Mit 98 Jahren auf die neue Ortsumgehung für Konz-Könen (Video)

Konz-Könen/Wasserliesch · Zwei Mitglieder der Könener Bürgerinitiative für den Bau der Ortsumgehung sind vor der offiziellen Eröffnung am Mittwoch, 23. August, über die neue Trasse gefahren. Mit der vom Trierischen Volksfreund organisierten Fahrt erfüllt sich ein Wunsch.

 Die Könener Urgesteine Erwin Carl (78) und Barbara Thiel (98) stehen auf der Trasse der neuen Ortsumgehung für den Konzer Stadtteil und warten, dass die Fahrt losgeht. TV-Foto: Christian Kremer

Die Könener Urgesteine Erwin Carl (78) und Barbara Thiel (98) stehen auf der Trasse der neuen Ortsumgehung für den Konzer Stadtteil und warten, dass die Fahrt losgeht. TV-Foto: Christian Kremer

Foto: Christian Kremer

Auf zwei Stöcke gestützt steht die 98-jährige Barbara Thiel vor der offenen Beifahrertür eines weißen Kombis. Der Wagen ist am Rand des großen neuen Kreisels an der B?419 abgestellt. "Du kannst mir einen Schubs geben, dann falle ich da rein", sagt die rüstige Rentnerin lachend zu Erwin Carl. Der 78-Jährige ist wie die 20 Jahre ältere Frau ein Könener Urgestein. Er und Barbara Thiel sind Mitglieder der Bürgerinitiative (BI), die sich 16 Jahre lang für die Könener B-51-Ortsumgehung eingesetzt hat. Carl ist Sprecher der Gruppe, Thiel das älteste Mitglied. Die beiden kennen sich aber noch viel länger: Thiel war vor rund 75 Jahren Erwin Carls Kindergärtnerin.
Wegen dieser tiefen Verbundenheit hatte sich Carl gewünscht, dass Barbara Thiel als eine der Ersten über die 24 Millionen Euro teure Umgehung fährt ("Ein Wunsch für die neue Ortsumgehung", TV vom 23. Mai). Nun hilft der ehemalige Schützling der 98-Jährigen in das Auto - damit der Wunsch in Erfüllung gehen kann. Der TV hat die Fahrt für die beiden in Absprache mit dem Landesbetrieb Mobilität vor der offiziellen Freigabe der Strecke am Mittwoch, 23. August, organisiert (siehe Info) und sie mit zwei Kameras gefilmt.

Die rund vier Kilometer lange Tour beginnt an dem "Turbokreisel" bei Wasserliesch. So nennen die Mitarbeiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) das Bauwerk. Barbara Thiel sitzt auf dem Beifahrersitz. Erwin Carl beobachtet alles von der Rückbank. Beide lächeln. Kein Rumpeln, kein Ruckeln, die Fahrbahn ist glatt. Der Wagen gleitet leise über den Asphalt. Weil noch einige Arbeiter letzte Restarbeiten erledigen, lässt der Fahrer die Tachonadel nur auf 50 Kilometer pro Stunde klettern.
So hat die 98-Jährige genug Zeit zum Erzählen. Und die nutzt sie auch: "Es ist so schön, dass ich mich da mal fahren lassen kann", sagt Barbara Thiel. Dann schweift sie ab und erzählt, wie sie ihren Führerschein mit 58 gemacht habe. Keiner habe daran geglaubt, dass sie die Prüfung bestehe. Doch sie habe alle vom Gegenteil überzeugt. Sie fahre zwar schon lange nicht mehr selbst, aber noch heute denke sie, dass sie ein Auto vom Hof in die Garage bekomme, sagt sie und lacht.
Nach etwa sieben Minuten steht der Kombi am anderen Ende der neuen Straße. An der bestehenden B?51 zwischen Könen und Ayl versperren noch Warnbaken den Weg. Bevor es wieder nach Hause geht, schildern die beiden dem TV ihre Eindrücke.
Erwin Carl meint: "Das ist ein erhabenes Gefühl, wenn man 16 Jahre für eine Sache gekämpft hat, und zum ersten Mal über die Strecke fahren darf." Dabei vergisst der Sprecher der Könener BI nicht, die 25 bis 30 Mitstreiter zu erwähnen - besonders die 15 Mitglieder der BI, die gestorben sind und die Freigabe nicht mehr miterleben können.
Die 98-jährige Barbara Thiel ist hingegen dabei: "Wir in Könen - besonders ich da vorne am Dorfeingang - sind sehr froh, dass sie da ist", sagt sie über die Ortsumgehung. Und bei der offiziellen Freigabe der Strecke darf sie wieder mit einem Auto über die neue Trasse fahren - diesmal in einem Cabrio. Offizielle Feier zur Verkehrsfreigabe

Die B-51-Ortsumgehung Konz-Könen wird nach fünfeinhalbjähriger Bauzeit am Mittwoch, 23. August, 13 Uhr, offiziell für den Verkehr freigegeben. Die Feier ist auf der neuen Trasse geplant, genauer gesagt an dem Zubringer zum Gewerbegebiet Granahöhe auf Wasserliescher Gemarkung. Zum Parkplatz für die Feier kommen die Besucher nur über den neuen Kreisel an der B?419, die Zufahrten aus dem Gewerbegebiet bleiben gesperrt.
Den eigentlichen Festakt, der auch musikalisch begleitet werden soll, eröffnet Edeltrud Bayer, Leiterin des Landesbetriebs Mobilität in Trier, mit einer Begrüßungsrede. Später folgen Ansprachen von Vertretern des Bundes und des Landes. Für das Bundesverkehrsministerium ist Ministerialdirigent Gerhard Rühmorf vor Ort. Das Landesverkehrsministerium vertritt Staatssekretär Andy Becht.

Anschließend durchschneiden alle gemeinsam ein Band, um die Straße symbolisch freizugeben. Dann folgt die Fahrt eines Trosses, der von dem Cabrio angeführt wird, in dem auch Barbara Thiel sitzen wird. Laut LBM ist vorgesehen, dass die ersten Fahrzeuge an der Anschlussstelle nach Tawern wenden und wieder zurückfahren. Im Anschluss ist für geladene Gäste ein Umtrunk mit Imbiss im Könener Bürgerhaus geplant.

Die Ortsumgehung werde dann wieder freigeräumt, sagt Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Mobilität. Er gehe davon aus, dass die Feier samt Fahrt und Aufräumarbeiten etwa anderthalb Stunden dauern. Danach sei die neue Straße frei befahrbar.

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