Die Trierer ticken anders als die Kreisbewohner

Trier/Saarburg · Der Wahlkreis 203 ist etwas Besonderes unter den Bundestagswahlkreisen in der Region. SPD-Kandidatin Katarina Barley und CDU-Herausforderer Andreas Steier liefern sich in Schweich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

 So wie hier im Trierer Rathaus hat die Zahl der Briefwähler auch in den Verbandsgemeinden erneut zugenommen. Das bedeutet eine Menge Arbeit für die Briefwahlvorstände. TV-Foto: Friedemann Vetter

So wie hier im Trierer Rathaus hat die Zahl der Briefwähler auch in den Verbandsgemeinden erneut zugenommen. Das bedeutet eine Menge Arbeit für die Briefwahlvorstände. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"
 Gute Laune in diesem Saarburger Wahllokal: Maria Becker wählt mit freundlicher Unterstützung des Wahlhelfers Raymond Apel. TV-Foto: Rainer Neubert

Gute Laune in diesem Saarburger Wahllokal: Maria Becker wählt mit freundlicher Unterstützung des Wahlhelfers Raymond Apel. TV-Foto: Rainer Neubert

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Ach, wäre doch nur überall Züsch. Dann wäre die Laune der erneut in den Bundestag einziehenden Katarina Barley am Wahlabend sicher besser gewesen. Denn in der Gemeinde haben rund 45 Prozent für die Sozialdemokratin gestimmt. Doch Züsch (Verbandsgemeinde Hermeskeil) ist nicht der Wahlkreis Trier. Dort bleiben die Christdemokraten weiter die stärkste politische Kraft (siehe Info). Und wenn es nach dem ebenfalls in den Bundestag einziehenden Andreas Steier geht, hat unter anderem Wawern (Verbandsgemeinde Konz) wohl Vorbildcharakter. Dort holt die CDU gut 48 Prozent bei den Zweitstimmen. Das ist weit mehr, als am Ende auf Bundesebene erreicht worden ist.

Der Christdemokrat holte übrigens in seiner Heimatgemeinde Pellingen (Verbandsgemeinde Konz) gut 71 Prozent bei den Erststimmen, die Schweicherin Barley in ihrer Heimatstadt 38,7 Prozent. Das ist ein Plus gegenüber der Bundestagswahl 2013 von sechs Prozentpunkten. Steier kommt ebenfalls auf diesen Wert.

Der erste Blick in die Ergebnisse in den Dörfern und Stadtteilen gibt nicht nur Aufschluss über die Stimmungslage in Wawern und Waldweiler. Er zeigt auch, dass es ein Stadt-Land-Gefälle gibt. In Trier gibt es anteilig gesehen viel mehr Grünen-Wähler als im Landkreis. In den sieben Verbandsgemeinden sind es jeweils zwischen gut fünf (VG Hermeskeil) und 7,8 Prozent (Verbandsgemeinde Trier-Land). In der Stadt knapp neun Prozent bei den Zweitstimmen.
Spannend ist auch ein Blick auf die AfD. Die lag 2013 mit 4,1 Prozent der Zweitstimmen unter dem Bundesergebnis. In diesem Jahr sieht es ähnlich aus. Den rund acht Prozent im Wahlkreis stehen gut 13 Prozent auf Bundesebene gegenüber. Wahlkreiskandidat Erwin Ludwig kam in seiner Heimatgemeinde Thörnich auf vier Prozent der Erststimmen.
Im Landkreis bleiben die Christdemokraten mit 40,5 Prozent weiter dominant. Die SPD folgt mit 25,2 Prozent. In der Stadt Trier liegen CDU und SPD bei den Zweitstimmen mit gut 32 Prozent und knapp 24 Prozent weitaus enger zusammen.

Und die wieder in den Bundestag eingezogenen Liberalen? Die liegen im Wahlkreis in diesem Jahr unter dem Bundesergebnis von 10,5 Prozent. Rund 9,5 Prozent sind es in der Stadt Trier gewesen, rund 9,1 Prozent im Landkreis.
Für die Linke ergibt sich eine andere Verteilung. Den 10,9 Prozent in Trier stehen 7,1 Prozent im Landkreis gegenüber.
Der Blick in den Landkreis zeigt zudem, dass es nochmals eine Verbandsgemeinde gibt, in der die CDU besser abschneidet als in den übrigen sechs Verwaltungseinheiten: Schweich mit gut 44 Prozent bei den Zweitstimmen. Ansonsten liegt der Wert eher bei rund 39 Prozent. Spitzenreiter bei der SPD ist die Verbandsgemeinde Kell am See mit rund 28,5 Prozent.

Und in der Stadt Trier? Dort erinnern die Ergebnisse vom Sonntag streckenweise an die der Landtagswahl. In den Stadtteilen Ehrang-Quint, Euren und Trier-West/Pallien kann die AfD erneut gute Ergebnisse einfahren. Für die Grünen lohnte sich die Wahl vor allem in der Altstadt und in Trier-Süd. Der Süden scheint auch ein gutes Pflaster für die Linkspartei zu sein. Die Christdemokraten fahren besonders gute Ergebnisse in den Höhenstadtteilen ein, die Sozialdemokraten unter anderem in Ehrang-Quint.

In Kernscheid fährt die CDU mit 40,9 Prozent der Zweitstimmen ihr bestes Ergebnis ein. Im traditionell studentisch mitgeprägten Trier-Süd hingegen nur 24,7 Prozent. Ehrang-Quint ist mit 33,1 Prozent die sozialdemokratische Hochburg, während die SPD in der Altstadt nur auf 19,2 Prozent kommt. Dort fahren die Grünen mit 16,3 Prozent ihr bestes Ergebnis in der Stadt ein, während es in Ehrang-Quint hingegen vergleichsweise magere 6,7 Prozent sind.
Liberale Hochburg bei dieser Bundestagswahl ist Irsch mit zwölf Prozent. Am wenigsten Freunde der FDP haben sich in Pfalzel (5,8 Prozent) gefunden. Das beste Ergebnis hat die AfD bei den Zweitstimmen in Ehrang-Quint mit 13,8 Prozent geholt. Nur 5,7 Prozent sind es hingegen in der Altstadt und in Trier-Ost gewesen. Die Linke kommt in Trier-Süd auf ihr bestes Ergebnis mit 16,4 Prozent, in Filsch hat sie nur 7,1 Prozent.

Eine immer größere Bedeutung haben die Briefwähler, deren Stimmen zentral bei den Verbandsgemeindeverwaltungen beziehungsweise der Stadtverwaltung Trier ausgezählt worden sind. Inzwischen nutzen mehr als ein Viertel aller Wähler die Möglichkeit, schon vor dem eigentlichen Wahltag ihre Kreuzchen zu machen. Anhand zweier Ergebnisse aus Schweich lässt sich demonstrieren, dass die Briefwähler weiter die großen Unbekannten sind. Im dortigen Briefwahlbezirk III haben sich 46,5 Prozent der Wähler für Andreas Steier ausgesprochen. Katarina Barley kommt nur auf 30,5 Prozent. Viel enger dagegen ist das Rennen im Briefwahlbezirk V ausgegangen. Dort landet Steier bei 40,2 Prozent, Barley bei 39,9 Prozent.

Anders als bei Kommunalwahlen werden bei Bundestagswahlen Briefwahlstimmen nicht in den Ergebnissen der Herkunftsgemeinden aufgeführt. Diese Stimmen werden in eigenen Briefwahlbezirken zusammengefasst.
Weitere Infos zur Bundestagswahl sowie Wahlergebnisse auf Gemeindeebene: www.volksfreund.de/wahlen

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