Mehr Platz für Übernachtungsgäste in Morbach - Wir erklären, was das Boarding House ist

Morbach · Der Morbacher Geschäftsmann Roman Knichel hat ein Boarding House gebaut. Dort bietet er Appartements für Touristen, aber auch für Geschäftskunden an. Offenbar gibt es dafür Potenzial.

Wer zum Rewe-Markt am Kreisel in Morbach fährt und weiter in den Ort blickt, dem fällt ein neues Gebäude auf. Zweifarbig gestaltet, in einer schlichten, kubischen Form steht dort ein Boarding House. Der englische Begriff bezeichnet eine Herberge, in der Gäste übernachten können und die hotelähnliche Leistungen bietet. Im Gegensatz zu einer Pension richten sich Boarding Houses eher an Langzeitgäste.

Das erste Morbacher Boarding House bietet acht Appartements mit insgesamt 17 Betten. Es wird am 27. August seinen Betrieb aufnehmen. Gebaut hat es der Morbacher Unternehmer Roman Knichel, Inhaber des benachbarten Rewe-Marktes. Wie kommt nun ein Lebensmittelhändler auf die Idee, eine Pension zu bauen? Die kam ihm gewissermaßen an seiner Theke im Markt. "Zu unseren Kunden im Supermarkt zählen oft Handwerker und Monteure, die eine gewisse Zeit hier in der Gegend auf Baustellen sind. Die haben mich oft darauf angesprochen, ob es hier Möglichkeiten gibt, sich längerfristig einzumieten. So kamen wir auf die Idee, ein Boarding House zu bauen," sagt Knichel.

Das Kundenpotenzial sei da, da ist sich Knichel sicher: "Der Bau der B 50 neu bei Longkamp ist in vollem Gang. Aber auch im Energiepark müssen die Windkraftanlagen immer wieder gewartet werden. Oft haben mir Monteure erzählt, dass die Hotels rund um Morbach ausgebucht sind." 1,2 Millionen Euro hat der Unternehmer in das Projekt investiert, das innerhalb von zwei Jahren realisiert wurde.

Knichels Zielgruppe sind Kunden wie Ingenieure oder Monteure, die dort einen längeren Zeitraum wohnen, aber auch Tagesgäste wie Urlauber oder ganze Wandergruppen. Der Beherbergungsbetrieb bietet neun fertig eingerichtete Appartements für eine oder mehrere Personen. Die Zimmer sind mit Balkonen oder Terrassen ausgestattet, auch Waschmaschinen und Trockner sind verfügbar. Wie Knichel erläutert, erfolgt die Vermittlung der Zimmer entweder über spezialisierte Internetanbieter oder direkt über die eigene Homepage.

Auch Arbeitsplätze werden geschaffen. Roman Knichel: "Das Boarding House soll von einer Bürokraft verwaltet werden. Pflege und Reinigung werden zwei Reinigungskräfte übernehmen, die Instandhaltung erfolgt durch einen Hausmeister."

Das Projekt habe er mit Freunden zusammen entwickelt und ausgeführt. Dabei hat Knichel Handwerker aus dem Ort eingebunden. Knichel: "Besonders hervorheben möchte ich die wichtige Arbeit der örtlichen Handwerker, die hier prima zusammengearbeitet haben." Für Franziska Fleckser, Leiterin der Tourist-Info in Morbach ist das ein Gewinn: "Das neue Boardinghouse ergänzt das bestehende Unterkunftsangebot in der Urlaubsregion Morbach im Hinblick auf seine Betriebsart optimal. Das innovative Konzept und die hochwertig und komfortabel ausgestatteten Zimmer bieten sehr viel Potenzial für eine vielseitige Zielgruppenansprache: ob Urlaubsreisende oder Geschäftsreisende - und das in unterschiedlichen Altersklassen." Auch die Nähe zum Zentrum von Morbach sei entscheidend, so Fleckser. Denn damit gewinne das Boarding House zusätzlich an Attraktivität auch für Wanderer auf der Durchreise und Spontanurlaube, denn auch der Fernwanderweg Saar-Hunsrück-Steig liegt in der Nähe. Meinung: Kleine Schritte nach vorne

Allenthalben wird beklagt, dass es zuwenig Fremdenverkehr im Hunsrück gibt, obwohl er so viel zu bieten habe. Das stimmt zweifellos. Es gibt einzigartige Wanderwege, historische Burgen, außergewöhnliche Museen und vieles mehr im Hunsrück zu entdecken. Die Ruhe der Landschaft, die weiten Wälder und die beschaulichen Dörfer laden zum Entspannen ein.Um mehr Menschen in diese Gegend zu locken, muss aber erst einmal die Infrastruktur dafür geschaffen werden. Dazu zählt ein solides Angebot an modernen Gästehäusern und Hotels, in denen nicht nur Touristen, sondern auch Geschäftsleute und Handwerker übernachten können. Das neue Angebot des Boarding House ist ein weiterer, kleinerer Schritt nach vorne. Ohne große Diskussionen hat hier ein Morbacher Unternehmer etwas in die Hand genommen und schlussendlich auch realisiert. Das ist - besonders in einer eher strukturschwachen Region - vorbildhaft. hp.linz@volksfreund.deExtra: MEHR ÜBERNACHTUNGEN IN MORBACH


Wie die Verwaltung Morbach mitteilt, steigen die Übernachtungszahlen in Morbach leicht. 2015 gab es demnach 60 356 Übernachtungen in der Einheitsgemeinde. Das sind 0,2 Prozent mehr als 2014, als nur 60 244 Übernachtungen registriert wurden. 2013 lag die Übernachtungszahl hingegen bei 62 338. Während sich die Zahl der Übernachtungen in Morbach zwischen 2005 und 2015 bei einem Wert zwischen 66 811 (2005) und 60 356 (2015) einpendelt, sind die Schwankungen der Nachbargemeinden größer und tendieren ins Negative. In der Verbandsgemeinde Thalfang lag die Zahl 2005 bei 112 434 und sank auf 55 710 im Jahr 2015. In Morbach habe sich, so Fleckser, auch die Verweildauer der Gäste verlängert. 2014 blieben die Gäste im Durchschnitt 3,01 Tage, 2015 sind es 3,12 Tage. Dabei sei laut Fleckser auch mit einer gewissen "Dunkelziffer" zu rechnen, denn Privatunterkünfte und Ferienwohnungen seien nicht meldepflichtig.

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