Tickende Zeitbombe? - Giftiges Erbe des US-Militärs in der Südeifel

Trier/Bitburg/Spangdahlem · Die Südeifel hat ein enormes Umweltproblem. Allein die Untersuchung des Ausmaßes verschlingt Millionen. Den Bürgern drohen deshalb bald höhere Abwassergebühren.

Nicht nur Angelteiche, Bäche, Flüsse und Böden sind stark mit den Schadstoffen verunreinigt, sondern auch tiefe Grundwasserschichten. Seit rund drei Jahren weiß die Öffentlichkeit, dass die Südeifel ein großes Umweltproblem hat: Rund um die Flugplätze Spangdahlem und Bitburg sind perfluorierte Tenside (PFT) und andere gefährliche Schadstoffe über Jahrzehnte hinweg in die Umwelt gelangt. U mweltschützer sprechen von einer tickenden Zeitbombe. Denn die Stoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein, werden in der Natur nicht abgebaut und reichern sich immer stärker an.

Eine Sanierung der belasteten Gewässer und Böden dürfte extrem aufwendig und teuer werden. Schon jetzt gehen die Kosten, die dieses Umweltproblem verursacht, in die Millionen - obwohl eine Lösung noch in weiterer Ferne ist. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), der der Bitburger Flugplatz gehört, hat alleine für neue Untersuchungen auf der Ex-Airbase 700.000 Euro ausgegeben. Bis 2023 rechnet die Bima nach eigenen Angaben mit weiteren 1,6 Millionen Euro Kosten. Die Landeswasserbehörde SGD Nord hat für Gewässer-, Boden- und Fischanalysen bisher etwa 65.000 Euro gezahlt. Und das US-Militär hatte 800.000 Euro für Untersuchungen bewilligt.

Weitere hohe Kosten entstehen dadurch, dass die Verbandsgemeinde Wittlich-Land stark belasteten Klärschlamm nicht mehr auf Felder ausbringen kann, sondern ihn teuer verbrennen lassen muss: Rund 536.500 Euro verschlang dies bisher. Die Bürger müssen demnächst wohl mehr für ihr Schmutzwasser zahlen. Denn die Bima ist nicht länger bereit, Schadenersatz zu zahlen. 460.000 Euro hat sie der VG erstattet. Jetzt ist mit Verweis auf ein Urteil des Landgerichts Düsseldorf Schluss. Dieses argumentiert, dass damals noch nicht bekannt gewesen sei, welche Wirkung die PFT-haltigen Schäume für Mensch und Umwelt haben. Es fehle daher ein Verschulden, für das zu haften wäre.
20 weitere Schadenersatzanträge haben betroffene Kommunen, Vereine oder Privatleute rund um Bitburg und Spangdahlem eingereicht. Keiner davon wurde bisher bewilligt.

Bis Ende 2017 sollen die Untersuchungen in Bitburg abgeschlossen sein, bis Mitte 2018 jene in Spangdahlem. Ziel ist es, herauszufinden, wo genau die Schadstoffe herkommen und wie sie sich verbreiten. Erst mit Hilfe dieser Daten ist es möglich, zu entscheiden, wie eine Sanierung aussehen könnte. Auch rund um die Flugplätze Ramstein, Büchel und Hahn wurden hohe Belastungen gemessen. Obwohl der Hahn inzwischen verkauft ist, muss das Land für eine mögliche Altlastensanierung aufkommen. Die Haftung ist dabei auf maximal 25 Millionen Euro beschränkt.

"Viele haben noch gar nicht erkannt, welche Gesundheitsgefahr von den Schadstoffen ausgeht", sagt Günther Schneider aus Binsfeld, Sprecher einer kreisübergreifenden PFT-Arbeitsgruppe des Umweltverbands BUND. Die Wasserversorger der Region nehmen das Problem allerdings von Beginn an sehr ernst. Die Stadtwerke Trier haben eigens ein neues Messgerät angeschafft, mit dem sie auch niedrigste Konzentrationen nachweisen können. Bis jetzt liegen die Werte überall in der Region unter den empfohlenen Richtwerten.

Schneider fürchtet allerdings, dass die Stoffe sich mit der Zeit anreichern. "Mir rutscht das Herz in die Hose, wenn ich darüber nachdenke", sagt der Eifeler.

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