Überwältigt bis erleichtert: Die kleinen Parteien im Wahlkreis Trier feiern ihre Ergebnisse

Trier · Durchweg besser als erwartet haben AfD, Grüne, FDP und Linke bei der Bundestagswahl abgeschnitten.

 Die Trierer FDP feiert vor dem Irish Pub in der Neustraße. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Trierer FDP feiert vor dem Irish Pub in der Neustraße. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"

18 Uhr. Die erste Hochrechnung. AfD: 13,5 Prozent. Und Michael Frisch hat niemanden, dem er um den Hals fallen kann. Denn statt gemeinsam den Hochrechnungen entgegenzufiebern, kontrollieren die Trierer AfDler die Auszählung der Stimmen. "In 40 Prozent aller Trierer Wahllokale sind wir vor Ort, um zu prüfen, ob auch richtig gezählt wird", sagt der Landtagsabgeordnete.

Tatsächlich hatten Wahlhelfer bei der Bürgerschaftswahl in Bremen 2015 das Wahlergebnis manipuliert, ein Gericht sprach der AfD nachträglich einen Sitz zu. "Und auch bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hatte man uns mehr als 5000 Stimmen vorenthalten", sagt Frisch.

Das soll in Trier nicht passieren. Deshalb zeigt Frisch Präsenz und guckt mal dem einen, dann dem anderen Wahlhelfer über die Schulter, wie diese Stimmzettel auswerten, stapeln, zählen. Dass die AfD - Stand Sonntagabend 22.30 Uhr - rund 13 Prozent holt, sei "überwältigend", kommentiert er gegenüber dem TV. "Merkel wird endlich Gegenwind bekommen durch uns. Mein Wunsch wäre eine neue große Koalition, dann wäre die AfD stärkste Oppositionspartei."
Während die AfD die Wahlhelfer überwacht, treffen sich die anderen kleinen Parteien - Grüne, FDP und Linke - zu Partys.

In und vor dem Wahlkreisbüro der grünen Bundestagsabgeordneten Corinna Rüffer ist die Stimmung gut. Es gibt Chips, Salzstangen, Bio-Limo, Sekt und Kraft-Bräu aus der Trierer Hausbrauerei Blesius Garten. "Wir sind erleichtert - zumindest hinsichtlich unseres Ergebnisses", sagt Vorstandssprecherin Christiane Wendler. Um etwa einen halben Prozentpunkt haben die Grünen auf Bundesebene ihr Ergebnis verbessert im Vergleich zur Wahl 2013. "Damit konnten wir nicht unbedingt rechnen", sagt Wendler. Das vorläufige Wahlergebnis von Sonntagabend von 8,9 Prozent wird Rüffer wohl wieder in den Bundestag bringen. "Aber unser Ziel, drittstärkste Kraft zu werden, haben wir leider nicht erreicht", bedauert Wolf Buchmann. "Dass die AfD so stark ist, macht mir verdammt viele Sorgen", seufzt der Trierer Stadtrat.

Ginge es nach dem Biergeschmack, könnten Grüne und FDP vielleicht tatsächlich noch Freunde werden. Denn auch bei den Freien Demokraten steht das Olewiger Kraft-Bräu auf den Tischen. Die Atmosphäre im Irish-Pub in der Neustraße ist gut. "Ich bin zufrieden mit unserem Ergebnis - sowohl auf Bundesebene als auch mit meinem persönlichen im Wahlkreis Trier", sagt FDP-Spitzenkandidat Adrian Assenmacher. Immerhin 5,3 Prozent der Erststimmen - Stand Sonntagabend, 22.30 Uhr - hat der Newcomer für die bis dato außerparlamentarische FDP geholt. "Auch ich bin zufrieden", sagt der Trierer FDP-Kreisvorsitzende Tobias Schneider. Ob seine Partei tatsächlich mit den Grünen und der CDU die Regierung bilden werde? "Das müssen wir erst noch sehen - einfach wäre das nicht mit den Grünen", sagt Schneider. "Aber unser Bundesvorstand wird da schon die richtige Entscheidung fällen", ergänzt FDP-Vizevorsitzende Katharina Hassler.

Bei den Linken, die sich im linksalternativen Treff Komplex in Trier-West zum Grillen getroffen haben, ist die Stimmung bestens: "Da wurde gejubelt", sagt Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Katrin Werner. Auf Bundesebene ein gutes halbes Prozent mehr als 2013, auf Landesebene mehr als ein Prozent plus und in Trier sogar das beste Städteergebnis in Rheinland-Pfalz - Stand Sonntagabend. "Das ist auf jeden Fall ein Erfolg - auch, wenn wir uns gewünscht hatten, mehr als zehn Prozent zu holen!", sagt Werner, die es vom zweiten Platz der Landesliste wieder in den Bundestag geschafft hat. Bei den Linken gibt's übrigens Radeberger, ein Ost-Bier, gestiftet von Katrin Werner. "Ich bin ja aus dem Osten, so ganz legt man das dann ja doch nicht ab", sagt die alte und neue Trierer Bundestagsabgeordnete.

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