Archäologie-Serie: Die antike Handelsroute Hunsrückhöhenstraße

Abenteuer Archäologie: Schon in vorrömischer Zeit gab es Handel im Hunsrück, davon zeugen archäologische Funde.

Heute herrscht reger Verkehr auf der Hunsrückhöhenstraße, jenem Bauwerk, das über 157 Kilometer von Saarburg bis Koblenz führt. Gebaut wurde sie zwischen 1938 und 1939, ihre Ursprünge reichen aber bis in die Eisenzeit zurück. Während der Bauarbeiten in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden bereits viele Hügelgräber gefunden, die aus keltischer Zeit stammen.

Einige Jahrhunderte später wurde diese Verkehrsachse erstmalig als römische Militärstraße, als Via Ausonia, bekannt. Schon vorher diente sie aber schon als als Fernverkehrsachse. Das haben Funde in keltischen Prunkgräbern bewiesen, die bei Bauarbeiten im Rahmen eines Kreisel-Neubaus bei Morbach-Wederath entdeckt wurden. Im Jahr 2015 konnten die Mitarbeiter des in der Nähe gelegenen Archäologieparks Vicus Belginum dort graben. Was sie fanden, bevor die Bagger anrückten, sorgte in der Fachwelt für Aufsehen.

Wie Dr. Rosemarie Cordie, Leiterin des Archäologieparks, bestätigt, wurden Weingefäße aus keltischer Zeit gefunden. "Das zeigt eine Verbindung zum mediterranen Raum", ist sich Cordie sicher. Aber nicht nur Wein, sondern auch Olivenöl wurde damals schon in den Norden transportiert. Bei Hinzerath habe man eine Amphore aus Spanien gefunden. Anhand der Prägungen am Hals des Gefäßes sei dies eindeutig nachweisbar. Das gesamte Gebiet sei in der Zeit um 400 vor Christus ein großes kulturelles Zentrum gewesen, sagt Cordie. Manche Funde datieren sogar noch früher, bis 600 vor Christus.

Diese Zeit wird allgemein als "Eisenzeit" bezeichnet. Denn zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert vor Christus begannen die Menschen, die Eisenerzeugung zu beherrschen. Auch das zeigen viele Grabfunde. In dieser Zeit war es üblich, Tote in Grabhügeln beizusetzen. Waren die Toten besonders mächtig und vermögend, war auch die Zahl und Qualität der Grabbeigaben sehr hoch. Zu Grabbeigaben zählen zum Beispiel Gefäße, Schwerter, Schmuck, aber auch Nahrungsmittel. "Man ging damals offenbar davon aus, dass es nach dem Tod weitergeht und wollte nicht unvorbereitet in diese Welt übergehen", sagt Rosemarie Cordie.

Solche Hügel fanden sich aber nicht nur an der Hunsrückhöhenstraße, sondern in Orten innerhalb der Region. Bei Pellingen (Kreis Trier-Saarburg). Auch bei Erden (Landkreis Bernkastel-Wittlich) gibt es Überreste aus dieser Zeit. Dort wurde eine Wehrmauer aus dem 3. Jahrhundert vor Christus gefunden. In Bescheid (Landkreis Trier-Saarburg) entdeckten Forscher sogar ein Grab mit den Überresten eines keltischen Streitwagens mit eisenbereiften Rädern. Das war in einer Zeit zwischen 520 und 340 vor Christus, einer Zeitspanne, in der die größte Dichte an Prunkgräbern zu verzeichnen ist, so der Wissenschaftler Hans Nortmann vom Landesmuseum in Trier. In diesem Zeitabschnitt sei damit eine erste Hochkultur in der Region zu beobachten. Wie viele Grabbeigaben belegen, hatte diese Kultur Verbindungen bis in den Mittelmeerraum.Extra: Landesausstellung


Zum 70. Geburtstag des Landes zeigt eine große Ausstellung in Mainz die Bandbreite dessen, was die heimischen Altertumsforscher in den vergangenen sieben Jahrzehnten entdeckt haben. Die Schau "vorZEITEN" - Archäologische Schätze an Rhein und Mosel" ist bis zum 29. Oktober im Landesmuseum in Mainz zu sehen und bietet einen Streifzug durch 800 000 Jahre Menschheitsgeschichte. Infos: www.vorzeiten-ausstellung.deExtra: TV-SERIE: So geht´s weiter

Im vorigen Teil unserer Serie Abenteuer Archäologie haben wir einen Blick auf die Bronzezeit und das Leben der Menschen in dieser geworfen. Im nächsten Teil berichten wir, über die Blütezeit der Römer und ihren Einfluß auf die Stadt Trier. Texte, Videos und Fotos unter www.volksfreund.de/vorzeiten

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort