Reinsfelderin spielt in Rom für den Papst Saxofon

Reinsfeld · Ein Geschenk für den Heiligen Vater: Am 10. November führen 50 Musiker und 110 Sänger aus Rheinland-Pfalz zu Ehren von Franziskus eine Messe im Petersdom auf. Mit dabei ist die Reinsfelderin Ute Knerr. Dem TV hat sie erzählt, wie es dazu kam.

 Ute Knerr aus Reinsfeld gehört zu den landesweit 50 Musikern, die am 10. November im Petersdom in Rom vor dem Papst eine Messe spielen. Ihren Part am Saxofon übt die 46-Jährige am liebsten im Zimmer ihrer Tochter. TV-Foto: Christa Weber

Ute Knerr aus Reinsfeld gehört zu den landesweit 50 Musikern, die am 10. November im Petersdom in Rom vor dem Papst eine Messe spielen. Ihren Part am Saxofon übt die 46-Jährige am liebsten im Zimmer ihrer Tochter. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Es fing alles ganz unspektakulär mit einer E-Mail des Landesmusikverbands an, die Ute Knerr voriges Jahr im November an ihre Kollegen vom Musikverein weiterleitete. "Da stand drin, dass Musiker gesucht werden, um im Petersdom eine Messe für den Papst aufzuführen", berichtet die 46-Jährige aus Reinsfeld. "Vielleicht möchte ja jemand nach Rom?", habe sie beim Weiterleiten der Nachricht in die Betreffzeile geschrieben - aber das Interesse hielt sich in Grenzen.

Hintergrund der Mail war ein landesweites Projekt, das der Komponist Sven M. Hellinghausen ins Rollen gebracht hat. Er schrieb zu Ehren des Papstes, der im Dezember 2016 seinen 80. Geburtstag feierte, eine Franziskusmesse. Das Werk darf nun nach Rücksprache mit dem Vatikan am 10. November im Petersdom in Rom aufgeführt werden (siehe Info). Für den Auftritt braucht es mehr als 100 Sänger und ein 50-köpfiges sinfonisches Blasorchester. Um dafür geeignete Kandidaten zu finden, organisierten der Landesmusikverband und der Chorverband Rheinland-Pfalz mehrere landesweite Castings.

Saxofonistin Ute Knerr fuhr im Februar mit einer Freundin zum Vorspielen nach Sargenroth im Hunsrück. "Ich habe erst eine Weile mit mir gehadert. Aber hätte ich es nicht versucht, hätte ich mich nachher bestimmt geärgert", sagt sie heute. Große Erwartungen habe sie aber nicht gehabt. "Für mich stand fest, da kommst du eh nicht weiter." Sie habe einfach einen schönen Tag mit anderen Musikern verbringen wollen. Getrennt in zwei Gruppen - Holzbläser und Blechbläser - spielten sie einen ganzen Samstag lang vor. Zwei Tage später kam die Zusage.

"Ich habe mich riesig gefreut", sagt Knerr. Vor allem, da sie erst vor sechs Jahren mit dem Saxofon-Spielen angefangen habe. Als Kind habe sie kein Instrument gelernt. Ihr Vater allerdings spiele Tuba. Und ihre Tochter Tina habe damals ihr Lern-Saxofon verkaufen wollen. "Da habe ich gesagt: Warte mal, vielleicht habe ich ja Interesse." Seitdem nimmt die 46-Jährige regelmäßig Unterricht. Ihr Lehrer, Fabian Gilles, ist auch der Dirigent des Musikvereins Lyra Reinsfeld. Dort spielt Knerr im Orchester, außerdem probt sie im Saarland beim Musikverein in Wadern-Morscholz. "Ich bin nicht irgendwie herausragend talentiert", sagt sie. "Aber es macht mir einfach Spaß."

Neben der Reinsfelderin haben es auch Kristina Malburg aus Damflos, Alexander Loch aus Birkenfeld (beide Saxofon) und Christina Schröder aus Trier (Querflöte) ins Orchester für die Franziskusmesse geschafft. Zu den Gemeinschaftsproben - insgesamt waren es nur vier - seien sie als Fahrgemeinschaft angereist, erzählt Knerr. Außerdem sind aus der Region noch Andrea Greif und Stephan Plunien aus Wiltingen (VG Konz) dabei.

Zwischen den großen Proben übe jeder Zuhause allein seinen Part. "Das ist ja im Verein auch nicht viel anders." Die Zeit ist bei Knerr zwar knapp bemessen. Sie arbeitet in der Orthopädie im Mutterhaus und gibt an zwei Abenden pro Woche im Dorf einen Rückenschulkurs. "Aber bisher kriege ich alles unter einen Hut."

Die Uraufführung der Messe ist am Sonntag, 5. November, in Vallendar bei Koblenz. Dort werden Musiker und Sänger auch erstmals gemeinsam in einer Kirche spielen. "Das wird sicher sehr schön", freut sich Knerr schon auf den Auftritt. Der Petersdom eine Woche später sei aber natürlich "das i-Tüpfelchen. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie es in so einer riesigen Kirche klingen wird".

Die Anreise erfolgt zwei Tage vorher mit dem Bus. Am Tag vor dem Konzert sind eine vierstündige Stadtrundfahrt geplant und etwas freie Zeit. "Das ist prima, weil ich vorher noch nie in Rom war. Alle sagen, das ist eine einzigartige, lebendige Stadt." Eine Audienz beim Papst gehört zwar nicht zum Programm. Den trifft nur der Komponist persönlich, um seine Messe zu überreichen. Aber der Auftritt im Dom sei auch eine "Art Audienz", sagt Knerr. Wenn den Papst nicht irgendwas daran hindere, werde er die Messe im Dom verfolgen. Sie selbst habe bei einigen Stücken schon bei den Proben "Gänsehaut" gehabt, sagt die Saxofonistin. Über die Feiertage an Allerheiligen will sie noch einmal intensiv ihren Part üben. Viele der Noten habe sie allerdings schon seit Monaten. "Ich habe unzählige Stunden damit verbracht, mit den Kopfhörern auf den Ohren." Damit habe sie Vertonungen der Stücke angehört, die sie im Internet gefunden habe. Bis zum großen Auftritt wird alles sitzen.
Extra

Klingendes Geschenk für den Pontifex Maximus

Der Komponist und Dirigent Sven M. Hellinghausen aus dem Westerwald macht Papst Franziskus zum 80. Geburtstag ein besonderes Geschenk. Er hat zu Ehren des Pontifex Maximus eine Messe komponiert, die am Freitag, 10. November, 15 Uhr, im Petersdom aufgeführt wird. Die 15-minütige Franziskusmesse ist für einen achtstimmigen gemischten Chor, einen Tenor-Solisten und ein sinfonisches Blasorchester geschrieben. Dazu inspiriert hat den Westerwälder die Persönlichkeit des Papstes. Franzikus sei ein "unkonvetioneller Mensch, der bescheiden auftrete, obwohl ihm mehr Vergünstigungen zustünden", sagte Hellinghausen in einem Interview mit der Rhein-Zeitung. Daher habe er eine Messe komponiert, die "dem Ort angemessen, aber trotzdem nicht herkömmlich" sei. Sie könne auch in kleinerer Besetzung mit Orgel und Kirchenchor gespielt werden. Möglich wird das Projekt durch eine Kooperation von Landesmusikverband und Chorverband Rheinland-Pfalz. Ein Teil der 110 Sänger und 60 Musiker, zu denen auch die Reinsfelder Saxofonistin Ute Knerr zählt, wurde bei landesweiten Vorspiel-Tagen ausgewählt. Die Uraufführung der Messe ist am Sonntag, 5. November, 18 Uhr, in der Pfarrkirche St. Marzellinus und Petrus in Vallendar bei Koblenz. Am 10 . November spielen die Rheinland-Pfälzer dann vor dem Papst im Petersdom. Am Abend darauf folgt noch ein Auftritt in der Kirche St. Ignatio di Loyola in Rom. Informationen rund um die Aufführungen gibt es im Internet unter www.franziskusmesse.de

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