Liebestolle Rehe machen die Straßen im Hunsrück unsicher

Morbach/Rhaunen · Es ist schnell passiert. Autofahrer fahren durch ein Waldgebiet und plötzlich quert ein Reh die Straße.

 Die Farbe Blau ist für das Wild das, was das menschliche Auge als grell-orange wahrnimmt. Deshalb sind viele an den Wildunfall-Schwerpunkten angebrachten Reflektoren an den Straßen blau. Foto: Gerd Womelsdorf

Die Farbe Blau ist für das Wild das, was das menschliche Auge als grell-orange wahrnimmt. Deshalb sind viele an den Wildunfall-Schwerpunkten angebrachten Reflektoren an den Straßen blau. Foto: Gerd Womelsdorf

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(red/iro) Diese Gefahr ist im waldreichen Hunsrück ohnehin immer groß. Doch in der Brunftzeit steige sie noch deutlich an, sagt Gerd Womelsdorf, Leiter des Forstamtes Idarwald. Die Behörde umfasst unter anderem den Eigenforstbetrieb der Gemeinde Morbach. Und die Paarungszeit der kleinsten Hirschart, das Rehwild, falle ausgerechnet in den Hochsommer und in der Regel bis in die zweite Augustwoche hinein. Womelsdorf: "Den Tieren geht es wie manchen Menschen: Sie sind in ihrer hohen Zeit vor Liebe blind und deshalb in ihrem Verhalten unberechenbar."

Die Hochsommertage stehen bei den geschlechtsreifen Rehen im Zeichen von Paarung und Fortpflanzung. Alles andere würden sie buchstäblich aus den Augen verlieren. Selbst die Kitze würden in dieser Zeit vernachlässigt, weil das Muttertier, die Ricke, sie scheinbar allein lässt. Wie Womelsdorf dem Trierischen Volksfreund erklärt, "sind diese Jungtiere aber keineswegs verlassen! Die Ricke hält über den Geruchssinn und akustisch Kontakt zu ihren Kitzen und wird stundenweise zu ihnen zurückkehren, aber die längste Zeit des Tages widmet sie sich jetzt der Paarung."

Wichtig ist dem Forstmann der Hinweis darauf, dass das Treiben der Rehe für den Autofahrer Risiken birgt. Bei der Paarung achten die Rehe nicht auf ihre Umgebung und überqueren vermeintlich sorglos Straßen, wobei sie Gefahr laufen, von Autos erfasst zu werden.

Wildunfälle, die im Zusammenhang mit der Rehbrunft passieren, unterscheiden sich laut Womelsdorf dabei grundlegend von den üblichen, die bevorzugt in der Dämmerung oder nachts geschehen. Womelsdorf: "Denn die Rehbrunft spielt sich ganztägig und besonders intensiv im warmen Sonnenschein ab."

Die an den Wildunfall-Schwerpunkten immer häufiger zu beobachtenden blauen Warnreflektoren, die im Dunkeln das Scheinwerferlicht streuen und über die blaue Farbe einen besonderen Warnreflex beim Wild hervorrufen, haben tagsüber keine Wirkung. Auf einen weiteren Unterschied macht der Forstamtsleiter aufmerksam: "Das Reh-Paar kommt in der Regel in sehr schnellem Tempo gelaufen." Umso aufmerksamer sollten die Autofahrer jetzt auch sein und über Tag mit Wildbegegnungen rechnen, appelliert der Forstmann. Auch kommen treibende Rehe in der Brunftzeit keineswegs nur im Wald vor, sondern sind häufig im Getreidefeld oder auf Wiesen zu beobachten.

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