Ein Fernsehproduzent ist auf Heimatbesuch bei Tatort Eifel

Daun/Berlin · Besuch in der Heimat: Für Tatort Eifel war TV-Produzent Jörg Winger in Daun. Und erzählt, dass sein bisher größter Erfolg fortgesetzt wird.

 Bei einem der aus seiner Sicht wichtigsten Festivals der Fernsehbranche darf der erfolgreiche Produzent nicht fehlen: Für Jörg Winger ist Tatort Eifel ein Heimspiel. TV-Foto: Stephan Sartoris

Bei einem der aus seiner Sicht wichtigsten Festivals der Fernsehbranche darf der erfolgreiche Produzent nicht fehlen: Für Jörg Winger ist Tatort Eifel ein Heimspiel. TV-Foto: Stephan Sartoris

Foto: (e_daun )

Die Zeit für die Stippvisite in der alten Heimat war ohnehin knapp bemessen, fällt dann sogar noch kürzer aus: Ursprünglich wollte Jörg Winger schon am Vorabend in Daun ankommen, ist aber von seinem Wohnort Berlin kommend in Köln gestrandet. Von dort macht er sich frühmorgens auf in die Eifel, um eine der seltenen Gelegenheiten, seine Eltern auch mal in Daun zu treffen, zu nutzen. Dann ein Auftritt beim Krimifestival Tatort Eifel, nächste Station noch am gleichen Tag: London.

In der Fernsehbranche ist Jörg Winger schon lange unterwegs, aber sein Gesicht ist der breiten Öffentlichkeit nicht so präsent, denn er arbeitet hinter und nicht vor den Kameras. Der 48-Jährige hat beispielsweise mehr als 300 Folgen der ZDF-Krimiserie SOKO Leipzig produziert.

Trotz vollen Terminkalenders ist er gern nach Daun gekommen, denn für ihn ist Tatort Eifel eines der wichtigsten Festivals der Fernsehbranche. "Hier treffen sich viele wichtige Leute, es werden Kontakte geknüpft, und das in der besonderen Atmosphäre einer kleinen Stadt." In der hat er einige Jahre gelebt, hat am Thomas-Morus-Gymnasium Abitur gemacht, war freier Mitarbeiter des Trierischen Volksfreunds, "eine wichtige Zeit für mich", in der auch die Idee konkreter wurde, Journalist zu werden.

Aber es kommt anders: Während seines Volkswirtschaftslehre-Studiums in seiner Geburtsstadt Köln macht er ein Praktikum bei der Film- und Fernsehproduktionsfirma Ufa. Und ganz schlecht hat er sich wohl nicht angestellt, denn das Unternehmen macht ihm noch während des Studiums ein Jobangebot. Das nimmt er an - und macht Karriere. Heute gehört er zur Geschäftsführung der Ufa Fiction GmbH.

In Daun ist er nicht nur zur Schule gegangen, sondern war, als sich Ost und West noch einen Kalten Krieg lieferten, Wehrdienstleistender in der Heinrich-Hertz-Kaserne. Als Fernmelder fängt er einen Funkspruch des sowjetischen Militärs auf, der zu seiner Verblüffung für ihn gedacht ist. "Es dämmerte mir dann immer mehr: Da muss es doch irgendwie einen Maulwurf gegeben haben."

Dieses Erlebnis hat er nicht vergessen - und ist quasi die Keimzelle einer Produktion, die Jörg Winger als deren Schöpfer und Produzent großes, internationales Renommee eingebracht hat: die Spionageserie "Deutschland 83". Im Zentrum steht Martin Rauch, ein Soldat der Nationalen Volksarmee, der mitten im Kalten Krieg als Spion in den Westen geschleust wird.

Als "Moritz Stamm" wird er Referent eines Generals, es entwickelt sich eine spannende Geschichte vor dem Hintergrund des Wettrüstens zwischen Ost und West. Die Serie gewinnt jede Menge nationale wie internationale Preise, begeistert die Kritiker weltweit und verzeichnete im Ausland Rekordquoten - anders als in Deutschland, wo die Produktion 2015 bei RTL gelaufen ist. Deutschland 83 wird in mehr als 20 Länder verkauft und ist als erste deutschsprachige Serie überhaupt vor ihrer deutschen Ausstrahlung in einem US-Sender zu sehen.
Der große internationale Erfolg hat sicher dazu beigetragen, dass es auch "Deutschland 86" und "Deutschland 89" geben wird. Partner ist nun Amazon, längst nicht mehr nur Internet-Warenhaus, sondern auch auf dem Fernsehmarkt aktiv.

"Amazon ist mittlerweile ein großer Player in der Branche, für uns ist das eine tolle Adresse, bei der wir uns gut aufgehoben fühlen", sagt Winger. Die Dreharbeiten für "Deutschland 86" laufen bereits, derzeit in Südafrika. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist für den Produzenten nicht so schwer: Seine Frau Anna ist Hauptautorin der Drehbücher, und als sie im Sommer gemeinsam in Kapstadt waren, haben sie ihre beiden Töchter mitgenommen. Die kennen sich in Daun gut aus, sind sie doch häufig in den Ferien bei den Großeltern.

Gerade will sich Jörg Winger verabschieden, der Flieger nach London wartet nicht, da hat er selbst eine Frage: "Was ist eigentlich mit dem Lückenschluss?" Wie kommt er gerade auf diesen Dauerbrenner, was die Verkehrsinfrastruktur der Region angeht? "Wir sind Anfang der 1980er Jahre nach Daun gekommen. Zuvor haben wir in größeren Städten gelebt, und als wir hierherkamen, habe ich meinem Vater die bange Frage gestellt: Kommt man von hier auch irgendwie weg? Seine Antwort: Keine Sorge, bald ist die Autobahn nach Köln fertig…."

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