Gute Nachricht für Brautpaare: Der Tawerner Metzenberg bekommt ein stilles Örtchen

Tawern · Die EU unterstützt den Bau einer Toilettenanlage auf dem Tawerner Metzenberg. Das freut nicht nur Hochzeitsgesellschaften.

 Es geht voran: Heinz-Jürgen Hinck, Thomas Müller und Gerhard Michel (von links) an der Baustelle der neuen Toilettenanlage neben den rekonstruierten Tempeln auf dem Metzenberg. TV-Foto: Alexander Schumitz

Es geht voran: Heinz-Jürgen Hinck, Thomas Müller und Gerhard Michel (von links) an der Baustelle der neuen Toilettenanlage neben den rekonstruierten Tempeln auf dem Metzenberg. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Zwar läuten auf dem Metzenberg keine Hochzeitsglocken, wenn zwei Verliebte vor den Altar treten. Beliebt bei Brautleuten ist der römische Tempelbezirk im Wald von Tawern gleichwohl. Schon seit etlichen Jahren ist die standesamtliche Trauung vor den Augen des dort verehrten römischen Gottes eine von mehreren Möglichkeiten, in der Verbandsgemeinde Konz zu heiraten.

Einer in der Region, der den Tawerner Tempel am besten kennt, ist Gerhard Michel. Der Vorsitzende des Vereins Römisches Tawern kümmert sich seit Jahren um den Erhalt des 1986 ausgegrabenen römischen Erbes. Er berichtet, dass in diesem Jahr bereits etwa 20 Hochzeiten in dem Tempelbezirk gefeiert wurden. Für 2018 seien schon sechs Termine reserviert. Allerdings war das Feiern auf dem Metzenberg bislang nicht ganz einfach. Eine Toilettenanlage gibt es zwar in der Nähe. Doch diese darf seit kurzem nicht mehr genutzt werden, weil sie Umweltauflagen widerspricht. "Also bleibt den Hochzeitsgästen nichts anderes übrig, als sich in die Büsche zu schlagen oder hinter Bäumen zu verstecken", weiß Michel; "Gerade wenn man eine Hochzeit feiert, eine alles andere als angenehme Lösung."

Deshalb habe sich der Verein schon vor einigen Jahren um den Bau einer neuen Toilettenanlage bemüht. Diese entsteht zurzeit "neben dem ummauerten Tempelbezirk", sagt Thomas Müller. Tawerns Ortsbürgermeister musste erst gemeinsam mit den Denkmalbehörden einen Platz finden, an dem eine große Grube ausgeschachtet werden konnte, und einen Weg finden, das Vorhaben zu finanzieren. Seit einigen Wochen wird die Toilettenanlage nur wenige Meter vom Tempelbezirk entfernt errichtet. Ergänzt wird der Bau um einen Informationspavillon, den der Verein für seine Zwecke nutzen will. Kosten des Projekts: knapp 100 000 Euro.

"Die Mitglieder des Gemeinderats haben erst mal geschluckt, als sie die Kosten gehört haben", sagt Müller. Aber Dank der Förderung durch die EU in Höhe von 65 Prozent der Baukosten sowie eines Zuschusses der Verbandsgemeinde von 10 000 Euro sei der Zweckbau für die Gemeinde jetzt deutlich preiswerter, als er gewesen wäre, wenn ihn Tawern hätte allein stemmen müssen. Das habe allerdings weitere Auflagen mit sich gebracht, beispielsweise den Einbau einer barrierefrei nutzbaren Toilette.

Der in Holzständerbauweise errichtete Bau steht auf einer großen Zisterne, in der das Abwasser gesammelt wird. Das werde, so Joachim Weber, erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Konz und für die Werke zuständig, regelmäßig abgeholt und vorschriftsmäßig entsorgt. Mit der bisherigen Anlage sei das nicht länger möglich gewesen, weshalb deren Nutzung zuletzt untersagt war. "Außerdem wird sich das Gebäude im Aussehen deutlich von der historischen Bausubstanz unterscheiden", so Weber weiter. Auch das sei eine Auflage des Denkmalschutzes.

Der Verein Römisches Tawern, die Gemeinde und die Verbandsgemeinde profitieren laut Müller alle von der neuen Toilettenanlage auf dem Metzenberg. Michel und seine Vereinskollegen könnten weiter regelmäßig Touren über das Gelände anbieten, die Verbandsgemeinde könne weiterhin Trauungen in dem Bereich anbieten, und Touristen könnten weiterhin einen der einstmals größten römischen Tempelbezirke der Region außerhalb Triers besichtigen.Extra: VOM ENTDECKEN UND HEIRATEN

Der römische Tempelbezirk bei Tawern wurde in den 1920er Jahren entdeckt und von 1986 und 1989 vom Rheinischen Landesmuseum Trier ausgegraben. Dabei fanden die Archäologen einen 15 Meter tiefen Brunnen. Darin fanden sie neben Münzen und Keramikscherben den Kopf einer Merkurstatue, Weiheinschriften, einen Altar zu Ehren des Merkur und des Apoll (Gott des Lichts, der Heilung und der Künste), ein Relief der von den Treverern verehrten Epona (Göttin der Fruchtbarkeit und der Pferde) sowie ein Relief mit einer Darstellung von Serapis und Isis (Kaiser Maximus Daia versuchte, Serapis zu Beginn des vierten nachchristlichen Jahrhunderts als Konkurrenz zum christlichen Gott zu fördern). Außer im Trauzimmer des Rathauses Konz kann man in der Verbandsgemeinde Konz im Pavillon Clambour des Freilichtmuseums Roscheider Hof, im Kloster Kar thaus und im Filzener Weingut von Claus Piedmont heiraten.

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