Am Abend kam die Flut

TRIER. Am Tag nach den sintflutartigen Regenfällen machten sich die Menschen in Ruwer an die Aufräumarbeiten. Ein solches Unwetter, so sind sie sich einig, haben sie noch nicht erlebt.

Aufgerissene Straßen, überschwemmte Garagen und Keller - das ist die Bilanz eines nicht ganz gewöhnlichen Sommergewitters. "Es war ein sehr turbulenter Tag für die Feuerwehr", bilanzierte gestern Peter Jochem, Abteilungsleiter Einsatz und Organisation bei der Berufsfeuerwehr Trier. Aus dem arbeitsreichen Samstag wurde um 19.30 Uhr ein Großkampftag, als das mächtige Gewitter seine Regenflut über Ehrang, Pfalzel, vor allem aber über Ruwer ergoss. "Wir mussten ungefähr 50 Einsätze fahren und hatten bis zu 120 Leute im Einsatz", sagt Jochem. Erschwerend sei die fast zeitgleiche Alarmierung wegen des schweren Unfalls auf der B 52 hinzugekommen (siehe unten). "Dafür mussten wir zeitweise Kräfte abziehen." Die verbleibenden Männer der Berufswehr und der zehn alarmierten Löschzüge pumpten in Pfalzel und Ehrang Keller aus. Vereinzelt mussten auch umgestürzte Öltanks gesichert werden. In Ruwer, dem Schwerpunkt des Einsatzes, kämpften die Löschzüge Ruwer, Kürenz und Stadt-Mitte gegen die braunen Fluten und die Geröllmassen, die aus den höher gelegenen Weinbergen in das Dorf geschwemmt wurden. "Die Kanalisation konnte das alles einfach nicht mehr fassen", berichtet der örtliche Wehrführer Wolfgang Müller. Schlammlawine überflutet Ruwer

Sehr schnell hatten sich Gullis und Schächte zugesetzt, das Wasser schoss die Straßen herunter und wälzte Steine und Unrat in den Ort. Besonders leidtragend war die Familie Teuteberg. Das Haus, idyllisch am Dorfrand direkt unterhalb der Weinberge gelegen, wurde von den braunen Fluten arg mitgenommen. In den Kellerräumen und in der Garage stand das Wasser über einen Meter hoch. Auch im Erdgeschoss bahnte sich die braune Brühe ihren Weg durch die Zimmer. "Ich war gar nicht zu Hause, als es los ging", berichtet Philipp Teuteberg. "Meine Mutter war alleine. Als ich eine Viertelstunde später ankam, war schon alles zu spät." Das Garagentor ließ sich wegen des Wasserdrucks nicht mehr öffnen. Nach wenigen Minuten standen zwei Autos metertief in der Brühe. Die Rheinstraße, eine von Ruwers Hauptstraßen, war nach dem Gewitter 30 Zentimeter hoch mit Schlamm bedeckt. Bis 2 Uhr in der Nacht waren die Feuerwehr, das Stadtreinigungsamt und Helfer mit dem Räumen beschäftigt. Vor Ort war auch Feuerwehrdezernent Georg Bernarding. Die Metzgerei Haag, zentral gelegen, stand komplett unter Wasser. Nur dem schnellen Einsatz der Feuerwehr war es zu verdanken, dass keine elektrischen Geräte beschädigt wurden. Im Paulinsgarten, unterhalb des Duisburger Hofs, war die Straße noch am Sonntag mit Geröll bedeckt. "Da können wir nur mit dem Radlader aufräumen", meint Wehrführer Müller. Ein Anwohner, der mit dem Schrecken davon kam, berichtet von Stücken des Straßenbelages, so groß wie Autoreifen, die die Hänge heruntergekommen seien. "Das sah eher wie eine Lawine aus." Sein Nachbar hat Holz, Unrat, Rindenmulch und Steine schon schubkarrenweise aus dem Garten gekarrt. Dass es schon mal so schlimm war, daran kann sich keiner erinnern. Das bestätigt auch Wehrführer Müller. "Vor drei Jahren hatten wir schon mal ein ähnliches Unwetter, das war aber lange nicht so heftig." Wie groß der Schaden ist, der durch das Unwetter entstanden ist, war gestern noch nicht absehbar. Zumindest in den Weinbergen müssen Wege komplett erneuert werden. Schaden entstand auch im Bereich Kordel (Kreis Trier-Saarburg), wo während des Gewitters der Verkehr auf einigen überspülten Straßen zum Erliegen kam.

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