seiner bestehenden Betriebsgenehmigung umgestaltet wird.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land hat vergangene Woche gesagt, dass er "kein Interesse an der Anlage" habe, die Entscheidung vor Ort respektiert und nach den Abstimmungen zum TWL-Projekt gegebenenfalls über die alte Anlage entschieden werden muss.
CLEMENS: Ich kann mir kaum vorstellen, dass Dennis Junk an den Vorteilen, die mit der Neuplanung verbunden sind, wie Arbeitsplätze, Gastronomie für Landscheid, Gewerbesteueraufkommen und letztendlich einer Lärmreduktion für die Anwohner, tatsächlich kein Interesse hat. Darüber hinaus ist seine Aussage zum alten Schießstand absolut richtig, sollte der Neubau abgelehnt werden. Allerdings ist auch klar, dass Entscheidungen zur alten Anlage dann zunächst von Eigentümer und Betreiber getroffen werden. Da es sich um eine bestehende, genehmigte Anlage handelt, wären hier zunächst weder Gemeinde noch Verbandsgemeinde beteiligt.

Was würde eine Ablehnung des Neubaus aus Ihrer Sicht bedeuten?
CLEMENS: Eigentümer und Betreiber würden den Schießstand sicher im Rahmen der bestehenden Betriebsgenehmigung auf den Stand der Technik nachrüsten. Da die gesetzlichen Lärm-Grenzwerte für die Gemeinde Burg im jetzigen Betrieb nicht ausgeschöpft sind, wäre hier mit einer Steigerung der täglich zulässigen Schusszahl mit der jetzt bekannten Geräuschkulisse zu rechnen. Dies kann sich mit Blick auf die Anwohner aber niemand ernsthaft wünschen. Auch um das zu vermeiden, wurden ja die TWL-Planungen auf den Weg gebracht. Allein aus diesen Gründen kann ich mir eine Ablehnung des Neubaus nur schwer vorstellen.
Lars Ross Extra: Peter Clemens

 Schießstandsachverständiger Peter Clemens. Foto: privat

Schießstandsachverständiger Peter Clemens. Foto: privat

Foto: (m_wil )

Peter Clemens (59) ist verheiratet und selbstständiger Sachverständiger im Bereich Jagd und Schießwesen. Er ist seit 1978 Jäger und Schütze und seit 2006 Landesobmann für das Schießwesen im Landesjagdverband (LJV) Rheinland-Pfalz. Seit 2009 ist Clemens Vertreter des LJV beim "Runden Tisch Schießstandsanierung" im rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten und seit 2010 Schießstandsachverständiger. Seit 2012 ist er Mitglied der Technischen Kommission für das kombinierte jagdliche Schießen (FITASC) in Paris und seit 2015 stellvertretender Bundesobmann für das Schießwesen im Deutschen Jagdverband.

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